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Höckes völkische Postwachstumsökonomie

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Björn Höcke verfolgt eine völkische Postwachstumsökonomie. Dass Höcke diese Idee auch unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” verfolgte, ist sehr wahrscheinlich. Ich zitiere hier zunächst einen Leserbrief von Björn Höcke von 2008 in der Jungen Freiheit:

Dritte Wege diskutieren

Die gegenwärtige Krise ist definitiv keine des herrschenden Wirtschaftssystems, also der Marktwirtschaft, sondern eine des korrespondierenden Geldsystems, des zinsbasierten Kapitalismus.

Enorme Buchgeldschöpfungen, gigantische Kapitalakkumulationen und globale Konzentrationsprozesse führen zwangsläufig zu zyklischen Krisen einer hochgradig vernetzten, monokulturalisierten Weltwirtschaft.

Wenn es der Menschheit nicht bald gelingt, ein Geldsystem zu erschaffen, das nicht darauf angewiesen ist, ein ewiges Wachstum in einer endlichen Welt zu generieren, wird die letzte Hoffnung auf eine Selbstregulation von Mensch und Natur aufgegeben werden müssen.

Die JF sollte schleunigst in eine Diskussion über “Dritte Wege” einsteigen.“

Dieser Leserbrief findet sich weitgehend identisch, aber nicht als Zitat kenntlich gemacht, in dem Text von „Ladig“ in „Volk in Bewegung“ aus dem Jahr 2011:

Das Wirtschaften für den Markt läßt sich bei vernünftiger Steuerung mit Gerechtigkeit und Erhaltung der Natur versöhnen, der Kapitalismus nicht. So ist denn die gegenwärtige Krise definitv keine des herrschenden Wirtschaftssytems, sondern eine des korrespondierenden Geldsystems, des zinsbasierten Kapitalismus. Dieses die Gier schamlos belohnende System ermöglicht enorme Buchgeldschöpfungen, gigantische Kapitalakkumulationen und globale Konzentrationsprozesse. […] Dieser systemimmanente Wachstumszwang überfordert unsere endliche Welt, führt daher zu den bekannten zyklischen Zusammenbrüchen und verhindert eine Homoöstase von Mensch und Natur sowie eine Freisetzung des Menschen zu sich selber. […] die weiter oben angeführte synonyme Verwendung der Begriffe Kapitalismus und Martkwirtschaft und die Verteufelung sogenannter „Dritter Wege“ [hat] dazu geführt, daß die medienmanipulierte Mehrheit heute noch keine Alternative zum herrschenden System denken kann. […] Die Weltwirtschaft mit ihrer globalen Arbeitsteilung ist extrem vernetzt. Pertubationen breiten sich rasend schnell aus.“

Im Leserbrief sprach Höcke 2008 noch von „Selbstregulation von Mensch und Natur“, „Ladig“ hingegen schreibt von der „Homöstase von Mensch und Natur“. 2014 greift Höcke seine Idee einer völkischen Postwachstumsökonomie wieder auf und übersetzt dann „Homöstase“ mit „Selbstregulation“:

“Ich selbst betone immer wieder [sic!], daß ich die Frage nach der Identität für die zentrale Frage der Menschheit im 21. Jahrhundert halte, denn sie ist der Schlüssel zu ökonomischen und ökologischen Homöostasen, also ausgleichenden Selbstregulierungen einer Gesellschaft.”

Und er scheut sich auch nicht, die anderen Begriffe aus den Texten von „Ladig“ wie z.B. „Entelechie“, „Behaiviorismus“ oder „Pertubation“ weiterhin zu benutzen:

Ich möchte jetzt nicht auf meine Schwierigkeiten mit dem Wachstumsansatz zu sprechen kommen, sondern lieber auf die Gefahren hinweisen, die mit einer Verstetigung bzw. der Ausweitung der deutschen Exportabhängigkeit einhergehen. Volkswirtschaftliche Rechnungen müssen immer vor dem Hintergrund geopolitischer Entwicklungsszenarien aufgemacht werden […] Hier als Staat in zu großflächig und engmaschig vernetzten Räumen gefangen zu sein, kann im Falle einer Perturbation, die sich über das ganze System fortpflanzt, fatale Folgen haben.“

Zahlreiche weitere Textbeispiele könnten hier angeführt werden, bspw. die Verwendung “organische Marktwirtschaft”, die sich im Internet ausschließlich bei “Ladig” und Höcke finden. “Landolf Ladig” hatte nicht nur dazu aufgerufen, die NPD zu wählen, sondern er verherrlicht den Nationalsozialismus und ruft die „Identitäre Systemopposition“ auf, in der vermeintlich kommenden Revolution ihren „Führungsanspruch“ durchzusetzen mit der noch existierenden „Glut“ der Antiglobalisierungsbewegung aus dem nationalsozialistischen Deutschland.



Ladigs Text

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Ich gehe davon aus, dass viele Menschen, die zur Zeit Höcke zujubeln, eigentlich eine Distanz zum Nationalsozialismus haben. Um diesen Menschen die Augen zu öffnen, dokumentiere ich die erste Seite der Texte von “Landolf Ladig” aus der völkischen Zeitschrift “Volk in Bewegung” von 2011, herausgegeben vom mehrfach vorbestraften Neonazi, NPD-Kader und Höcke-Bekanntem Thorsten Heise.

Hier ist das PDF (bitte anklicken): Ladig: Erste Seite

Im ersten Abschnitt des “Ladig”-Textes mit der Überschrift “Deutschland als Ideenschmiede” findet sich eine deutliche Verherrlichung des Nationalsozialismus. Es geht also nicht nur darum, dass Ladig in NPD-Magazinen dazu aufruft, die NPD zu wählen. Mit dieser Verherrlichung ist Ladig eher dem rechten Rand der NPD zuzuordnen, es geht um offene NS-Verherrlichung.

Im zweiten Abschnitt “Krise des Kapitalismus als Chance” findet sich der Leserbrief von Björn Höcke aus dem Jahr 2008 wieder. “Selbstregulierung von Mensch und Natur” wird dort mit “Homoöstase von Ökologie und Ökonomie” übersetzt. Hier der Leserbrief von Höcke:

höcke JF

In späteren Reden und Interviews (2013-2015) von Höcke von tauchen Passagen aus diesem und den beiden anderen Ladig-Texten (2011-2012) wieder auf und Höcke übersetzt dann bspw. explizit “Homöostase” mit “Selbstregulierung”, wie hier in der “Blauen Narzisse”, in dem Höcke ein Interview gab unter dem Titel “AfD als identitäre Kraft” (Ladig spricht übrigens von der “Identitären Systemopposition”):

Höcke Identität 1

Es gibt nur zwei Erklärungen für die vielfältigen Überschneidungen, die ich in den vorangegangen Beiträgen in diesem Blog dargestellt habe: Entweder ist “Ladig” ein Bekannter von Höcke, der mit ihm seit Jahren an einer eigenen Ideologie arbeitet, in Bornhagen und vor dem Wohnhaus Höckes gewesen ist, den gemeinsamen Bekannten “Thorsten Heise” kennt, sein Pseudonym in Anlehnung an den Vornamen des Sohnes Höckes gewählt hat und sich exakt der selben Wortwahl Höckes bedient. Oder Höcke hat unter dem Namen “Ladig” geschrieben. Letzteres, dass “Ladig” Höcke ist, ist sehr viel plausibler. Denn abgesehen von seinem Leserbrief von 2008 ist Höcke bis zum Aufkommen der AfD, also ab 2013, offiziell nicht politisch aufgetreten, obwohl er seit 2008 immer wieder die Notwendigkeit betont, politisch aktiv zu werden. Es ist davon auszugehen, dass Höcke politisch aktiv gewesen, nur eben nicht unter seinem Namen. Seit 2013, als Höcke in die AfD eintrat, verschwand “Landolf Ladig”. “Ladig” hatte nur 2011 und 2012 in den Magazinen des Eichsfelder Neonazis Thorsten Heise publiziert. Seit Höcke in Erscheinung trat, verschwand “Ladig”. Sollte “Ladig” nur ein enger politischer Weggefährte von Höcke gewesen sein, so wäre dies schon schwerwiegend genug. Höcke hätte dann diese politische Beziehung offen zu legen, denn um sich von “Ladig” nachträglich zu distanzieren, muss Höcke zumindest überhaupt erstmal einräumen, dass er mit “Ladig” eng zusammengearbeitet hat – wenn er nicht einmal dies zugibt, erübrigen sich irgendwelche Lippenbekenntnisse.

Oben habe ich geschrieben, dass ich davon ausgehe, dass viele Höcke-Anhänger eine große Distanz zum Nationalsozialismus haben. Diese fordere ich dazu auf, sich mit den oben genannten und in weiteren Blogbeiträgen von mir dargestellten Befunden kritisch auseinanderzusetzen.

Nachtrag 16.11.2015

Die Indizien werden immer dichter. Es gibt ein weiteres Fundstück, was Höcke zu erklären hat.

“Landolf Ladig” preist das Werk von Peter Watson “Genius der Deutschen” als “Opus Magnum”. Auch Björn Höcke preist in seinen Reden und Interviews mehrfach das Werk von Peter Watson “Genius der Deutschen” als “Opus Magnum”:

„Und im letzten Jahr erschien das opus magnum „Genius der Deutschen“ eines Peter Watson (England), der auf über 1000 Seiten kenntnisreich darlegt, daß kein Volk in den letzten 250 Jahren mehr zur Höherentwicklung beigetragen hat als das deutsche.“ (Landolf Ladig 2011)

„Peter Watson hat vor einigen Jahren ein opus magnum auf den Markt gebracht, das Werk heißt „Genius der Deutschen“, ein tausendseitiges Werk, dass ich jeden von Ihnen nur zur Lektüre empfehlen kann.“ (Björn Höcke Mai 2015)

Dummerweise heißt das Buch “Der deutsche Genius”, im englischen Original “The German Genius”. Als Lehrer sollte Höcke wissen, dass zwei identische Fehler in Klassenarbeiten darauf hindeuten, dass einer vom anderen abgeschrieben hat.

In dem Artikel des Autoren mit dem Pseudonym “Ladig” ist ein Leserbrief von Höcke aus dem Jahr 2008 eingearbeitet, quasi (selbst)plagiiert. Das wäre halb so wild, wenn “Ladig” in diesem Text nicht den Nationalsozialismus verherrlicht und aufgerufen hätte, sich für eine “identitären” Revolution in Geist der “Glut” des Nationalsozialismus bereit zu machen.

Wenn die AfD weiterhin ihren Fraktionsvorsitzenden in Thüringen schützt, macht sie sich mitschuldig.


Die NPD-AfD-Achse Heise-Höcke

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Am Wochenende tagte der Landesverband Brandenburg der AfD, die Bundesversammlung der NPD und das Institut für Staatspolitik.

Zu allen drei Versammlungen hat der AfD-Landesvorsitzende und Landesfraktionschef Björn Höcke Bezüge.

Netzwerk

Gauland

Brandenburgs AfD sitzt Alexander Gauland vor. Dieser war einer der ersten, der Björn Höckes rechte Sammlungsbewegung “Der Flügel” (“Erfurter Erklärung”) unterstützte. Gauland trat bei Höckes Erfurter Demonstrationen auf und verfasste zuletzt ein “Deutschland-Papier” zusammen mit Höcke, welches Höcke in Erfurt und Gauland in Magdeburg bei AfD-Kundgebungen zeitgleich verlasen – ohne Absprache mit dem Bundesvorstand.

Am Wochenende wurde Andreas Kalbitz als Stellvertreter von Gauland gewählt. Kalbitz ist Vorsitzender des rechtsextremen Vereins Kultur- und Zeitgeschichte, Archiv der Zeit e.V., mit diesem Vorsitz zeige sich Kalbitz den Recherchen Hajo Funkes zufolge selbst als rechtsextrem. Kalbitz unterstützt ebenfalls die “Erfurter Erklärung” von Höcke und sprach während der Versammlung des “Flügels” beim Kyffhäuser-Denkmal.

Heise

Die Frankfurter Rundschau berichtete von der NPD-Bundesversammlung am Wochenende. Dem Vorsitzenden Frank Frantz mache die AfD Sorgen, weil diese der NPD Stimmen koste.

Das sähe Thorsten Heise, ein militanter und mehrfach vorbestrafter Neonazi anders, berichtete die FR. Heise gehe davon aus, dass die AfD der NPD langfristig nütze. Zwischen Heise und Höcke bestünden Kontakte, weiß heute die taz zu berichten. Erik Peter von der taz hat einen Bekannten von Höcke ausfindig gemacht, der über enge Kontakte erzählte:

“„Ich habe selbst gesehen, wie Höcke seine Töchter bei Heise abgeholt hat.“ Beiläufig fügt er hinzu: „Die beiden sind stolz auf ihre Verbindung.“ Er erzählt von einem Gespräch mit dem NPDler Heise. Die Frage, ob Höcke Konkurrenz für ihn sei, habe dieser entschieden zurückgewiesen und gesagt: „Nee, nee, wir kennen uns schon so lange.“”

Über meine Ergebnisse zu den vielen Überschneidungen zwischen den Texten eines NPD-nahen Autoren namens “Landolf Ladig”, der in Heises Blättern den Nationalsozialismus verherrlichte, und den Reden und Interviews von Höcke, hatte ich in diesem Blog ausführlich berichtet. Meiner Meinung nach ist die plausibelste Erklärung, dass Höcke unter dem Pseudonym “Ladig” für Heise schrieb.

Heise macht mit seiner NPD im Eichsfeld übrigens Aktionen für fünf Forderungen:

– Rücktritt von Angela Merkel / Neuwahlen
– Mitsprache der Bürger durch Volksbegehren
– ein Volksbegehren zur Einwanderung
– Direktwahl des Bundespräsidenten
– weniger Macht für politische Parteien

Diese Forderungen kommen uns bekannt vor, sie wurden auch in der AfD geäußert.

Die Verbindungen zwischen Höcke und Heise sind sehr problematisch. Höcke könnte – je nachdem wie eng die Verbindungen sind und ob er tatsächlich als “Ladig” für Heise schrieb – durch Heise erpressbar sein. Dann wäre es kein Wunder, dass Heise das Verhältnis AfD-NPD weniger dramatisch einschätzt als sein Parteichef.

Kubitschek

Ebenfalls am vergangenen Wochenende traf sich der Herbstkongress des neurechten Instituts für Staatspolitik (IfS) unter dem Titel “Ansturm auf Europa”. Dort berieten sich Götz Kubitschek, Jürgen Elsässer, Karl Albrecht Schachtschneider und Björn Höcke über “Asylantenflut”, “Staatsversagen und Widerstandsrecht”. Kubitschek und Elsässer haben eine illegale Aktion (“deutsches Maydan”) angekündigt, Schachtschneider liefert das juristische Rüstzeug. Kubitschek und Höcke kennen sich bereits seit Jahren, das teilte Kubitschek in einem Interview mit. Höcke hatte vor einiger Zeit die gesamte Fraktionssitzung der AfD Thüringen ins Rittergut Schnellroda, also im Sitz des IfS nach Sachsen-Anhalt verlegt, um dort Referate von Kubitschek und Lehnert über das Institut und den dazugehörenden Verlag zu hören. Angeblich soll der Vorschlag gefallen sein, mit Fraktionsgeldern dem Verlag unter die Arme zu greifen.

Für den Winter lädt das neurechte IfS zum Herbstkongress nach Schnellroda. Es wird wieder um “Widerstand” gehen. Ein Referent wird Martin Sellner von der Identitären Bewegung Österreich sein, der dort über die Grenzaktionen berichten wird.

Als weiterer Referent ist Thor v. Waldstein vorgesehen, der über die Anwendbarkeit des Widerstandsrechts fabulieren wird. Waldstein war mehrere Jahre Vorsitzender des rechtsextremen Nationaldemokratischen Hochschulbundes, NPD-Kandidat für das EU-Parlament und stellvertretender Vorsitzender der Jungen Nationaldemokraten.

NPD-AfD-Achse

Es gab einmal in der AfD eine klare Grenzziehung gegenüber der NPD. Während bei Parteien wie den Republikanern eine jeweilige Fallentscheidung treten sollten, war eine NPD-Mitgliedschaft ein No-Go. Inzwischen ist diese Trennlinie verwischt. Das Amtsenthebungsverfahren gegen Björn Höcke, welches damals eingeleitet wurde, nachdem sich Höcke weigerte eine eidenstattliche Versicherung abzugeben, dass er nicht als “Landolf Ladig” für die NPD geschrieben hatte (uns ich weigerte mich aufgrund meiner Behauptungen anzuzeigen), und etwas später zudem noch behauptete, nicht jeder NPDler sei rechtsextrem, wurde inzwischen beendet. Seither versucht er weitere Tabubrüche, testet an, wie weit er gehen kann. Gestoppt wird er nicht. Die AfD-Mitglieder feiern ihn oder sehen keine Möglichkeit mehr, ihn zu stoppen. Die Frage ist in Zukunft nur, ob es für die faschistoide Tendenz in der AfD nötig sein wird, Frauke Petry rauszuwerfen, oder ob sie besser als Marionette vorne bleibt.


Zur Metapolitik der Neuen Rechten in der AfD

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Wer die Strategie der Neuen Rechten in der AfD verstehen will, sollte sich mit deren “Metapolitik” auseinander setzen. Der ehemalige NPDler Dr. Dr. Thor von Waldstein formulierte zum 15. Jahrestag des neurechten Institut für Staatspolitik Mitte Juni 2015 im Rittergut Schnellroda, worum es gehen solle:

1. Mut zur Setzung eigener Themen (z.B. “Abschaffung des deutschen Volkes”)
2. Kampf um die Sprache
3. Kampf um die Köpfe
4. Mut zur Provokation
5. Ende der Distanzeritis

Zum letzten Punkt sagte er, dass es darum gehen müsse, gemeinsam gegen den “Hauptfeind” zu kämpfen, “den die europäischen Völker zersetzenden Liberalismus”. In den “Verkrustungen des Staates, der aus sich heraus unter keinen Umständen mehr reformierbar ist” sei dies nicht möglich.
Dies erklärt, warum Björn Höcke davon spricht, dass die “AfD die letzte evolutionäre Chance” bzw. “die letzte friedliche Chance” sei, er zielt damit auf Götz Kubitscheks Vokabel “Vorbürgerkrieg”. Wenn Höcke gleichzeitig den Bürgerkrieg prophezeit, dann wird klar, dass das Gerede von der “letzten friedlichen Chance” als vorgreifende Rechtfertigung für Gewalt gelesen werden kann: “Wir haben es ja friedlich versucht”, wird es dann später heißen, wenn “aufgeräumt” und “ausgemistet” (Frohnmaier), wenn “vertrieben” (Höcke) wird. “Brandige Glieder” ließen sich nicht mit “Lavendelwasser” “heilen” zitierte Höcke Hegel im Sinne der Gewaltoption der neurechten Metapolitik: “Der Verwesung nahen Lebens kann nur durch das gewaltsamste Verfahren reorganisiert werden” zitierte Höcke Hegel weiter. Hegel hatte diese Sätze in seinem Artikel “Über die Reichsverfassung” zu Machiavellis berüchtigten Büchlein “Il Principe” geschrieben, welches er damals verteidigte. Bei Hegel hieß es unter anderem, wer gegen den Staat arbeite, müsste im Sinne des Machiavellis bestraft werden.

(Anmerkung: Dass Machiavelli damals schwer krank war, als er seinen “Machiavellismus” entwickelte, er war durch Folter schwersttraumatisiert und “Il Principe” sollte als Traumaaufarbeitung inklusive einer typischen “Identifikation mit dem Aggressor” gelesen werden, konnte Hegel zu seiner Zeit nicht erkennen. Wenn dieser Machiavellismus in der Metapolitik der Neuen Rechten allerdings reformuliert wird, dann sollte psychoanalytisch mit Arno Gruen, Klaus Theweleit, etc hinterfragt werden, was in der Kindheit der Vertreter*innen der Neuen Rechten falsch gelaufen ist.)


Forderte Höcke bereits 2012 einen biologischen Rassismus?

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Björn Höcke bezog sich in einer Rede beim neurechten Institut für Staatspolitik (IfS) auf die Populationsökologie J. Philippe Rushtons, wie sie in seinem Buch Rasse, Evolution und Verhalten – Eine Theorie der Entwicklungsgeschichte dargelegt wurde. Das Buch wird vom hauseigenen Antaios-Verlag des IfS vertrieben. Ruhston hatte in dieser rassistischen Publikation die von Biologen inzwischen selbst für die Fauna umstrittene r-/K-Theorie auf die Menschheit ausgedehnt und zwar differenziert nach “Menschenrassen”.

Rasse

Es handelt sich hier also keinesfalls um eine Privattheorie Höckes (und Höcke wurde auch nicht “fehlinterpretiert”) sondern um eine in diesen neurechten Kreisen breit diskutierte Ideologie. 2010 lud die Burschenschaftliche Gemeinschaft Philippe Rushton zu einem Vortrag mit dem Titel “Rasse, Evolution und Verhalten”  ein. 2011 wurde aus diesem Umfeld in der Deutschen Burschenschaft die Diskussion um den sogenannten “Ariernachweis” gestartet. Mitglied in der DB sollte nur werden dürfen, wer deutsche Vorfahren habe, ein deutscher Pass reiche nicht aus. Auch ein Mitarbeiter in der Thüringer Landesfraktion der AfD, der Burschenschaftler Torben Braga äußerte sich entsprechend: „Wenn jemand sich zu Deutschland bekennt und deutscher Abstammung ist, kann er bei uns aufgenommen werden.“ Die Abstammungen, Höcke würde von biologischer “Phylogenese” sprechen, sind diesen Menschen wichtig. Die entsprechende “Rassen”-Ideologie findet sich einschließlich Rushton im Sortiment des IfS-Verlages.

Daher gab es auch keinen Aufschrei oder auch nur empörtes Gemurmel, als Höcke die “populationsökologische Brille” aufsetzte und die unterschiedlichen “Evolutionskonzepte” zwischen “den Afrikanern” und den “Europäern” darlegte. “Afrikaner” seien “Ausbreitungstypen”, Europäer seien “Platzhaltertypen”. Er gab lediglich Ruhston wieder und zwar korrekt, ohne irgendwelche Höck’schen Eigenheiten. Hier das Zitat von Höcke, ich hatte es bereits am vergangenen Freitag Vormittag transkribiert und veröffentlicht, wenige Stunden später wurde diese Passage von Panorama und NDR-Recherche einem größeren Publikum bekannt gemacht:

“Und an dieser Stelle ist es angeraten, meiner Meinung nach, mal die populationsökologische Brille aufzuziehen und den Blick noch etwas zu weiten. Der Bevölkerungsüberschuss Afrikas beträgt etwa 30 Millionen Menschen im Jahr. Solange wir bereits sind, diesen Bevölkerungsüberschuss aufzunehmen, wird sich am Reproduktionsverhalten der Afrikaner nichts ändern. Die Länder Afrikas, sie brauchen die deutsche Grenze, die Länder Afrikas, sie brauchen die europäische Grenze, um zu einer ökologisch nachhaltigen Politik zu finden. Und die Länder Europas brauchen sie gegenüber Afrika und den arabischen Raum um so dringender, weil Europa phylogenetisch vollständig nachvollziehbar eine eigene Reproduktionsstrategie verfolgt. In Afrika herrscht nämlich die sogenannte Klein-r-Strategie vor, die auf eine möglichst hohe Wachstumsrate abzielt. Dort dominiert der sogenannte Ausbreitungstyp und in Europa verfolgt man überwiegend die Groß-k-Strategie, die die Kapazität des Lebensraums optimal ausnutzen möchte, hier lebt der Platzhaltertyp. Die Evolution hat Afrika und Europa vereinfacht gesagt zwei unterschiedliche Reproduktionsstrategien beschert. Sehr gut nachvollziehbar für jeden Biologen. Das Auseinanderfallen der afrikanischen und europäischen Geburtenraten wird gegenwärtig natürlich noch verstärkt durch den dekadenten Zeitgeist, der Europa fest im Griff hat. Kurz: im 21. Jahrhhundert trifft der lebensbejahende afrikanische Ausbreitungstyp auf den selbstverneinenden europäischen Platzhaltertyp. Und diese Erkenntnis, wenn diese Erkenntnis von irgendeinem der Altparteien-Politiker zur Kenntnis genommen worden ist, was ich wage zu bezweifeln, diese Erkenntnis die ruft nach einer grundsätzlichen Neuausrichtung der Asyl- und Einwanderungspolitik Deutschlands und Europas, liebe Freunde.” (28:10)

Höcke hat also die Populationsökologie aus der Fauna auf angeblich unterschiedliche Menschentypen übertragen. Unmittelbar vor der AfD-Karriere des verbeamteten Geschichtslehrers Höcke forderte eine noch unbekannte Person mit dem Pseudonym “Landolf Ladig”, den ökologischen Blick auf die Phylogenese der Menschen und nicht nur auf die “Ontogenese” des Menschen zu richten. Die Ökologie der Grünen bezöge sich nur auf die “Ontogenese”, beklagte “Ladig”: “Das Parteiprogramm [der Grünen; A.K.] fußt daher auf kulturalistischen und behaivioristischen Theoriederivaten. Sie postulieren die “Machbarkeit des Menschen” und sind die Grundlage jener grausamen Gesellschaftsexperimenten, die als Gender Mainstream und Multikulturalismus Teil der offiziellen Politik der BRD geworden sind.” (Landolf Ladig: Ökologie und Postwachstumsökonomie. Die Krise des Liberalismus, in: Volk in Bewegung, 1/2012, S. 12) Ich gehe davon aus, dass es Höcke war, der, als er noch Lehrer gewesen ist und bereits 2006 darauf hingewiesen wurde, er solle sich mit rechten Beiträgen in der Öffentlichkeit mäßigen, hier als “Landolf Ladig” unter Pseudonym schrieb. Auch Höcke forderte später als AfD-Politiker das Ende des “Machbarkeitswahns” der “Gesellschaftsexperimente” “Multikulturalismus” und “Gendermainstreaming”.

Wichtig an dieser Stelle ist nicht so sehr, weitere Übereinstimmungen zwischen den Texten “Ladigs” und Höckes festzustellen, sondern die Forderung “Ladigs” (Höckes?), die Menschheit als Teil der Fauna zu betrachten, deren “rassische” Entwicklung populationsökologisch betrachtet werden müsse. Er bezieht sich dabei auf den NPDler Arne Schimmer, der zeitgleich mit Höcke in Gießen studierte:

“Während die zuweilen hysterisch artikulierte Sorge um gefährdete Tierarten indirekt auf die Entelechie, also eine eingriffsfreie, die Anlageseite betonende, Entwicklung der Wesen abstellt, wird der Mensch, der biologisch betrachtet auch ein Teil der Fauna ist, aus dem ökologischen System herausgenommen. So macht ‘man sich zwar Sorgen um jedes habitat einer gefährdeten Krötenart, gleichzeitig reagiert man völlig gleichgültig auf das Absterben der eigenen Kultur und damit der eigenen geistigen und kulturellen Traditionen’ (vgl ebenda [Arne Schimmer: Der verlorene Auftrag, in: hier & jetzt 17/11, S. 18 – 27; A.K.], S. 23). Während man sich – selbstverständlich berechtigt – um die lebensgesetzliche Entwicklung von Pflanzen und Tieren sorgt, spricht man der zentralen Entwicklung der Evolution, dem Menschen, ein eigengesetzliches Entwicklungsrecht seines Wesenskerns ab und führt ihn einer ideologischen Vernutzung zu. Die nichthumane Natur darf sich nach ihrer inneren Logik entwickeln, der Mensch muß gemacht werden, so die Unlogik der ‘linken’ Ökologie à la ‘Die Grünen’.” (ebd.)

Es folgt dann eine Passage, die wir auch sehr gut vom Redner Höcke kennen, der die “Polarität der Geschlechter” gegen die “Ehe für alle” propagiert. Erst die “Polarität der Geschlechter” ermöglichte die europäische Hochkultur, behauptete Höcke in seiner Weihnachtsrede vor der Jungen Alternative in Baden-Württemberg. Und er warnte öffentlich vor dem “Gender-Totalitarismus, dieser Fehlgeburt des Behaiviorismus”, sowie vor gesellschaftlichen multikulturellen “Transformationsprozessen”. An dieser Stelle soll es wie gesagt nicht darum gehen, die Gleichheit zwischen Höcke und Ladig zu belegen, das ist an anderen Stellen ausführlich geschehen. Hier geht es um die Frage, ob “Ladig” bereits eine rassistischen Biologismus in Form einer Populationsökologie Philippe Rushtons einforderte. Lassen wir “Ladig” also weiter zu Wort kommen:

“Die Auflösung der geschlechtlichen Polarität in Homo-, Bi- oder Transsexualität steht dabei ganz oben auf der Agenda, wodurch langfristig nicht nur die Fortpflanzung der Menschheit in Frage gestellt wäre, sondern eben auch die schöpferischen Impulse, die aus dem Geschlechtergegensatz entstehen, zu versiegen drohen. Auch die befürwortete Transformation gewachsener Völker in multikulturelle Gesellschaften belegt die totale Hegemonie kulturalistischer oder behaivioristischer Theorien innerhalb ‘grüner’ Gesellschaftsutopien. Dabei muß im anthropologsichen Bereich dasselbe gelten wie für die übrige belebte Natur auch – und was dort publikumswirksam von ‘Grünen’ eingefordert wird: Vielfalt sichert Zukunft! ‘Eine homogenisierte Menschehit setzt alles auf eine Karte, eine in unterschiedliche Rassen, Völker, Religionen, Kulturen, Wirtschaftsräume usw. gegliederte Menschheit hat hingegen viele Eisen im Feuer’ (H. Schleiß: 22 Thesen zum Rassismus, in: Krebs, P. (Hrsg.): Mars Utor 2006, Kassel 2005, S. 312ff., S. 348).” (ebd.: 12f.)

Zur Interpretation der Rede Höckes im IfS wäre die Klärung wichtig, ob Höcke bereits 2012 den Artikel unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” zu verantworten hat.


AfD ist “durchgeknallt”

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Die AfD setzt auf Waffen und auf den vorschnellen Gebrauch von Waffen – und zwar auf verschiedenen Ebenen.

Libertäre Alternative oder Waffen statt Sozialstaat

Es begann mit einem Aufruf der Libertären Alternative, einer rechtslibertären Initiative in der AfD. Man beachte im Forderungskatalog den letzten Punkt:

“Unsere 20 Forderungen für die Freiheit:

1. Wir fordern die Abschaffung der Europäischen Union – für ein freies Europa in einer freien Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft

2. Wir fordern das Recht für Eltern, Ihre Kinder im eigenen Heim zu erziehen. Die Kita-Ideologie lehnen wir entschieden ab. Die Familie war und ist ein Bollwerk gegen staatliche Ideologie. Sie gilt es zu schützen.

3. Wir fordern die Einführung von Bildungsgutscheinen. Eltern müssen das Recht bekommen, zu entscheiden, ob ihr Kind eine staatliche,
konfessionelle oder private Schule besuchen soll. Durch den Konkurrenzdruck ist eine Niveausteigerung zu erwarten. Zudem wird staatlichen Indoktrinationsprogrammen in Schulen – wie beispielsweise der Gender-Ideologie – ein Riegel vorgeschoben. Wir treten außerdem für das “home schooling”, also das Bilden in den eigenen vier Wänden, ein.

4. Wir fordern die Entstaatlichung der Ehe. Die Ehe ist ein religiöser Akt zwischen Mann und Frau. Der Staat erdreistet sich, in diese einzugreifen und schwächt die Kirche damit systematisch. Gleichzeitig fordern wir eine eine strikte Trennung von Staat und Kirche.

5. Wir fordern drastische Steuersenkungen und eine Reduzierung der Staatsquote. Jeden Cent, den der Staat verteilt, muss er vorher dem Bürger nehmen. Wir sind überzeugt, dass der Bürger selbst am besten weiß, wie er sein Geld zu verwenden hat und dafür keinen Bevormunder braucht. Wir streben auf lange Sicht den reinen Minimalstaat an.

6. Wir fordern ein Ende des Geldsozialismus und treten für einen freien Wettbewerb des Geldes ein. Die willkürliche staatliche Ausweitung der Geldmenge verursacht Wirtschaftskrisen und befeuert die Armut.

7. Wir setzen uns entschieden gegen das bevorstehende Bargeldverbot ein – der gläserne Bürger wäre geschaffen. Durch die Überwachung jeder Transaktion läge das Leben des Bürgers wortwörtlich in staatlicher Hand.

8. Wir fordern eine vollständige Abschaffung aller Wirtschaftssubventionen. Subventionen stellen eine ungebührliche Marktverzerrung mit den Steuergeldern der Bürger dar. Für einen geordneten Übergang ist ein schrittweises Zurückfahren von existenten Subventionen und eine Sperre für neue Subventionen notwendig. Dies gilt insbesondere für den Energiemarkt. Wir brauchen einen ideologiefreien Energiemarkt fernab von planwirtschaftlichen Quoten für beispielsweise “erneuerbare” Energien.

9. Wir fordern einen echten Freihandel, den freien, zollfreien und weltweiten Handel von Gütern in allen Nationen nach den jeweiligen Gesetzen vor Ort. Hundertseitige Abkommen, die in Hinterzimmern ausgehandelt werden, enden in Harmonisierung und weiteren Einschränkungen zu Lasten der Bürger.

10. Wir fordern das Ende der Klimaideologie. Die Verantwortung des Menschen im Rahmen des Klimawandels ist höchst umstritten. Die derzeitige Energiepolitik führt zur Deindustrialisierung Deutschlands sowie Europas und ist höchst unsozial. Wir lehnen sie entschieden ab.

11. Wir setzen uns entschieden gegen die Vorratsdatenspeicherung ein. Die Freiheit des Bürgers ist unverkäuflich – das Argument, die Kriminalitätsbekämpfung durch eine solche zu verbessern, steht auf tönernen Füßen und rechtfertigt keinesfalls den massiven Eingriff in die Privatsphäre des Bürgers.

12. Wir fordern eine vollständige Privatisierung aller, auch teilweise, im Staatsbesitz befindlichen Unternehmen. Dazu gehört auch die Privatisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die durch die moderne Medienlandschaft gegebene Vielfalt, insbesondere durch das Internet, macht die Idee einer notwendigen “Grundversorgung” hinfällig.

13. Wir fordern die Abschaffung des Beamtentums. Leistung und Verantwortung müssen auch in Schulwesen und Verwaltung einziehen.

14. Wir fordern das unbedingte Recht auf freie Entfaltung aller Lebensentwürfe, deren Praxis nicht in die persönliche, politische oder wirtschaftliche Freiheit anderer Bürger eingreift. Aus diesem Grund ist der “Nanny State” abzulehnen. Jeder erwachsene Bürger darf entscheiden, was er isst, trinkt oder raucht – ohne staatliche Belehrungen, Verbote oder Strafsteuern.

15. Wir fordern eine freie Einwanderungspolitik ohne staatliche Intervention. Dies bedeutet, dass falsche Anreize durch Sozialleistungen oder Beschränkungen in Form von Kontingenten und Arbeitsverboten abzulehnen sind. Einwanderer sollen nach dem Leistungsprinzip in Deutschland erfolgreich sein können.

16. Wir fordern das Ende des Länderfinanzausgleichs und der gegenseitigen Subventionierung von öffentlichen Haushalten. Haushaltsdisziplin mit dem Steuergeld der Bürger ist in jedem Fall geboten.

17. Wir fordern unbedingte Gewerbefreiheit und lehnen den Zwang zur Mitgliedschaft in berufsständischen Organisationen ab. Staatlicher Lizenzierungszwang, z.B. im Taxigewerbe ist abzuschaffen.

18. Wir fordern das Ende aller staatlichen Entwicklungshilfe. Sie stützt Misswirtschaft und unterdrückt wirtschaftlichen Aufschwung.

19. Wir fordern die Abwicklung des staatlichen Rentensystems. Das jetzige Umlagesystem ist in ein privatwirtschaftliches und kapitalgedecktes System zu transferieren. Dass dabei eine Generation die doppelte Last zu tragen hat, ist uns bewusst, aber angesichts des demographischen Niedergangs ist ein Kollaps des jetzigen Systems nur eine Frage der Zeit.

20. Wir fordern ein liberaleres Waffenrecht. Jeder volljährige Bürger sollte in der Lage sein, Waffen käuflich erwerben zu können. In der Praxis fordern wir eine Orientierung am tschechischen Waffenrecht.”

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Facebook-Seite von Marcus Pretzell 20.11.2015

Die letzte Forderung wurde vom AfD-Landesvorsitzenden Marcus Pretzell, der mit der “Libertären Alternative” sympathisiert, aufgenommen, und zwar im Zusammenhang mit seiner Aussage, an der Grenze müssten Flüchtlinge notfalls mit Waffengewalt aufgehalten werden.

Diese Verbindung der “Liberalisierung” des Waffenrechts mit dem Hinweis darauf, dass an den Grenzen notfalls mit Waffengewalt Geflüchtete aufgehalten werden müssten, ist problematisch. Vor allem, weil diese Verbindung als Aufruf zur Selbstjustiz interpretiert werden könnte.

Junge Alternative oder Sexismus meets Selbstjustiz

Bereits vor anderthalb Jahren hatte die Junge Alternative auf die Selbstjustiz angespielt. Sie wollte ihr Posting nachträglich jedoch nicht als einen Aufruf zur Selbstjustiz verstanden wissen und zeigte sich empört darüber, dass ihr Posting falsch verstanden worden sei.

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Das doppeldeutige Posting kann als Aufruf zur Selbstjustiz verstanden werden

Die Postings der Jungen Alternative wurden mehrfach für frauenfeindlichen Abbildungen kritisiert, die Frauen auf Pos reduzierten (“P(r)o Vielfalt!”). Deutschland wurde im Gegensatz zu Mexiko als “sozial kalt” dargestellt, weil Frauen hier nicht an jeder Straßenecke hinterher gepfiffen werde. Ein Engagement gegen Frauenfeindlichkeit oder Sexismus kann man der Jungen Alternative beim besten Willen nicht unterstellen.

Daher ist es interessant, dass die Junge Alternative sich jetzt in die Debatte um die Kölner Übergriffe einmischt und zwar mit folgendem Posting, welches sich auf Henriette Rekers in der Tat problematische Empfehlung bezieht: “Es ist immer eine Möglichkeit, eine gewisse Distanz zu halten, die weiter als eine Armlänge betrifft.” Bei dieser Aussage ist allerdings zu berücksichtigen, dass Frau Reker selber vor kurzem noch von einem Rassisten mit Messern attackiert wurde. Bei der Jungen Alternative gibt es solch eine Betroffenheit nicht, sie postet aber um so radikaler:

"Freie Waffen für freie Bürger" - die JA macht deutlich, gegen wen sie das Waffenrecht "liberalisieren" will.

“Freie Waffen für freie Bürger” – die JA macht deutlich, gegen wen sie das Waffenrecht “liberalisieren” will.

Hier ist der Kontext wichtig. Gepostet von einer antisexistischen Initiative, die gegen sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen aufmerksam machen wollen, wäre ein solches Plakat vielleicht noch okay. Da die Junge Alternative bislang alles andere als eine Initiative gegen Frauenfeindlichkeit war, ist klar, dass es hier nicht um Sicherheit von Frauen vor Männern geht, sondern um “Sicherheit” von deutschen Frauen vor afrikanischen Männern. Und da darf dann geschossen werden. Afrikaner sind weniger wert als Deutsche, die dürfen “abgeknallt” werden. Dafür muss das Waffenrecht “liberalisiert” werden: “Freie Waffen – freie Bürger!”

Die Junge Alternative Thüringen lässt dann das Geschlecht gleich ganz raus. In der vom AfD-Landeschef geforderten “natürlichen Geschlechterordnung” gehören Waffen wohl nicht in Frauenhände. AfD-Landeschef Björn Höcke hatte öffentlich “mehr Männlichkeit” gefordert. Ein Statement der AfD-Landtagsabgeordneten und JA-Sprecherin Wiebke Muhsal wird mit folgendem Bild illustriert:

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Bild von der Facebook-Seite der JA Thüringen – Henriette Reker hat erst vor wenigen Monaten einen rassistisch motivierten Mordanschlag überlebt

Björn Höcke oder Zwischenfälle, Fanale und finales Denken

Entsprechend äußerte sich der von der Jungen Alternative gehypte Fraktionschef der AfD Thüringen, Björn Höcke. Die nächtlichen Schüsse auf eine Asylunterkunft im hessischen Dreieich, bei der ein Geflüchteter verletzt worden ist, beurteilte Höcke mit der Bemerkung: “Dieser im Verhältnis zum Kölner Fanal bedeutungsärmere Zwischenfall”.  “Zwischenfall” und “Fanal” – wie die Junge Alternative findet sich auch bei Höcke eine Unterscheidung, die die Unversehrtheit von Nichtdeutschen als weniger wertvoll von gegenüber der Unversehrtheit von Deutschen erscheinen lässt. Bereits im August sprach Höcke von einem “Fanal”, vom “Fanal von Suhl”. In dieser Mitteilung rechnete er mit den “Deutschlandabschaffern” in den “Altparteien” ab und lobte die AfD für eine besondere Eigenschaft: “finales Denken”.

Nachtrag 17.01.2016

Die Enttabuisierung der NS-Ideologie, wie sie von Höcke, Poggenburg, Gauland usw. mit der Propagierung von Begriffen wie “Tat-Elite”, “Sein oder Nicht-Sein” des deutschen Volkes, “Volksgemeinschaft”, “Volksempfinden”, “Volkskörper”, … vorangetrieben wird, bleibt im Zusammenhang mit den Forderungen nach Selbstjustiz nicht ohne Folgen.

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Reaktionen (zusammengestellt von “Army of Gutmenschen Trollkomanndo”)

 


Landolf Ladig, NS-Verherrlicher

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Schrieb Björn Höcke 2011 und 2012 unter dem Pseudonym “Landolf Ladig”? Und warum wäre das problematisch? Auf diese beiden Fragen wird hier noch einmal kompakt eingegangen.

Ist Björn Höcke “Landolf Ladig”?

Ich habe an verschiedenen Stellen die Argumentation mit zahlreichen Belegen geführt. Hier soll sie zusammengefasst werden.

Björn Höcke war bereits politisch aktiv vor seiner AfD-Mitgliedschaft. Nach einem Leserbrief von 2006 wurde er angemahnt, sich als verbeamteter Geschichtslehrer mit extremen Positionen zurückzuhalten (verbeamtete Lehrer müssen besonders  verfassungstreu sein). Sein Freund Heiner Hofsommer hatte vor über zehn Jahren nach extremen Äußerungen seinen Lehrerberuf aufgeben müssen. Der neurechte Karlheinz Weißmann machte Höcke bei einem politischen Treffen lange vor dessen AfD-Mitgliedschaft klar, dass er sich als Lehrer nicht öffentlich mit seinen radikalen politischen Positionen äußern könnte, ohne der Karriere zu schaden. Der Focus berichtet über eine Teilnahme Höckes an einem neurechten Treffen aus dem Jahr 2007:

“Im März 2007 besucht er eine Veranstaltung rechtskonservativer Publizisten in Fulda. Er kommt mit Dieter Stein ins Gespräch, dem Chefredakteur der Wochenzeitung ‘Junge Freiheit’. ‘Er kam mir damals schon wie ein Erleuchteter vor, der sich für zu Höherem berufen hält’, sagt Stein. ‘Als ich ihn fragte, ob er Lust hätte, gelegentlich als Autor für die ,Junge Freiheit’ zu arbeiten, sagte er, er wolle wegen seines Berufs als Lehrer nur unter Pseudonym schreiben.'” (Hannes Vogel/ Andreas Niesmann: Sein Kampf, in: Focus, 09.01.2016; Ausgabe: 02; Seite: 42-46)

Höcke ist nicht erst seit 2013 politisch aktiv, wie auch Hofsommer berichtet. Allerdings ist er vor 2013 nicht öffentlich politisch aufgetreten -sehr wahrscheinlich, weil dies mit seinem Lehrerstatus kollidiert wäre. Die Frage ist, wo und wie Höcke politisch aktiv gewesen ist.

Wo war Höcke vor seiner AfD-Zeit politisch aktiv?

Zwischen 2007 und Anfang 2013 findet sich nur ein einziges öffentliches politisches Statement von Björn Höcke, welches nicht unter Pseudonym geschrieben worden ist. Dies war ein Leserbrief in der Jungen Freiheit von 2008 zu einem Beitrag von Hans-Olaf Henkel. Höcke plädierte dort für einen marktwirtschaftlichen “Dritten Weg” jenseits von Kapitalismus und Kommunismus. Höcke scheint also politisch nicht inaktiv gewesen zu sein, was Stein, Weißmann, Kubitschek und Hofsommer bestätigten, nur eben nicht öffentlich mit seinem eigenen Namen aktiv, sondern quasi “undercover”. Eine Rezension von 2009 für ein Buch von Hofsommer beispielsweise ist mit einem falsch geschriebenen Namen von Höcke im Internet nur schwer zu finden. Wer “Björn Höcke” in die Suchmaschine eingibt, findet diese Rezension nicht. Ein weiterer Hinweis: Für den Web-Auftritt einer “Patriotischen Gesellschaft”, die 2011 in Bornhagen tagte, bedankte sich ein Teilnehmer bei “Herrn Höcke” – der einzige und wahrscheinlich nicht eingeplante Hinweis auf Höckes Aktivität in dieser Gruppe. Im Jahr 2011 taucht auch Höckes Leserbrief von 2008 wieder auf. Diesmal aber anonym in einer völkischen Zeitung – allerdings nicht als Leserbrief oder als Zitat gekennzeichnet, sondern unauffällig im Fließtext eingearbeitet. Hätte Höcke nicht als rechter Politiker Karriere gemacht, was bis 2012 noch gar nicht absehbar war, hätte niemand diese Verstrickungen aufgedeckt.

Der Text, von dem hier die Rede ist, wurde unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” verfasst. Er besteht zum Teil wörtlich aus Höckes drei Jahre zuvor geschriebenen Leserbrief. Aber der Text hat auch sonst sehr viele Ähnlichkeiten mit Höckes Duktus der heutigen Tage. Höcke war zu diesem Zeitpunkt, als der erste “Ladig”-Text erschien, politisch aktiv. Er kannte aber die Konsequenzen, die ein offenes politisches Engagement auf Grundlage seiner Ideologie nach sich ziehen konnte.  Seine politische Aktivität hätte zu einem ähnlichen Resultat führen können, wie die Aktivitäten seines politischen Freundes und Ex-Lehrers Hofsommer. Hatte Höcke also unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” geschrieben?

“Ladigs” Texte

Die Zeitschrift, in der “Ladig” 2011 schrieb, heißt “Volk in Bewegung”. Herausgegeben wird sie von dem mehrfach vorbestraften Neonazi und NPD-Kader Thorsten Heise. Heise und Höcke haben bereits zugegeben, dass sie sich kennen und sich persönlich getroffen haben. Ihre Kinder gehen zur selben Schule. Ein Journalist der taz schreibt, dass Höcke seine Kinder auch schon mal bei Heise abgeholt habe. Natürlich haben Höcke und Heise auch über politische Dinge gesprochen. 2011 war Höckes älteste Tochter im Grundschulalter. In dieser Zeit zwischen 2011 und 2012 entstanden die drei “Ladig”-Texte mit insgesamt nur zehn Seiten Länge. Alle drei Texte wurden in Magazinen von Thorsten Heise herausgegeben. Die beiden älteren Texte erschienen in “Volk in Bewegung”, der letzte Text Ende 2012 in der “Eichs-Feldstimme”, kurz vor der Gründung der AfD im Januar 2013, in die Höcke dann umgehend eintrat. Seit Höcke öffentlich politisch aktiv ist, gibt es keine “Ladig”-Texte mehr.

 

Ausschnitt aus "Ladigs" Text in "Volk in Bewegung"

Ausschnitt aus “Ladigs” Text in “Volk in Bewegung” 2011.  Rot unterstrichen die Plagiate / Selbstplagiate von Björn Höcke

 

“Volk in Bewegung”

In “Ladigs” Text von 2011 geht es unter anderem um “Populationsökologie” und um “Postwachstumsökonomie”, zwei Steckenpferde von Björn Höcke.  Es geht wörtlich um den “Dritten Weg”, den auch Höcke in seinem Leserbrief pries. Wie gesagt, ganze Passagen sind wortwörtlich von Höcke übernommen. Plagiat oder Selbstplagiat? In “Ladigs” Text von 2011 ist also das einzige öffentlich auffindbare Statement von Höcke übernommen worden, ohne dass dies als Zitat gekennzeichnet wurde. Es geht aber weiter. Während “Ladig” hier von Höcke (von sich selber?) abgeschrieben hat, ist es in Zukunft umgekehrt. In zahlreichen Reden und Interviews und Statements von Höcke ab 2013 finden sich wortwörtliche Übereinstimmungen mit den “Ladig”-Texten von 2011 und 2012. Es handelt sich dabei nicht nur um frappierende Ähnlichkeiten in den Forderungen und Formulierungen, sondern auch um den Gebrauch von in politischen Texten eher ungewöhnliche Vokabeln wie “Pertubation”, “Behaviorismus”, “Entelechie”, “Vernutzung”, “Entropie”, “Homöostase”. Die Person mit dem Pseudonym “Ladig” benutzte diese ungewöhnlichen Begriffe, die aus sehr unterschiedlichen Kontexten stammen, in den zehn Seiten von 2011 und 2012. Exakt die selben Begriffe werden dann ab 2013 von Björn Höcke weiter genutzt. War Höcke so fasziniert von den “Ladig”-Texten, dass er alle Vokabeln in seinen aktiven Wortschatz aufnahm und in freien Reden mit diesen “Ladig”-Vokabeln um sich warf? Möglich, aber unwahrscheinlich. Sehr viel wahrscheinlicher ist es, dass Höcke diese Begriffe bereits vor 2013 gerne benutzte in seinen Aktivitäten, die nicht unter seinem Namen an die Öffentlichkeit gelangen sollten. Sehr erklärungsrelevant um nicht zu sagen verräterisch ist in diesem Zusammenhang ein Fehler in den freien Reden von Höcke. “Ladig” zeigte sich in seinem ersten Text begeistert von einem umfangreichen Werk von Peter Watson, das “Opus Magnum ‘Genius der Deutschen'” wie “Ladig” euphorisch schrieb. Auch Höcke wies in seinen Reden mehrfach auf Peter Watsons Werk hin und pries es ebenfalls als “Opus Magnum ‘Genius der Deutschen'”. Nun solle man annehmen, dass jemand, der ein tausendseitiges Buch mit so großer Begeisterung liest, dass er es mehrfach in öffentlichen Reden zur Lektüre empfiehlt, zumindest auch den Titel des Buches gelesen hat. Peter Watsons Buch heißt allerdings nicht “Genius der Deutschen”, sondern “Der deutsche Genius” (engl. Original “The German Genius”). Es ist davon auszugehen, dass der Geschichtslehrer Höcke, der mehrfach das Buch gepriesen hat, tatsächlich das Buch auch gelesen hat. Es ist also unwahrscheinlich, dass er in der völkischen Zeitung “Volk in Bewegung”, die vielleicht bei Heises auf dem Wohnzimmer lag, zufällig “Opus Magnum ‘Genius der Deutschen’ von Peter Watson” aufschnappte und seither diesen Fehler in seinen Reden weiterverbreitete. Die einzig plausible Erklärung ist, dass Höcke sich den falschen Titel eingeprägt hat und diesen nun in freien Reden falsch verwendet. Auf diese falsche Einprägung ist auch der Fehler im Text “Volk in Bewegung” zurück zu führen. Die einzig plausible Erklärung für diesen doppelt vorkommenden Fehler verbunden mit der identischen Kennzeichnung des Werks als “Opus Magnum” ist, dass Björn Höcke als “Landolf Ladig” 2011 den Text geschrieben hat.

An dieser Stelle wäre es sinnvoll, offen zu machen, wie ich auf die Texte von Landolf Ladig gestoßen bin. Es werden dann noch weitere “Überzufälligkeiten” deutlich, die erklärungsrelevant sind, deren Erklärung aber nur auf eine Weise plausibel ist.

“Eichsfeld-Stimme”

Ich hatte Ende 2014 begonnen, Höckes Reden und Texte zu analysisieren. Mir fiel dabei ein Begriff auf, der mir merkwürdig erschien, und über diesen Begriff bin ich “Landolf Ladig” auf die Spur gekommen.

Höcke wurde im Sommer 2014 in einem Interview zur Orientierung der AfD befragt, unter anderem wollte man wissen, ob die AfD die Marktwirtschaft ablehne. Er antwortete, die AfD sei für die Marktwirtschaft, schränkte dann aber ein, dass er persönlich den aktuellen Finanzkapitalismus ablehne: “Ich bin für eine organische Marktwirtschaft”. Ich kannte die NS-Wirtschaftstheorien, die in den 1930er Jahren eine “organische Wirtschaft” anstrebten. Aber den Begriff “organische Marktwirtschaft” kannte ich nicht. Ich suchte daher im Internet nach diesen Begriff und fand neben dem Höcke-Interview nur zwei weitere Treffer: ein Treffer aus dem Jahr 1936, in dem es um die Nazi-Ökonomie ging, die mit “organische Marktwirtschaft” bezeichnet wurde; und ein sehr viel aktuellerer Treffer in einem NPD-Magazin (“Eichsfeld-Stimme”) von 2012, geschrieben von einem “Landolf Ladig” und herausgegeben von Höckes Bekannten Thorsten Heise. Allein die Tatsache, dass Björn Höcke und ein Mensch mit dem Pseudonym “Landolf Ladig” den selben Begriff benutzen, der sich nur bei den beiden und sonst nirgends findet, drängt den Verdacht auf, dass Höcke unter dem Pseudonym “Ladig” geschrieben hat. Der Verdacht erhärtet sich, wenn man den Artikel liest. Überschrieben ist der Artikel mit “Ein Dorf in Thüringen”. Es geht um Bornhagen, ein Dreihundertseelen-Dorf, in dem Björn Höcke seit 2008 lebt. In dem Artikel wird zu Beginn auf ein “altes Pfarrhaus” eingegangen. Das ist das Haus, welches Höcke 2008 erstanden hat und in dem er seither wohnt. Inhaltlich werden in diesem Artikel aus dem Jahr 2012 von “Landolf Ladig” genau die Themen behandelt und genau die Forderungen gestellt, die auch von Höcke ab 2012 behandelt und gestellt werden und zwar mit fast identischen Formulierungen: Es geht darum, dass die Deutschen zu wenig Kinder kriegen, es geht um Einwanderung, es geht um “organische Marktwirtschaft”. Bereits nach Sichtung dieses kurzen Textes in der “Eichsfeld-Stimme” war klar: Entweder ist “Landolf Ladig” ein sehr guter Bekannter von Björn Höcke, der mit ihm zusammen politische Ideen entwickelt und Begriffe erfindet, oder aber Björn Höcke ist selber dieser “Landolf Ladig”. Die weiteren Recherchen, die zu den oben aufgeführten Ergebnis kamen, lassen die zweite Erklärung sehr viel plausibler erscheinen als die erste.

Ist “Ladig” “nur” ein sehr enger Bekannter Höckes?

Sollte “Landolf Ladig” nur ein sehr enger Bekannter von Björn Höcke sein, mit dem er seit Jahren eine politische Ideologie erarbeitet und propagiert, dann würde sich die Frage stellen, warum es “Ladig” nicht mehr gibt, seit Höcke öffentlich Politik betreibt. Was würde “Ladig” hindern, weiterhin für Thorsten Heise oder anderswo Texte schreiben? Weder ein “Ladig” noch der Stil und die Begriffe von “Ladig” finden sich in irgendwelchen Texten seit 2013 – außer bei Björn Höcke . Und warum sollte sich der enge Bekannte von Björn Höcke mit dem Vornamen ausgerechnet wie der älteste Sohn von Björn Höcke genannt haben, hätte das nicht etwas sehr anzügliches? Wäre es nicht sehr viel wahrscheinlicher, dass Björn Höcke selber auf den Namen “Landolf” bei der Wahl eines Pseudonyms zurückgriff, wo er doch seinen Sohn kurz zuvor bereits einen sehr ähnlichen Namen gab?

Höckes fehlender “Mut zur Wahrheit”

Höcke schweigt dazu. Er ist nicht bereit, Licht ins Dunkel zu bringen. Seit ich die Höcke-“Ladig”-Identitäten aufgedeckt habe, äußert sich Höcke nicht mehr zu meiner Person. Anfang 2015 hatte er noch in eine mehrere Minuten dauernde Hetztirade gegen mich in einer Rede eingebaut. Seit der Aufdeckung werde ich gemieden wie “Du-weißt-schon-wer”. Der Aufforderung vom damaligen Lucke-Vorstand an Höcke, eine eidesstattliche Erklärung abzugeben, dass er nicht für die NPD geschrieben hat, und mich wegen Verleumdung anzuzeigen, ist Höcke nicht nachgekommen, obwohl er in anderen Fällen sehr schnell dabei ist, Kritiker anzuzeigen.

Ich möchte nun auf den letzten Punkt zu sprechen kommen: warum es wichtig ist, die Causa “Höcke-Ladig” aufzuklären.

Warum es wichtig ist, die Causa “Ladig” zu klären

In einem aktuellen Artikel in der Jungle-World wird auf Höcke konkret eingegangen. Richard Gebhardt skizziert dort sehr kenntnisreich Höcke als Vertreter der “Neuen Rechten” und sein Verbindungen zu Götz Kubitschek. Gebhardt schreibt:

“Fast unerheblich scheint es mittlerweile, ob er tatsächlich einst unter dem Pseudonym Landolf Ladig für Nazipostillen wie Volk in Bewegung geschrieben hat. Für diesen Vorwurf hat der Publizist Andreas Kemper zwar plausible Argumente vorgelegt. Allerdings verrät schon Höckes bekannt gewordene Rede über den Antagonismus zwischen Christentum und Judentum die Geisteshaltung des Politikers.”

Das Argument ist: Björn Höcke ist durch sein aktuelles Auftreten so deutlich als Rassist, Antisemit und Rechtsextremist zu erkennen, dass eine Aufklärung über “Landolf Ladig” so gut wie keinen weiteren Erkenntnisgewinn bringt. Wer wissen will, wie rechts Höcke ist, der müsse sich nur mal mit seinen Reden auseinandersetzen.

“Ladigs” NS-Verherrlichung

Ich bin mir nicht sicher, ob tatsächlich die Inhalte “Landolf Ladigs” bekannt sind. “Ladig” hat nicht einfach nur im NPD-Magazin 2012 dazu aufgerufen, die NPD zu wählen. Er hat zudem in Heises “Volk in Bewegung” geschrieben und dieses Blatt ist eher rechts von der NPD anzusiedeln. Entsprechend waren auch die Texte von “Ladig”. Er schrieb dort, dass Deutschland zweimal von Fremdmächten überfallen worden sei – 1. Weltkrieg und 2. Weltkrieg – aus puren Neid auf das prächtig gedeihende Deutschland. Beim zweiten Überfall kam noch hinzu, so “Ladig”, dass sich im Nationalsozialismus die erste staatlich organisierte Antiglobalisierungsbewegung entwickeln konnte. Um zu verhindern, dass sich dieses Erfolgsmodell auf andere Staaten ausweite, überfielen die fremden Mächte Deutschland. Doch, so “Ladig” weiter, in der Avantgarde der identitären Systemopposition lebe diese Glut weiter, und es gelte, in der kommenden Revolution den Führungsanspruch durchzusetzen. “Ladig” vertritt hier also einen nationalrevolutionären Ansatz gekoppelt mit NS-Verherrlichung. Die faschistische Ideologie, die in Höckes Aussagen deutlich wird, wird in den “Ladig”-Texten zugespitzt und unverblümt NS-verherrlichend. Was unter dem Pseudonym “Ladig” geschrieben wurde, ist also tatsächlich noch “krasser”.

Zum Schluss möchte ich noch einen weiteren Punkt ansprechen, der deutlich macht, warum trotz aller bereits öffentlich gewordener faschistischer Ideologie von Björn Höcke die Aufdeckung in der Causa “Ladig” wichtig ist.

Ist Björn Höcke von Thorsten Heise abhängig?

Thorsten Heise, in dessen Magazinen die “Ladig”-Texte geschrieben wurden, war der Chef der neonazistischen FAP in Niedersachsen. Er hat ein Dutzend Vorstrafen, unter anderem wegen Körperverletzung gegen Polizisten. Bei einer Razzia wurden mehrere Waffen (Pistole, Maschinenpistole, Maschinengewehr) entdeckt. Und Thorsten Heise hatte Kontakte zum “Thüringer Heimatschutz” und wird immer wieder mit dem “NSU” in Verbindung gebracht. Thorsten Heise ist also deutlich zum rechten Rand der NPD zu zählen.

In der NPD macht man sich Sorgen, weil die AfD ihnen die Stimmen abgräbt. Das sprach vor kurzem noch der NPD-Vorsitzende während des NPD-Bundesparteitages in seiner Rede an. Thorsten Heise hingegen sieht das Ganze entspannter. Die AfD würde der NPD nutzen, wird er während des Parteitages von einem Journalisten zitiert. Dabei ist die AfD gerade in Heises Heimatland Thüringen sehr viel stärker und sehr viel weiter rechts als in anderen Bundesländern, also gleich doppelt eine deutlich größere Gefahr für die NPD als im Bundesdurchschnitt. Und Höcke ist der AfDler, der wie kein anderer der NPD die Stimmen klaut. Woher nimmt also ausgerechnet Heise seine Gelassenheit?

Thorsten Heise weiß natürlich, wer hinter dem Pseudonym “Landolf Ladig” steckt. Sollte Höcke unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” geschrieben haben, dann wäre Höcke von Heise abhängig, oder um es deutlicher zu sagen: Thorsten Heise könnte Björn Höcke erpressen. Heise würde das nichts kosten, er müsste nur seine Aussage revidieren. Für Höcke wäre es das Aus: Er würde aus der AfD geschmissen und könnte auch nicht zurück in den Schuldienst.

Wenn Björn Höcke hinter dem Pseudonym “Landolf Ladig” steckt – und das ist die plausibelste Erklärung für alle “Überzufälligkeiten” – dann hätte Thorsten Heise, also der rechte Rand der NPD die AfD in der Hand. Und das wäre nicht nur hinsichtlich der politischen Ausrichtung der AfD problematisch, sondern auch weil Björn Höcke im NSU-Ausschuss des Thüringer Landtages sitzt.

 

 

 

 

 

 


Durch Wandel der Flüchtlingspolitik lässt sich AfD nicht bekämpfen

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In der Volksstimme bin ich falsch wieder gegeben worden. Der Artikel hat meinen Vortrag inhaltlich korrekt wieder gegeben, nur den letzten Satz hatte ich so nicht gesagt: „Die AfD kann nur durch einen Wandel in der Flüchtlingspolitik oder innere Streitigkeiten geschwächt werden.“ Die AfD wird durch die Flüchtlingsdebatte gestärkt nicht durch die Flüchtlingspolitik. Was geändert werden müsste ist die Vermögens- und Einkommenspolitik. Die krass wachsende und viel zu große “Schere” zwischen arm und reich befeuert die AfD. Kommt zu dieser extrem ungerechten Vermögensverteilung noch eine rassistische Flüchtlingsdebatte, dann werden Parteien wie die AfD gestärkt. Würden wir die Vermögensverteilung verändern, würden bspw. auch nur die reichen Steuerflüchtlinge zur Kasse gebeten, könnten wir dreimal so viele Geflüchtete aufnehmen, ohne dass es irgendwelche finanziellen Probleme gäbe. Also nochmal: Nicht die Flüchtlingspolitik ist das Problem, sondern die Vermögensverteilungspolitik und die Flüchtlingsdebatte.



Warum Aufklärung über Höcke wichtig ist

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Björn Höcke ist Fraktionsvorsitzender der AfD in Thüringen. Auf zahlreichen Demonstrationen skandierten Tausende seinen Namen, vor allem, wenn er davon spricht, dass Deutschland einen neuen Bundeskanzler braucht. Zugleich benutzt er bewusst zahlreiche Nazibegriffe, um die vermeintliche „Neurotisierung“ des „deutschen Volkes“ seit 1945 zu durchbrechen.

Er betont seine „Vaterlandsliebe“, bezieht sich aber auch immer wieder auf seine männlichen Vorfahren.

In seinen Reden bringt er die politischen Ansichten seines verstorbenen Vaters ins Spiel. So beispielsweise in seiner Rede am Institut für Staatspolitik, kurz bevor er über „afrikanische Ausbreitungstypen“ doziert, die es brauchen, dass wir ihnen Grenzen setzen. Höcke ruft die Erinnerung an die Ankündigung der DDR-Maueröffnung von 1989 wach:

„Mein Vater und ich schauten uns diese Tageschau-Sendung gemeinsam an und diese Ankündigung hat uns gefühlsmäßig überwältigt. Wir lagen uns anschließend in den Armen und ich spürte die Tränen meine Wangen herunterlaufen. Als wir uns voneinander lösten und uns anschauten, sagte mein Vater einen Satz, den ich niemals vergessen werde. Er sagte: „Das ist das Ende des deutschen Volkes.“ Natürlich lehnte mein Vater die kommunistische Diktatur in der DDR ab. Aber er verfolgte auch die seit Jahrzehnten laufende Multikulturalisierung Westdeutschlands und er sah das Anwachsen der nicht-assimilierten Parallelgesellschaften in den Ballungsgebieten des Westens. Die DDR war – trotz ihrer ideologischen Ferne zu uns – eben ein Staat, in dem die über Jahrhunderte gewachsene und belastbare Vertrauensgemeinschaft intakt war.“

Wenn er selber seinen verstorbenen Vater für politische Reden vereinnahmt, sollte er sich nicht wundern, wenn sein Vater in den Fokus der Öffentlichkeit gerät. Höcke macht in dem Absatz deutlich, dass er sein völkisches Denken von seinem Vater übernommen hat. Um zu verstehen, wie Höckes Provokationen mit den Nazibegriffen einzuschätzen sind, wäre es wichtig, mehr über seine Sozialisation zu erfahren.

1995 berichtete Report Baden-Baden über den Holocaust-Leugner Thies Christophersen. Christophersen hatte das Buch „Die Auschwitz-Lüge“ verfasst, auf das sich nachfolgend alle Holocaust-Leugner positiv bezogen. Christophersen entzog sich den Justiz-Organen in Deutschland und publizierte von Dänemark aus eine Zeitschrift in Din-A-5-Format mit dem harmlos klingenden Namen „Die Bauernschaft“. Als ich diese Zeitschriften analysierte, musste ich immer wieder Pausen einlegen. Allein die Titelbilder waren abschreckend: Mal fanden sich Porträts, die Adolf Hitler darstellten, mal fanden sich Gemälde vom „Künstler“ Hitler selber. Christophersen bezog sich positiv auf Hitler. Die Ausgaben der Zeitschrift waren in Deutschland indiziert, das heißt, verboten. Was passiert mit einem Jugendlichen, der in einer Familie aufwächst, in der das Nazi-Blatt „Die Bauernschaft“ zur normalen Lektüre gehört?

In der Report-Sendung wurde von einer Abonnenten-Liste der „Bauernschaft“ gesprochen, die ihren Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat. Auf dieser Abonnenten-Listen fand sich der Großteilt der Neonazi-Größen der damaligen Zeit. Und in einer Datei findet sich die Kundennummer 1563, die dem Namen und dem Wohnsitz des Vaters von Björn Höcke zugeordnet ist.

Björn Höckes Vater war zudem, wie bereits seine Großeltern, Mitglied in der Landsmannschaft Ostpreußen und sein Name taucht in unterschiedlichen Publikationen mit neurechtem Zusammenhang auf.

Für die deutsche Nachkriegsgeschichte ist es wichtig zu verstehen, wie Ideen des Nationalsozialismus von einer Generation auf die nächste übertragen werden. Björn Höcke hat seinen Kindern nordische Vornamen gegeben.

Wichtig ist allerdings dieser Zusammenhang auch, um Björn Höcke richtig einschätzen zu können. Meiner Meinung nach gibt es nur eine plausible Erklärung für eine ganze Reihe von „Zufälligkeiten“ im Zusammenhang mit dem NS-Verherrlicher „Landolf Ladig“ und Björn Höcke – nämlich die, dass Björn Höcke „Landolf Ladig“ ist. Ich habe diese „Zufälligkeiten“ mehrfach ausgeführt, zum letzten Mal hier: https://andreaskemper.wordpress.com/2016/01/09/landolf-ladig-ns-verherrlicher/

AfDler, die in meinen Vorträgen zur AfD immer wieder zugegen sind, habe ich mehrfach mit diesen Zufälligkeiten konfrontiert. In einem meiner letzten Vorträge war Martin Renner, AfD-NRW-Landesvorsitzender. Er gab zu, sich mit „Landolf Ladig“ nicht befasst zu haben. Nächste Woche wird er einen Gastauftritt bei Höckes „Erfurter Demonstration“ haben.

Wenn sich AfDler nicht mit der Causa Höcke befassen, ist dies in einer machiavellistischen Parteilogik vielleicht verständlich – sie machen sich natürlich mitschuldig. Problematisch wird es, wenn Journalisten auflagenstarker Zeitungen wie DIE WELT diesen Zusammenhängen nicht nur nicht nachgehen, sondern diese abwehren. Ich spreche hier vom gerade entlassenen WELT-Journalisten Günther Lachmann.

Kurz vor dem AfD-Bundesparteitag in Essen im Sommer 2015, als entschieden wurde, ob die Gruppe um Henkel und Lucke oder ob der rechte Rand um Höcke die AfD verlassen muss, griff Lucke auf meine Recherchen zu „Landolf Ladig“ zurück. Björn Höcke wurde aufgefordert, eine eidesstattliche Versicherung abzugeben, nicht für die NPD geschrieben zu haben, und mich anzuzeigen, um den Verdacht aus der Welt zu räumen. Günther Lachmann bezeichnete in einem Artikel dieses Vorgehen von Lucke als „perfide NPD-Attacke“, ging nicht weiter auf die Recherche-Ergebnisse aus dem „linken Blog“ ein und behauptete, diese Ergebnisse seien nicht geprüft. Höcke ließ das Ultimatum verstreichen, er gab keine eidesstattliche Erklärung ab und zeigte mich nicht an. Sanktionen gegen Höcke gab es nicht. Lucke hatte verloren und Höcke wurde immer mächtiger. Wenig später diente sich Lachmann beim neuen Bundesvorstand unter Petry an, was in den letzten Tagen heraus kam. Stefan Aust entließ Lachmann und kündigte eine kritische Überprüfung an. Es bleibt zu hoffen, dass von der WELT auch aufgerollt wird, wie das Verhältnis von Höcke und „Ladig“ ist, denn „Ladig“ schrieb für den militanten Neonazi Thorsten Heise, der weiß, wer sich hinter „Ladig“ verbirgt und mit der Offenlegung des Klarnamens drohen könnte – und Björn Höcke sitzt im NSU-Untersuchungsausschuss.

Hier zwei aktuelle Porträts von ZEIT  und ZEIT OLINE über Björn Höcke:


Höcke-Expertise überarbeitet

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Die Expertise zu Björn Höcke für die Rosa-Luxemburg-Stiftung ist überarbeitet worden.

Unter anderem wurden Zitate aus den Reden zu den Erfurter Demonstrationen hinzugefügt, die die Grundthese der Expertise erhärten, dass Höcke eine faschistische Ideologie propagiert. Zudem wurde noch mehr Belege gefunden, die beweisen, dass Björn Höcke bereits vor seiner AfD-Karriere politisch im Umfeld der Neuen Rechten aktiv gewesen ist. Und der dritte Text von “Landolf Ladig” (von 2011) wurde hinsichtlich der Frage ausgewertet, ob Björn Höcke unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” NS-verherrlichende Texte für eine nationale Revolution in NPD-nahen Zeitschriften verfasste. Die Indizien lassen keine andere Möglichkeit plausibel erscheinen.

Die überarbeitete Expertise erscheint wieder auf der RLS-Thüringen-Seite. Die Expertise wird allerdings diesmal auch gedruckt und umfasst 150 Seiten.


Ladigs Text

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Ich gehe davon aus, dass viele Menschen, die zur Zeit Höcke zujubeln, eigentlich eine Distanz zum Nationalsozialismus haben. Um diesen Menschen die Augen zu öffnen, dokumentiere ich die erste Seite der Texte von “Landolf Ladig” aus der völkischen Zeitschrift “Volk in Bewegung” von 2011, herausgegeben vom mehrfach vorbestraften Neonazi, NPD-Kader und Höcke-Bekanntem Thorsten Heise.

Hier ist das PDF (bitte anklicken): Ladig: Erste Seite

Im ersten Abschnitt des “Ladig”-Textes mit der Überschrift “Deutschland als Ideenschmiede” findet sich eine deutliche Verherrlichung des Nationalsozialismus. Es geht also nicht nur darum, dass Ladig in NPD-Magazinen dazu aufruft, die NPD zu wählen. Mit dieser Verherrlichung ist Ladig eher dem rechten Rand der NPD zuzuordnen, es geht um offene NS-Verherrlichung.

Im zweiten Abschnitt “Krise des Kapitalismus als Chance” findet sich der Leserbrief von Björn Höcke aus dem Jahr 2008 wieder. “Selbstregulierung von Mensch und Natur” wird dort mit “Homoöstase von Ökologie und Ökonomie” übersetzt. Hier der Leserbrief von Höcke:

höcke JF

In späteren Reden und Interviews (2013-2015) von Höcke von tauchen Passagen aus diesem und den beiden anderen Ladig-Texten (2011-2012) wieder auf und Höcke übersetzt dann bspw. explizit “Homöostase” mit “Selbstregulierung”, wie hier in der “Blauen Narzisse”, in dem Höcke ein Interview gab unter dem Titel “AfD als identitäre Kraft” (Ladig spricht übrigens von der “Identitären Systemopposition”):

Höcke Identität 1

Es gibt nur zwei Erklärungen für die vielfältigen Überschneidungen, die ich in den vorangegangen Beiträgen in diesem Blog dargestellt habe: Entweder ist “Ladig” ein Bekannter von Höcke, der mit ihm seit Jahren an einer eigenen Ideologie arbeitet, in Bornhagen und vor dem Wohnhaus Höckes gewesen ist, den gemeinsamen Bekannten “Thorsten Heise” kennt, sein Pseudonym in Anlehnung an den Vornamen des Sohnes Höckes gewählt hat und sich exakt der selben Wortwahl Höckes bedient. Oder Höcke hat unter dem Namen “Ladig” geschrieben. Letzteres, dass “Ladig” Höcke ist, ist sehr viel plausibler. Denn abgesehen von seinem Leserbrief von 2008 ist Höcke bis zum Aufkommen der AfD, also ab 2013, offiziell nicht politisch aufgetreten, obwohl er seit 2008 immer wieder die Notwendigkeit betont, politisch aktiv zu werden. Es ist davon auszugehen, dass Höcke politisch aktiv gewesen, nur eben nicht unter seinem Namen. Seit 2013, als Höcke in die AfD eintrat, verschwand “Landolf Ladig”. “Ladig” hatte nur 2011 und 2012 in den Magazinen des Eichsfelder Neonazis Thorsten Heise publiziert. Seit Höcke in Erscheinung trat, verschwand “Ladig”. Sollte “Ladig” nur ein enger politischer Weggefährte von Höcke gewesen sein, so wäre dies schon schwerwiegend genug. Höcke hätte dann diese politische Beziehung offen zu legen, denn um sich von “Ladig” nachträglich zu distanzieren, muss Höcke zumindest überhaupt erstmal einräumen, dass er mit “Ladig” eng zusammengearbeitet hat – wenn er nicht einmal dies zugibt, erübrigen sich irgendwelche Lippenbekenntnisse.

Oben habe ich geschrieben, dass ich davon ausgehe, dass viele Höcke-Anhänger eine große Distanz zum Nationalsozialismus haben. Diese fordere ich dazu auf, sich mit den oben genannten und in weiteren Blogbeiträgen von mir dargestellten Befunden kritisch auseinanderzusetzen.

Nachtrag 16.11.2015

Die Indizien werden immer dichter. Es gibt ein weiteres Fundstück, was Höcke zu erklären hat.

“Landolf Ladig” preist das Werk von Peter Watson “Genius der Deutschen” als “Opus Magnum”. Auch Björn Höcke preist in seinen Reden und Interviews mehrfach das Werk von Peter Watson “Genius der Deutschen” als “Opus Magnum”:

„Und im letzten Jahr erschien das opus magnum „Genius der Deutschen“ eines Peter Watson (England), der auf über 1000 Seiten kenntnisreich darlegt, daß kein Volk in den letzten 250 Jahren mehr zur Höherentwicklung beigetragen hat als das deutsche.“ (Landolf Ladig 2011)

„Peter Watson hat vor einigen Jahren ein opus magnum auf den Markt gebracht, das Werk heißt „Genius der Deutschen“, ein tausendseitiges Werk, dass ich jeden von Ihnen nur zur Lektüre empfehlen kann.“ (Björn Höcke Mai 2015)

Dummerweise heißt das Buch “Der deutsche Genius”, im englischen Original “The German Genius”. Als Lehrer sollte Höcke wissen, dass zwei identische Fehler in Klassenarbeiten darauf hindeuten, dass einer vom anderen abgeschrieben hat.

In dem Artikel des Autoren mit dem Pseudonym “Ladig” ist ein Leserbrief von Höcke aus dem Jahr 2008 eingearbeitet, quasi (selbst)plagiiert. Das wäre halb so wild, wenn “Ladig” in diesem Text nicht den Nationalsozialismus verherrlicht und aufgerufen hätte, sich für eine “identitären” Revolution in Geist der “Glut” des Nationalsozialismus bereit zu machen.

Wenn die AfD weiterhin ihren Fraktionsvorsitzenden in Thüringen schützt, macht sie sich mitschuldig.


Die NPD-AfD-Achse Heise-Höcke

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Am Wochenende tagte der Landesverband Brandenburg der AfD, die Bundesversammlung der NPD und das Institut für Staatspolitik.

Zu allen drei Versammlungen hat der AfD-Landesvorsitzende und Landesfraktionschef Björn Höcke Bezüge.

Netzwerk

Gauland

Brandenburgs AfD sitzt Alexander Gauland vor. Dieser war einer der ersten, der Björn Höckes rechte Sammlungsbewegung “Der Flügel” (“Erfurter Erklärung”) unterstützte. Gauland trat bei Höckes Erfurter Demonstrationen auf und verfasste zuletzt ein “Deutschland-Papier” zusammen mit Höcke, welches Höcke in Erfurt und Gauland in Magdeburg bei AfD-Kundgebungen zeitgleich verlasen – ohne Absprache mit dem Bundesvorstand.

Am Wochenende wurde Andreas Kalbitz als Stellvertreter von Gauland gewählt. Kalbitz ist Vorsitzender des rechtsextremen Vereins Kultur- und Zeitgeschichte, Archiv der Zeit e.V., mit diesem Vorsitz zeige sich Kalbitz den Recherchen Hajo Funkes zufolge selbst als rechtsextrem. Kalbitz unterstützt ebenfalls die “Erfurter Erklärung” von Höcke und sprach während der Versammlung des “Flügels” beim Kyffhäuser-Denkmal.

Heise

Die Frankfurter Rundschau berichtete von der NPD-Bundesversammlung am Wochenende. Dem Vorsitzenden Frank Frantz mache die AfD Sorgen, weil diese der NPD Stimmen koste.

Das sähe Thorsten Heise, ein militanter und mehrfach vorbestrafter Neonazi anders, berichtete die FR. Heise gehe davon aus, dass die AfD der NPD langfristig nütze. Zwischen Heise und Höcke bestünden Kontakte, weiß heute die taz zu berichten. Erik Peter von der taz hat einen Bekannten von Höcke ausfindig gemacht, der über enge Kontakte erzählte:

“‘Ich habe selbst gesehen, wie Höcke seine Töchter bei Heise abgeholt hat.’ Beiläufig fügt er hinzu: ‘Die beiden sind stolz auf ihre Verbindung.’ Er erzählt von einem Gespräch mit dem NPDler Heise. Die Frage, ob Höcke Konkurrenz für ihn sei, habe dieser entschieden zurückgewiesen und gesagt: ‘Nee, nee, wir kennen uns schon so lange.'”

Über meine Ergebnisse zu den vielen Überschneidungen zwischen den Texten eines NPD-nahen Autoren namens “Landolf Ladig”, der in Heises Blättern den Nationalsozialismus verherrlichte, und den Reden und Interviews von Höcke, hatte ich in diesem Blog ausführlich berichtet. Meiner Meinung nach ist die plausibelste Erklärung, dass Höcke unter dem Pseudonym “Ladig” für Heise schrieb.

Heise führt mit seiner NPD im Eichsfeld übrigens Aktionen für fünf Forderungen durch:

  • Rücktritt von Angela Merkel / Neuwahlen
  • Mitsprache der Bürger durch Volksbegehren
  • ein Volksbegehren zur Einwanderung
  • Direktwahl des Bundespräsidenten
  • weniger Macht für politische Parteien

Diese Forderungen sind aus der AfD bekannt.

Die Verbindungen zwischen Höcke und Heise sind sehr problematisch. Höcke könnte – je nachdem wie eng die Verbindungen sind und vor allem, wenn er tatsächlich als “Ladig” für Heise schrieb – durch Heise erpressbar sein. Dann wäre es kein Wunder, dass Heise das Verhältnis AfD-NPD weniger dramatisch einschätzt als sein Parteichef.

Kubitschek

Ebenfalls am vergangenen Wochenende traf sich der Herbstkongress des neurechten Instituts für Staatspolitik (IfS) unter dem Titel “Ansturm auf Europa”. Dort berieten sich Götz Kubitschek, Jürgen Elsässer, Karl Albrecht Schachtschneider und Björn Höcke über “Asylantenflut”, “Staatsversagen und Widerstandsrecht”. Kubitschek und Elsässer haben eine illegale Aktion (“deutsches Maydan”) angekündigt, Schachtschneider liefert das juristische Rüstzeug. Kubitschek und Höcke kennen sich bereits seit Jahren, das teilte Kubitschek in einem Interview mit. Höcke hatte vor einiger Zeit die gesamte Fraktionssitzung der AfD Thüringen ins Rittergut Schnellroda, also im Sitz des IfS nach Sachsen-Anhalt verlegt, um dort Referate von Kubitschek und Lehnert über das Institut und den dazugehörenden Verlag zu hören. Angeblich soll der Vorschlag gefallen sein, mit Fraktionsgeldern dem Verlag unter die Arme zu greifen.

Für den Winter lädt das neurechte IfS zum Herbstkongress nach Schnellroda. Es wird wieder um “Widerstand” gehen. Ein Referent wird Martin Sellner von der Identitären Bewegung Österreich sein, der dort über die Grenzaktionen berichten wird.

Als weiterer Referent ist Thor v. Waldstein vorgesehen, der über die Anwendbarkeit des Widerstandsrechts fabulieren wird. Waldstein war mehrere Jahre Vorsitzender des rechtsextremen Nationaldemokratischen Hochschulbundes, NPD-Kandidat für das EU-Parlament und stellvertretender Vorsitzender der Jungen Nationaldemokraten.

NPD-AfD-Achse

Es gab einmal in der AfD eine klare Grenzziehung gegenüber der NPD. Während bei Parteien wie den Republikanern eine jeweilige Fallentscheidung treten sollten, war eine NPD-Mitgliedschaft ein No-Go. Inzwischen ist diese Trennlinie verwischt. Das Amtsenthebungsverfahren gegen Björn Höcke, welches damals eingeleitet wurde, nachdem sich Höcke weigerte eine eidenstattliche Versicherung abzugeben, dass er nicht als “Landolf Ladig” für die NPD geschrieben hatte (uns ich weigerte mich aufgrund meiner Behauptungen anzuzeigen), und etwas später zudem noch behauptete, nicht jeder NPDler sei rechtsextrem, wurde inzwischen beendet. Seither versucht er weitere Tabubrüche, testet an, wie weit er gehen kann. Gestoppt wird er nicht. Die AfD-Mitglieder feiern ihn oder sehen keine Möglichkeit mehr, ihn zu stoppen. Die Frage ist in Zukunft nur, ob es für die faschistoide Tendenz in der AfD nötig sein wird, Frauke Petry rauszuwerfen, oder ob sie besser als Marionette vorne bleibt.


Zur Metapolitik der Neuen Rechten in der AfD

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Wer die Strategie der Neuen Rechten in der AfD verstehen will, sollte sich mit deren “Metapolitik” auseinander setzen. Der ehemalige NPDler Dr. Dr. Thor von Waldstein formulierte zum 15. Jahrestag des neurechten Institut für Staatspolitik Mitte Juni 2015 im Rittergut Schnellroda, worum es gehen solle:

1. Mut zur Setzung eigener Themen (z.B. “Abschaffung des deutschen Volkes”)
2. Kampf um die Sprache
3. Kampf um die Köpfe
4. Mut zur Provokation
5. Ende der Distanzeritis

Zum letzten Punkt sagte er, dass es darum gehen müsse, gemeinsam gegen den “Hauptfeind” zu kämpfen, “den die europäischen Völker zersetzenden Liberalismus”. In den “Verkrustungen des Staates, der aus sich heraus unter keinen Umständen mehr reformierbar ist” sei dies nicht möglich.
Dies erklärt, warum Björn Höcke davon spricht, dass die “AfD die letzte evolutionäre Chance” bzw. “die letzte friedliche Chance” sei, er zielt damit auf Götz Kubitscheks Vokabel “Vorbürgerkrieg”. Wenn Höcke gleichzeitig den Bürgerkrieg prophezeit, dann wird klar, dass das Gerede von der “letzten friedlichen Chance” als vorgreifende Rechtfertigung für Gewalt gelesen werden kann: “Wir haben es ja friedlich versucht”, wird es dann später heißen, wenn “aufgeräumt” und “ausgemistet” (Frohnmaier), wenn “vertrieben” (Höcke) wird. “Brandige Glieder” ließen sich nicht mit “Lavendelwasser” “heilen” zitierte Höcke Hegel im Sinne der Gewaltoption der neurechten Metapolitik: “Der Verwesung nahen Lebens kann nur durch das gewaltsamste Verfahren reorganisiert werden” zitierte Höcke Hegel weiter. Hegel hatte diese Sätze in seinem Artikel “Über die Reichsverfassung” zu Machiavellis berüchtigten Büchlein “Il Principe” geschrieben, welches er damals verteidigte. Bei Hegel hieß es unter anderem, wer gegen den Staat arbeite, müsste im Sinne des Machiavellis bestraft werden.

(Anmerkung: Dass Machiavelli damals schwer krank war, als er seinen “Machiavellismus” entwickelte, er war durch Folter schwersttraumatisiert und “Il Principe” sollte als Traumaaufarbeitung inklusive einer typischen “Identifikation mit dem Aggressor” gelesen werden, konnte Hegel zu seiner Zeit nicht erkennen. Wenn dieser Machiavellismus in der Metapolitik der Neuen Rechten allerdings reformuliert wird, dann sollte psychoanalytisch mit Arno Gruen, Klaus Theweleit, etc hinterfragt werden, was in der Kindheit der Vertreter*innen der Neuen Rechten falsch gelaufen ist.)


Forderte Höcke bereits 2012 einen biologischen Rassismus?

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Björn Höcke bezog sich in einer Rede beim neurechten Institut für Staatspolitik (IfS) auf die Populationsökologie J. Philippe Rushtons, wie sie in seinem Buch Rasse, Evolution und Verhalten – Eine Theorie der Entwicklungsgeschichte dargelegt wurde. Das Buch wird vom hauseigenen Antaios-Verlag des IfS vertrieben. Ruhston hatte in dieser rassistischen Publikation die von Biologen inzwischen selbst für die Fauna umstrittene r-/K-Theorie auf die Menschheit ausgedehnt und zwar differenziert nach “Menschenrassen”.

Rasse

Es handelt sich hier also keinesfalls um eine Privattheorie Höckes (und Höcke wurde auch nicht “fehlinterpretiert”) sondern um eine in diesen neurechten Kreisen breit diskutierte Ideologie. 2010 lud die Burschenschaftliche Gemeinschaft Philippe Rushton zu einem Vortrag mit dem Titel “Rasse, Evolution und Verhalten”  ein. 2011 wurde aus diesem Umfeld in der Deutschen Burschenschaft die Diskussion um den sogenannten “Ariernachweis” gestartet. Mitglied in der DB sollte nur werden dürfen, wer deutsche Vorfahren habe, ein deutscher Pass reiche nicht aus. Auch ein Mitarbeiter in der Thüringer Landesfraktion der AfD, der Burschenschaftler Torben Braga äußerte sich entsprechend: „Wenn jemand sich zu Deutschland bekennt und deutscher Abstammung ist, kann er bei uns aufgenommen werden.“ Die Abstammungen, Höcke würde von biologischer “Phylogenese” sprechen, sind diesen Menschen wichtig. Die entsprechende “Rassen”-Ideologie findet sich einschließlich Rushton im Sortiment des IfS-Verlages.

Daher gab es auch keinen Aufschrei oder auch nur empörtes Gemurmel, als Höcke die “populationsökologische Brille” aufsetzte und die unterschiedlichen “Evolutionskonzepte” zwischen “den Afrikanern” und den “Europäern” darlegte. “Afrikaner” seien “Ausbreitungstypen”, Europäer seien “Platzhaltertypen”. Er gab lediglich Ruhston wieder und zwar korrekt, ohne irgendwelche Höck’schen Eigenheiten. Hier das Zitat von Höcke, ich hatte es bereits am vergangenen Freitag Vormittag transkribiert und veröffentlicht, wenige Stunden später wurde diese Passage von Panorama und NDR-Recherche einem größeren Publikum bekannt gemacht:

“Und an dieser Stelle ist es angeraten, meiner Meinung nach, mal die populationsökologische Brille aufzuziehen und den Blick noch etwas zu weiten. Der Bevölkerungsüberschuss Afrikas beträgt etwa 30 Millionen Menschen im Jahr. Solange wir bereits sind, diesen Bevölkerungsüberschuss aufzunehmen, wird sich am Reproduktionsverhalten der Afrikaner nichts ändern. Die Länder Afrikas, sie brauchen die deutsche Grenze, die Länder Afrikas, sie brauchen die europäische Grenze, um zu einer ökologisch nachhaltigen Politik zu finden. Und die Länder Europas brauchen sie gegenüber Afrika und den arabischen Raum um so dringender, weil Europa phylogenetisch vollständig nachvollziehbar eine eigene Reproduktionsstrategie verfolgt. In Afrika herrscht nämlich die sogenannte Klein-r-Strategie vor, die auf eine möglichst hohe Wachstumsrate abzielt. Dort dominiert der sogenannte Ausbreitungstyp und in Europa verfolgt man überwiegend die Groß-k-Strategie, die die Kapazität des Lebensraums optimal ausnutzen möchte, hier lebt der Platzhaltertyp. Die Evolution hat Afrika und Europa vereinfacht gesagt zwei unterschiedliche Reproduktionsstrategien beschert. Sehr gut nachvollziehbar für jeden Biologen. Das Auseinanderfallen der afrikanischen und europäischen Geburtenraten wird gegenwärtig natürlich noch verstärkt durch den dekadenten Zeitgeist, der Europa fest im Griff hat. Kurz: im 21. Jahrhhundert trifft der lebensbejahende afrikanische Ausbreitungstyp auf den selbstverneinenden europäischen Platzhaltertyp. Und diese Erkenntnis, wenn diese Erkenntnis von irgendeinem der Altparteien-Politiker zur Kenntnis genommen worden ist, was ich wage zu bezweifeln, diese Erkenntnis die ruft nach einer grundsätzlichen Neuausrichtung der Asyl- und Einwanderungspolitik Deutschlands und Europas, liebe Freunde.” (28:10)

Höcke hat also die Populationsökologie aus der Fauna auf angeblich unterschiedliche Menschentypen übertragen. Unmittelbar vor der AfD-Karriere des verbeamteten Geschichtslehrers Höcke forderte eine noch unbekannte Person mit dem Pseudonym “Landolf Ladig”, den ökologischen Blick auf die Phylogenese der Menschen und nicht nur auf die “Ontogenese” des Menschen zu richten. Die Ökologie der Grünen bezöge sich nur auf die “Ontogenese”, beklagte “Ladig”: “Das Parteiprogramm [der Grünen; A.K.] fußt daher auf kulturalistischen und behaivioristischen Theoriederivaten. Sie postulieren die “Machbarkeit des Menschen” und sind die Grundlage jener grausamen Gesellschaftsexperimenten, die als Gender Mainstream und Multikulturalismus Teil der offiziellen Politik der BRD geworden sind.” (Landolf Ladig: Ökologie und Postwachstumsökonomie. Die Krise des Liberalismus, in: Volk in Bewegung, 1/2012, S. 12) Ich gehe davon aus, dass es Höcke war, der, als er noch Lehrer gewesen ist und bereits 2006 darauf hingewiesen wurde, er solle sich mit rechten Beiträgen in der Öffentlichkeit mäßigen, hier als “Landolf Ladig” unter Pseudonym schrieb. Auch Höcke forderte später als AfD-Politiker das Ende des “Machbarkeitswahns” der “Gesellschaftsexperimente” “Multikulturalismus” und “Gendermainstreaming”.

Wichtig an dieser Stelle ist nicht so sehr, weitere Übereinstimmungen zwischen den Texten “Ladigs” und Höckes festzustellen, sondern die Forderung “Ladigs” (Höckes?), die Menschheit als Teil der Fauna zu betrachten, deren “rassische” Entwicklung populationsökologisch betrachtet werden müsse. Er bezieht sich dabei auf den NPDler Arne Schimmer, der zeitgleich mit Höcke in Gießen studierte:

“Während die zuweilen hysterisch artikulierte Sorge um gefährdete Tierarten indirekt auf die Entelechie, also eine eingriffsfreie, die Anlageseite betonende, Entwicklung der Wesen abstellt, wird der Mensch, der biologisch betrachtet auch ein Teil der Fauna ist, aus dem ökologischen System herausgenommen. So macht ‘man sich zwar Sorgen um jedes habitat einer gefährdeten Krötenart, gleichzeitig reagiert man völlig gleichgültig auf das Absterben der eigenen Kultur und damit der eigenen geistigen und kulturellen Traditionen’ (vgl ebenda [Arne Schimmer: Der verlorene Auftrag, in: hier & jetzt 17/11, S. 18 – 27; A.K.], S. 23). Während man sich – selbstverständlich berechtigt – um die lebensgesetzliche Entwicklung von Pflanzen und Tieren sorgt, spricht man der zentralen Entwicklung der Evolution, dem Menschen, ein eigengesetzliches Entwicklungsrecht seines Wesenskerns ab und führt ihn einer ideologischen Vernutzung zu. Die nichthumane Natur darf sich nach ihrer inneren Logik entwickeln, der Mensch muß gemacht werden, so die Unlogik der ‘linken’ Ökologie à la ‘Die Grünen’.” (ebd.)

Es folgt dann eine Passage, die wir auch sehr gut vom Redner Höcke kennen, der die “Polarität der Geschlechter” gegen die “Ehe für alle” propagiert. Erst die “Polarität der Geschlechter” ermöglichte die europäische Hochkultur, behauptete Höcke in seiner Weihnachtsrede vor der Jungen Alternative in Baden-Württemberg. Und er warnte öffentlich vor dem “Gender-Totalitarismus, dieser Fehlgeburt des Behaiviorismus”, sowie vor gesellschaftlichen multikulturellen “Transformationsprozessen”. An dieser Stelle soll es wie gesagt nicht darum gehen, die Gleichheit zwischen Höcke und Ladig zu belegen, das ist an anderen Stellen ausführlich geschehen. Hier geht es um die Frage, ob “Ladig” bereits eine rassistischen Biologismus in Form einer Populationsökologie Philippe Rushtons einforderte. Lassen wir “Ladig” also weiter zu Wort kommen:

“Die Auflösung der geschlechtlichen Polarität in Homo-, Bi- oder Transsexualität steht dabei ganz oben auf der Agenda, wodurch langfristig nicht nur die Fortpflanzung der Menschheit in Frage gestellt wäre, sondern eben auch die schöpferischen Impulse, die aus dem Geschlechtergegensatz entstehen, zu versiegen drohen. Auch die befürwortete Transformation gewachsener Völker in multikulturelle Gesellschaften belegt die totale Hegemonie kulturalistischer oder behaivioristischer Theorien innerhalb ‘grüner’ Gesellschaftsutopien. Dabei muß im anthropologsichen Bereich dasselbe gelten wie für die übrige belebte Natur auch – und was dort publikumswirksam von ‘Grünen’ eingefordert wird: Vielfalt sichert Zukunft! ‘Eine homogenisierte Menschehit setzt alles auf eine Karte, eine in unterschiedliche Rassen, Völker, Religionen, Kulturen, Wirtschaftsräume usw. gegliederte Menschheit hat hingegen viele Eisen im Feuer’ (H. Schleiß: 22 Thesen zum Rassismus, in: Krebs, P. (Hrsg.): Mars Utor 2006, Kassel 2005, S. 312ff., S. 348).” (ebd.: 12f.)

Zur Interpretation der Rede Höckes im IfS wäre die Klärung wichtig, ob Höcke bereits 2012 den Artikel unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” zu verantworten hat.


AfD ist “durchgeknallt”

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Die AfD setzt auf Waffen und auf den vorschnellen Gebrauch von Waffen – und zwar auf verschiedenen Ebenen.

Libertäre Alternative oder Waffen statt Sozialstaat

Es begann mit einem Aufruf der Libertären Alternative, einer rechtslibertären Initiative in der AfD. Man beachte im Forderungskatalog den letzten Punkt:

“Unsere 20 Forderungen für die Freiheit:

1. Wir fordern die Abschaffung der Europäischen Union – für ein freies Europa in einer freien Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft

2. Wir fordern das Recht für Eltern, Ihre Kinder im eigenen Heim zu erziehen. Die Kita-Ideologie lehnen wir entschieden ab. Die Familie war und ist ein Bollwerk gegen staatliche Ideologie. Sie gilt es zu schützen.

3. Wir fordern die Einführung von Bildungsgutscheinen. Eltern müssen das Recht bekommen, zu entscheiden, ob ihr Kind eine staatliche,
konfessionelle oder private Schule besuchen soll. Durch den Konkurrenzdruck ist eine Niveausteigerung zu erwarten. Zudem wird staatlichen Indoktrinationsprogrammen in Schulen – wie beispielsweise der Gender-Ideologie – ein Riegel vorgeschoben. Wir treten außerdem für das “home schooling”, also das Bilden in den eigenen vier Wänden, ein.

4. Wir fordern die Entstaatlichung der Ehe. Die Ehe ist ein religiöser Akt zwischen Mann und Frau. Der Staat erdreistet sich, in diese einzugreifen und schwächt die Kirche damit systematisch. Gleichzeitig fordern wir eine eine strikte Trennung von Staat und Kirche.

5. Wir fordern drastische Steuersenkungen und eine Reduzierung der Staatsquote. Jeden Cent, den der Staat verteilt, muss er vorher dem Bürger nehmen. Wir sind überzeugt, dass der Bürger selbst am besten weiß, wie er sein Geld zu verwenden hat und dafür keinen Bevormunder braucht. Wir streben auf lange Sicht den reinen Minimalstaat an.

6. Wir fordern ein Ende des Geldsozialismus und treten für einen freien Wettbewerb des Geldes ein. Die willkürliche staatliche Ausweitung der Geldmenge verursacht Wirtschaftskrisen und befeuert die Armut.

7. Wir setzen uns entschieden gegen das bevorstehende Bargeldverbot ein – der gläserne Bürger wäre geschaffen. Durch die Überwachung jeder Transaktion läge das Leben des Bürgers wortwörtlich in staatlicher Hand.

8. Wir fordern eine vollständige Abschaffung aller Wirtschaftssubventionen. Subventionen stellen eine ungebührliche Marktverzerrung mit den Steuergeldern der Bürger dar. Für einen geordneten Übergang ist ein schrittweises Zurückfahren von existenten Subventionen und eine Sperre für neue Subventionen notwendig. Dies gilt insbesondere für den Energiemarkt. Wir brauchen einen ideologiefreien Energiemarkt fernab von planwirtschaftlichen Quoten für beispielsweise “erneuerbare” Energien.

9. Wir fordern einen echten Freihandel, den freien, zollfreien und weltweiten Handel von Gütern in allen Nationen nach den jeweiligen Gesetzen vor Ort. Hundertseitige Abkommen, die in Hinterzimmern ausgehandelt werden, enden in Harmonisierung und weiteren Einschränkungen zu Lasten der Bürger.

10. Wir fordern das Ende der Klimaideologie. Die Verantwortung des Menschen im Rahmen des Klimawandels ist höchst umstritten. Die derzeitige Energiepolitik führt zur Deindustrialisierung Deutschlands sowie Europas und ist höchst unsozial. Wir lehnen sie entschieden ab.

11. Wir setzen uns entschieden gegen die Vorratsdatenspeicherung ein. Die Freiheit des Bürgers ist unverkäuflich – das Argument, die Kriminalitätsbekämpfung durch eine solche zu verbessern, steht auf tönernen Füßen und rechtfertigt keinesfalls den massiven Eingriff in die Privatsphäre des Bürgers.

12. Wir fordern eine vollständige Privatisierung aller, auch teilweise, im Staatsbesitz befindlichen Unternehmen. Dazu gehört auch die Privatisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die durch die moderne Medienlandschaft gegebene Vielfalt, insbesondere durch das Internet, macht die Idee einer notwendigen “Grundversorgung” hinfällig.

13. Wir fordern die Abschaffung des Beamtentums. Leistung und Verantwortung müssen auch in Schulwesen und Verwaltung einziehen.

14. Wir fordern das unbedingte Recht auf freie Entfaltung aller Lebensentwürfe, deren Praxis nicht in die persönliche, politische oder wirtschaftliche Freiheit anderer Bürger eingreift. Aus diesem Grund ist der “Nanny State” abzulehnen. Jeder erwachsene Bürger darf entscheiden, was er isst, trinkt oder raucht – ohne staatliche Belehrungen, Verbote oder Strafsteuern.

15. Wir fordern eine freie Einwanderungspolitik ohne staatliche Intervention. Dies bedeutet, dass falsche Anreize durch Sozialleistungen oder Beschränkungen in Form von Kontingenten und Arbeitsverboten abzulehnen sind. Einwanderer sollen nach dem Leistungsprinzip in Deutschland erfolgreich sein können.

16. Wir fordern das Ende des Länderfinanzausgleichs und der gegenseitigen Subventionierung von öffentlichen Haushalten. Haushaltsdisziplin mit dem Steuergeld der Bürger ist in jedem Fall geboten.

17. Wir fordern unbedingte Gewerbefreiheit und lehnen den Zwang zur Mitgliedschaft in berufsständischen Organisationen ab. Staatlicher Lizenzierungszwang, z.B. im Taxigewerbe ist abzuschaffen.

18. Wir fordern das Ende aller staatlichen Entwicklungshilfe. Sie stützt Misswirtschaft und unterdrückt wirtschaftlichen Aufschwung.

19. Wir fordern die Abwicklung des staatlichen Rentensystems. Das jetzige Umlagesystem ist in ein privatwirtschaftliches und kapitalgedecktes System zu transferieren. Dass dabei eine Generation die doppelte Last zu tragen hat, ist uns bewusst, aber angesichts des demographischen Niedergangs ist ein Kollaps des jetzigen Systems nur eine Frage der Zeit.

20. Wir fordern ein liberaleres Waffenrecht. Jeder volljährige Bürger sollte in der Lage sein, Waffen käuflich erwerben zu können. In der Praxis fordern wir eine Orientierung am tschechischen Waffenrecht.”

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Facebook-Seite von Marcus Pretzell 20.11.2015

Die letzte Forderung wurde vom AfD-Landesvorsitzenden Marcus Pretzell, der mit der “Libertären Alternative” sympathisiert, aufgenommen, und zwar im Zusammenhang mit seiner Aussage, an der Grenze müssten Flüchtlinge notfalls mit Waffengewalt aufgehalten werden.

Diese Verbindung der “Liberalisierung” des Waffenrechts mit dem Hinweis darauf, dass an den Grenzen notfalls mit Waffengewalt Geflüchtete aufgehalten werden müssten, ist problematisch. Vor allem, weil diese Verbindung als Aufruf zur Selbstjustiz interpretiert werden könnte.

Junge Alternative oder Sexismus meets Selbstjustiz

Bereits vor anderthalb Jahren hatte die Junge Alternative auf die Selbstjustiz angespielt. Sie wollte ihr Posting nachträglich jedoch nicht als einen Aufruf zur Selbstjustiz verstanden wissen und zeigte sich empört darüber, dass ihr Posting falsch verstanden worden sei.

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Das doppeldeutige Posting kann als Aufruf zur Selbstjustiz verstanden werden

Die Postings der Jungen Alternative wurden mehrfach für frauenfeindlichen Abbildungen kritisiert, die Frauen auf Pos reduzierten (“P(r)o Vielfalt!”). Deutschland wurde im Gegensatz zu Mexiko als “sozial kalt” dargestellt, weil Frauen hier nicht an jeder Straßenecke hinterher gepfiffen werde. Ein Engagement gegen Frauenfeindlichkeit oder Sexismus kann man der Jungen Alternative beim besten Willen nicht unterstellen.

Daher ist es interessant, dass die Junge Alternative sich jetzt in die Debatte um die Kölner Übergriffe einmischt und zwar mit folgendem Posting, welches sich auf Henriette Rekers in der Tat problematische Empfehlung bezieht: “Es ist immer eine Möglichkeit, eine gewisse Distanz zu halten, die weiter als eine Armlänge betrifft.” Bei dieser Aussage ist allerdings zu berücksichtigen, dass Frau Reker selber vor kurzem noch von einem Rassisten mit Messern attackiert wurde. Bei der Jungen Alternative gibt es solch eine Betroffenheit nicht, sie postet aber um so radikaler:

"Freie Waffen für freie Bürger" - die JA macht deutlich, gegen wen sie das Waffenrecht "liberalisieren" will.

“Freie Waffen für freie Bürger” – die JA macht deutlich, gegen wen sie das Waffenrecht “liberalisieren” will.

Hier ist der Kontext wichtig. Gepostet von einer antisexistischen Initiative, die gegen sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen aufmerksam machen wollen, wäre ein solches Plakat vielleicht noch okay. Da die Junge Alternative bislang alles andere als eine Initiative gegen Frauenfeindlichkeit war, ist klar, dass es hier nicht um Sicherheit von Frauen vor Männern geht, sondern um “Sicherheit” von deutschen Frauen vor afrikanischen Männern. Und da darf dann geschossen werden. Afrikaner sind weniger wert als Deutsche, die dürfen “abgeknallt” werden. Dafür muss das Waffenrecht “liberalisiert” werden: “Freie Waffen – freie Bürger!”

Die Junge Alternative Thüringen lässt dann das Geschlecht gleich ganz raus. In der vom AfD-Landeschef geforderten “natürlichen Geschlechterordnung” gehören Waffen wohl nicht in Frauenhände. AfD-Landeschef Björn Höcke hatte öffentlich “mehr Männlichkeit” gefordert. Ein Statement der AfD-Landtagsabgeordneten und JA-Sprecherin Wiebke Muhsal wird mit folgendem Bild illustriert:

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Bild von der Facebook-Seite der JA Thüringen – Henriette Reker hat erst vor wenigen Monaten einen rassistisch motivierten Mordanschlag überlebt

Björn Höcke oder Zwischenfälle, Fanale und finales Denken

Entsprechend äußerte sich der von der Jungen Alternative gehypte Fraktionschef der AfD Thüringen, Björn Höcke. Die nächtlichen Schüsse auf eine Asylunterkunft im hessischen Dreieich, bei der ein Geflüchteter verletzt worden ist, beurteilte Höcke mit der Bemerkung: “Dieser im Verhältnis zum Kölner Fanal bedeutungsärmere Zwischenfall”.  “Zwischenfall” und “Fanal” – wie die Junge Alternative findet sich auch bei Höcke eine Unterscheidung, die die Unversehrtheit von Nichtdeutschen als weniger wertvoll von gegenüber der Unversehrtheit von Deutschen erscheinen lässt. Bereits im August sprach Höcke von einem “Fanal”, vom “Fanal von Suhl”. In dieser Mitteilung rechnete er mit den “Deutschlandabschaffern” in den “Altparteien” ab und lobte die AfD für eine besondere Eigenschaft: “finales Denken”.

Nachtrag 17.01.2016

Die Enttabuisierung der NS-Ideologie, wie sie von Höcke, Poggenburg, Gauland usw. mit der Propagierung von Begriffen wie “Tat-Elite”, “Sein oder Nicht-Sein” des deutschen Volkes, “Volksgemeinschaft”, “Volksempfinden”, “Volkskörper”, … vorangetrieben wird, bleibt im Zusammenhang mit den Forderungen nach Selbstjustiz nicht ohne Folgen.

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Nachtrag 28.01.2016

Die Bilderproduktion der AfD mit doppeldeutigen Aussagen im Zusammenhang mit Waffen geht weiter. Diesmal wird ein angeblicher “Mordanschlag” genutzt, um mit der Abbildung einer durchgeladenen Pistole und einem Hinweis auf die “Brandstifter” die Konterfeis von Politiker*innen in einer Art Steckbrief zusammen zu bringen. Fehlt nur noch der Hinweis: Most wanted – Dead or alive

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Das Milieu

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Reaktionen (zusammengestellt von “Army of Gutmenschen Trollkomanndo”)

 



Landolf Ladig, NS-Verherrlicher

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Schrieb Björn Höcke 2011 und 2012 unter dem Pseudonym “Landolf Ladig”? Und warum wäre das problematisch? Auf diese beiden Fragen wird hier noch einmal kompakt eingegangen.

Ist Björn Höcke “Landolf Ladig”?

Ich habe an verschiedenen Stellen die Argumentation mit zahlreichen Belegen geführt. Hier soll sie zusammengefasst werden.

Björn Höcke war bereits politisch aktiv vor seiner AfD-Mitgliedschaft. Nach einem Leserbrief von 2006 wurde er angemahnt, sich als verbeamteter Geschichtslehrer mit extremen Positionen zurückzuhalten (verbeamtete Lehrer müssen besonders  verfassungstreu sein). Sein Freund Heiner Hofsommer hatte vor über zehn Jahren nach extremen Äußerungen seinen Lehrerberuf aufgeben müssen. Der neurechte Karlheinz Weißmann machte Höcke bei einem politischen Treffen lange vor dessen AfD-Mitgliedschaft klar, dass er sich als Lehrer nicht öffentlich mit seinen radikalen politischen Positionen äußern könnte, ohne der Karriere zu schaden. Der Focus berichtet über eine Teilnahme Höckes an einem neurechten Treffen aus dem Jahr 2007:

“Im März 2007 besucht er eine Veranstaltung rechtskonservativer Publizisten in Fulda. Er kommt mit Dieter Stein ins Gespräch, dem Chefredakteur der Wochenzeitung ‘Junge Freiheit’. ‘Er kam mir damals schon wie ein Erleuchteter vor, der sich für zu Höherem berufen hält’, sagt Stein. ‘Als ich ihn fragte, ob er Lust hätte, gelegentlich als Autor für die ,Junge Freiheit’ zu arbeiten, sagte er, er wolle wegen seines Berufs als Lehrer nur unter Pseudonym schreiben.'” (Hannes Vogel/ Andreas Niesmann: Sein Kampf, in: Focus, 09.01.2016; Ausgabe: 02; Seite: 42-46)

Höcke ist nicht erst seit 2013 politisch aktiv, wie auch Hofsommer berichtet. Allerdings ist er vor 2013 nicht öffentlich politisch aufgetreten -sehr wahrscheinlich, weil dies mit seinem Lehrerstatus kollidiert wäre. Die Frage ist, wo und wie Höcke politisch aktiv gewesen ist.

Wo war Höcke vor seiner AfD-Zeit politisch aktiv?

Zwischen 2007 und Anfang 2013 findet sich nur ein einziges öffentliches politisches Statement von Björn Höcke, welches nicht unter Pseudonym geschrieben worden ist. Dies war ein Leserbrief in der Jungen Freiheit von 2008 zu einem Beitrag von Hans-Olaf Henkel. Höcke plädierte dort für einen marktwirtschaftlichen “Dritten Weg” jenseits von Kapitalismus und Kommunismus. Höcke scheint also politisch nicht inaktiv gewesen zu sein, was Stein, Weißmann, Kubitschek und Hofsommer bestätigten, nur eben nicht öffentlich mit seinem eigenen Namen aktiv, sondern quasi “undercover”. Eine Rezension von 2009 für ein Buch von Hofsommer beispielsweise ist mit einem falsch geschriebenen Namen von Höcke im Internet nur schwer zu finden. Wer “Björn Höcke” in die Suchmaschine eingibt, findet diese Rezension nicht. Ein weiterer Hinweis: Für den Web-Auftritt einer “Patriotischen Gesellschaft”, die 2011 in Bornhagen tagte, bedankte sich ein Teilnehmer bei “Herrn Höcke” – der einzige und wahrscheinlich nicht eingeplante Hinweis auf Höckes Aktivität in dieser Gruppe. Im Jahr 2011 taucht auch Höckes Leserbrief von 2008 wieder auf. Diesmal aber anonym in einer völkischen Zeitung – allerdings nicht als Leserbrief oder als Zitat gekennzeichnet, sondern unauffällig im Fließtext eingearbeitet. Hätte Höcke nicht als rechter Politiker Karriere gemacht, was bis 2012 noch gar nicht absehbar war, hätte niemand diese Verstrickungen aufgedeckt.

Der Text, von dem hier die Rede ist, wurde unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” verfasst. Er besteht zum Teil wörtlich aus Höckes drei Jahre zuvor geschriebenen Leserbrief. Aber der Text hat auch sonst sehr viele Ähnlichkeiten mit Höckes Duktus der heutigen Tage. Höcke war zu diesem Zeitpunkt, als der erste “Ladig”-Text erschien, politisch aktiv. Er kannte aber die Konsequenzen, die ein offenes politisches Engagement auf Grundlage seiner Ideologie nach sich ziehen konnte.  Seine politische Aktivität hätte zu einem ähnlichen Resultat führen können, wie die Aktivitäten seines politischen Freundes und Ex-Lehrers Hofsommer. Hatte Höcke also unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” geschrieben?

“Ladigs” Texte

Die Zeitschrift, in der “Ladig” 2011 schrieb, heißt “Volk in Bewegung”. Herausgegeben wird sie von dem mehrfach vorbestraften Neonazi und NPD-Kader Thorsten Heise. Heise und Höcke haben bereits zugegeben, dass sie sich kennen und sich persönlich getroffen haben. Ihre Kinder gehen zur selben Schule. Ein Journalist der taz schreibt, dass Höcke seine Kinder auch schon mal bei Heise abgeholt habe. Natürlich haben Höcke und Heise auch über politische Dinge gesprochen. 2011 war Höckes älteste Tochter im Grundschulalter. In dieser Zeit zwischen 2011 und 2012 entstanden die drei “Ladig”-Texte mit insgesamt nur zehn Seiten Länge. Alle drei Texte wurden in Magazinen von Thorsten Heise herausgegeben. Die beiden älteren Texte erschienen in “Volk in Bewegung”, der letzte Text Ende 2012 in der “Eichs-Feldstimme”, kurz vor der Gründung der AfD im Januar 2013, in die Höcke dann umgehend eintrat. Seit Höcke öffentlich politisch aktiv ist, gibt es keine “Ladig”-Texte mehr.

 

Ausschnitt aus "Ladigs" Text in "Volk in Bewegung"

Ausschnitt aus “Ladigs” Text in “Volk in Bewegung” 2011.  Rot unterstrichen die Plagiate / Selbstplagiate von Björn Höcke

 

“Volk in Bewegung”

In “Ladigs” Text von 2011 geht es unter anderem um “Populationsökologie” und um “Postwachstumsökonomie”, zwei Steckenpferde von Björn Höcke.  Es geht wörtlich um den “Dritten Weg”, den auch Höcke in seinem Leserbrief pries. Wie gesagt, ganze Passagen sind wortwörtlich von Höcke übernommen. Plagiat oder Selbstplagiat? In “Ladigs” Text von 2011 ist also das einzige öffentlich auffindbare Statement von Höcke übernommen worden, ohne dass dies als Zitat gekennzeichnet wurde. Es geht aber weiter. Während “Ladig” hier von Höcke (von sich selber?) abgeschrieben hat, ist es in Zukunft umgekehrt. In zahlreichen Reden und Interviews und Statements von Höcke ab 2013 finden sich wortwörtliche Übereinstimmungen mit den “Ladig”-Texten von 2011 und 2012. Es handelt sich dabei nicht nur um frappierende Ähnlichkeiten in den Forderungen und Formulierungen, sondern auch um den Gebrauch von in politischen Texten eher ungewöhnliche Vokabeln wie “Pertubation”, “Behaviorismus”, “Entelechie”, “Vernutzung”, “Entropie”, “Homöostase”. Die Person mit dem Pseudonym “Ladig” benutzte diese ungewöhnlichen Begriffe, die aus sehr unterschiedlichen Kontexten stammen, in den zehn Seiten von 2011 und 2012. Exakt die selben Begriffe werden dann ab 2013 von Björn Höcke weiter genutzt. War Höcke so fasziniert von den “Ladig”-Texten, dass er alle Vokabeln in seinen aktiven Wortschatz aufnahm und in freien Reden mit diesen “Ladig”-Vokabeln um sich warf? Möglich, aber unwahrscheinlich. Sehr viel wahrscheinlicher ist es, dass Höcke diese Begriffe bereits vor 2013 gerne benutzte in seinen Aktivitäten, die nicht unter seinem Namen an die Öffentlichkeit gelangen sollten. Sehr erklärungsrelevant um nicht zu sagen verräterisch ist in diesem Zusammenhang ein Fehler in den freien Reden von Höcke. “Ladig” zeigte sich in seinem ersten Text begeistert von einem umfangreichen Werk von Peter Watson, das “Opus Magnum ‘Genius der Deutschen'” wie “Ladig” euphorisch schrieb. Auch Höcke wies in seinen Reden mehrfach auf Peter Watsons Werk hin und pries es ebenfalls als “Opus Magnum ‘Genius der Deutschen'”. Nun solle man annehmen, dass jemand, der ein tausendseitiges Buch mit so großer Begeisterung liest, dass er es mehrfach in öffentlichen Reden zur Lektüre empfiehlt, zumindest auch den Titel des Buches gelesen hat. Peter Watsons Buch heißt allerdings nicht “Genius der Deutschen”, sondern “Der deutsche Genius” (engl. Original “The German Genius”). Es ist davon auszugehen, dass der Geschichtslehrer Höcke, der mehrfach das Buch gepriesen hat, tatsächlich das Buch auch gelesen hat. Es ist also unwahrscheinlich, dass er in der völkischen Zeitung “Volk in Bewegung”, die vielleicht bei Heises auf dem Wohnzimmer lag, zufällig “Opus Magnum ‘Genius der Deutschen’ von Peter Watson” aufschnappte und seither diesen Fehler in seinen Reden weiterverbreitete. Die einzig plausible Erklärung ist, dass Höcke sich den falschen Titel eingeprägt hat und diesen nun in freien Reden falsch verwendet. Auf diese falsche Einprägung ist auch der Fehler im Text “Volk in Bewegung” zurück zu führen. Die einzig plausible Erklärung für diesen doppelt vorkommenden Fehler verbunden mit der identischen Kennzeichnung des Werks als “Opus Magnum” ist, dass Björn Höcke als “Landolf Ladig” 2011 den Text geschrieben hat.

An dieser Stelle wäre es sinnvoll, offen zu machen, wie ich auf die Texte von Landolf Ladig gestoßen bin. Es werden dann noch weitere “Überzufälligkeiten” deutlich, die erklärungsrelevant sind, deren Erklärung aber nur auf eine Weise plausibel ist.

“Eichsfeld-Stimme”

Ich hatte Ende 2014 begonnen, Höckes Reden und Texte zu analysisieren. Mir fiel dabei ein Begriff auf, der mir merkwürdig erschien, und über diesen Begriff bin ich “Landolf Ladig” auf die Spur gekommen.

Höcke wurde im Sommer 2014 in einem Interview zur Orientierung der AfD befragt, unter anderem wollte man wissen, ob die AfD die Marktwirtschaft ablehne. Er antwortete, die AfD sei für die Marktwirtschaft, schränkte dann aber ein, dass er persönlich den aktuellen Finanzkapitalismus ablehne: “Ich bin für eine organische Marktwirtschaft”. Ich kannte die NS-Wirtschaftstheorien, die in den 1930er Jahren eine “organische Wirtschaft” anstrebten. Aber den Begriff “organische Marktwirtschaft” kannte ich nicht. Ich suchte daher im Internet nach diesen Begriff und fand neben dem Höcke-Interview nur zwei weitere Treffer: ein Treffer aus dem Jahr 1936, in dem es um die Nazi-Ökonomie ging, die mit “organische Marktwirtschaft” bezeichnet wurde; und ein sehr viel aktuellerer Treffer in einem NPD-Magazin (“Eichsfeld-Stimme”) von 2012, geschrieben von einem “Landolf Ladig” und herausgegeben von Höckes Bekannten Thorsten Heise. Allein die Tatsache, dass Björn Höcke und ein Mensch mit dem Pseudonym “Landolf Ladig” den selben Begriff benutzen, der sich nur bei den beiden und sonst nirgends findet, drängt den Verdacht auf, dass Höcke unter dem Pseudonym “Ladig” geschrieben hat. Der Verdacht erhärtet sich, wenn man den Artikel liest. Überschrieben ist der Artikel mit “Ein Dorf in Thüringen”. Es geht um Bornhagen, ein Dreihundertseelen-Dorf, in dem Björn Höcke seit 2008 lebt. In dem Artikel wird zu Beginn auf ein “altes Pfarrhaus” eingegangen. Das ist das Haus, welches Höcke 2008 erstanden hat und in dem er seither wohnt. Inhaltlich werden in diesem Artikel aus dem Jahr 2012 von “Landolf Ladig” genau die Themen behandelt und genau die Forderungen gestellt, die auch von Höcke ab 2012 behandelt und gestellt werden und zwar mit fast identischen Formulierungen: Es geht darum, dass die Deutschen zu wenig Kinder kriegen, es geht um Einwanderung, es geht um “organische Marktwirtschaft”. Bereits nach Sichtung dieses kurzen Textes in der “Eichsfeld-Stimme” war klar: Entweder ist “Landolf Ladig” ein sehr guter Bekannter von Björn Höcke, der mit ihm zusammen politische Ideen entwickelt und Begriffe erfindet, oder aber Björn Höcke ist selber dieser “Landolf Ladig”. Die weiteren Recherchen, die zu den oben aufgeführten Ergebnis kamen, lassen die zweite Erklärung sehr viel plausibler erscheinen als die erste.

Ist “Ladig” “nur” ein sehr enger Bekannter Höckes?

Sollte “Landolf Ladig” nur ein sehr enger Bekannter von Björn Höcke sein, mit dem er seit Jahren eine politische Ideologie erarbeitet und propagiert, dann würde sich die Frage stellen, warum es “Ladig” nicht mehr gibt, seit Höcke öffentlich Politik betreibt. Was würde “Ladig” hindern, weiterhin für Thorsten Heise oder anderswo Texte schreiben? Weder ein “Ladig” noch der Stil und die Begriffe von “Ladig” finden sich in irgendwelchen Texten seit 2013 – außer bei Björn Höcke . Und warum sollte sich der enge Bekannte von Björn Höcke mit dem Vornamen ausgerechnet wie der älteste Sohn von Björn Höcke genannt haben, hätte das nicht etwas sehr anzügliches? Wäre es nicht sehr viel wahrscheinlicher, dass Björn Höcke selber auf den Namen “Landolf” bei der Wahl eines Pseudonyms zurückgriff, wo er doch seinen Sohn kurz zuvor bereits einen sehr ähnlichen Namen gab?

Höckes fehlender “Mut zur Wahrheit”

Höcke schweigt dazu. Er ist nicht bereit, Licht ins Dunkel zu bringen. Seit ich die Höcke-“Ladig”-Identitäten aufgedeckt habe, äußert sich Höcke nicht mehr zu meiner Person. Anfang 2015 hatte er noch in eine mehrere Minuten dauernde Hetztirade gegen mich in einer Rede eingebaut. Seit der Aufdeckung werde ich gemieden wie “Du-weißt-schon-wer”. Der Aufforderung vom damaligen Lucke-Vorstand an Höcke, eine eidesstattliche Erklärung abzugeben, dass er nicht für die NPD geschrieben hat, und mich wegen Verleumdung anzuzeigen, ist Höcke nicht nachgekommen, obwohl er in anderen Fällen sehr schnell dabei ist, Kritiker anzuzeigen.

Ich möchte nun auf den letzten Punkt zu sprechen kommen: warum es wichtig ist, die Causa “Höcke-Ladig” aufzuklären.

Warum es wichtig ist, die Causa “Ladig” zu klären

In einem aktuellen Artikel in der Jungle-World wird auf Höcke konkret eingegangen. Richard Gebhardt skizziert dort sehr kenntnisreich Höcke als Vertreter der “Neuen Rechten” und sein Verbindungen zu Götz Kubitschek. Gebhardt schreibt:

“Fast unerheblich scheint es mittlerweile, ob er tatsächlich einst unter dem Pseudonym Landolf Ladig für Nazipostillen wie Volk in Bewegung geschrieben hat. Für diesen Vorwurf hat der Publizist Andreas Kemper zwar plausible Argumente vorgelegt. Allerdings verrät schon Höckes bekannt gewordene Rede über den Antagonismus zwischen Christentum und Judentum die Geisteshaltung des Politikers.”

Das Argument ist: Björn Höcke ist durch sein aktuelles Auftreten so deutlich als Rassist, Antisemit und Rechtsextremist zu erkennen, dass eine Aufklärung über “Landolf Ladig” so gut wie keinen weiteren Erkenntnisgewinn bringt. Wer wissen will, wie rechts Höcke ist, der müsse sich nur mal mit seinen Reden auseinandersetzen.

“Ladigs” NS-Verherrlichung

Ich bin mir nicht sicher, ob tatsächlich die Inhalte “Landolf Ladigs” bekannt sind. “Ladig” hat nicht einfach nur im NPD-Magazin 2012 dazu aufgerufen, die NPD zu wählen. Er hat zudem in Heises “Volk in Bewegung” geschrieben und dieses Blatt ist eher rechts von der NPD anzusiedeln. Entsprechend waren auch die Texte von “Ladig”. Er schrieb dort, dass Deutschland zweimal von Fremdmächten überfallen worden sei – 1. Weltkrieg und 2. Weltkrieg – aus puren Neid auf das prächtig gedeihende Deutschland. Beim zweiten Überfall kam noch hinzu, so “Ladig”, dass sich im Nationalsozialismus die erste staatlich organisierte Antiglobalisierungsbewegung entwickeln konnte. Um zu verhindern, dass sich dieses Erfolgsmodell auf andere Staaten ausweite, überfielen die fremden Mächte Deutschland. Doch, so “Ladig” weiter, in der Avantgarde der identitären Systemopposition lebe diese Glut weiter, und es gelte, in der kommenden Revolution den Führungsanspruch durchzusetzen. “Ladig” vertritt hier also einen nationalrevolutionären Ansatz gekoppelt mit NS-Verherrlichung. Die faschistische Ideologie, die in Höckes Aussagen deutlich wird, wird in den “Ladig”-Texten zugespitzt und unverblümt NS-verherrlichend. Was unter dem Pseudonym “Ladig” geschrieben wurde, ist also tatsächlich noch “krasser”.

Zum Schluss möchte ich noch einen weiteren Punkt ansprechen, der deutlich macht, warum trotz aller bereits öffentlich gewordener faschistischer Ideologie von Björn Höcke die Aufdeckung in der Causa “Ladig” wichtig ist.

Ist Björn Höcke von Thorsten Heise abhängig?

Thorsten Heise, in dessen Magazinen die “Ladig”-Texte geschrieben wurden, war der Chef der neonazistischen FAP in Niedersachsen. Er hat ein Dutzend Vorstrafen, unter anderem wegen Körperverletzung gegen Polizisten. Bei einer Razzia wurden mehrere Waffen (Pistole, Maschinenpistole, Maschinengewehr) entdeckt. Und Thorsten Heise hatte Kontakte zum “Thüringer Heimatschutz” und wird immer wieder mit dem “NSU” in Verbindung gebracht. Thorsten Heise ist also deutlich zum rechten Rand der NPD zu zählen.

In der NPD macht man sich Sorgen, weil die AfD ihnen die Stimmen abgräbt. Das sprach vor kurzem noch der NPD-Vorsitzende während des NPD-Bundesparteitages in seiner Rede an. Thorsten Heise hingegen sieht das Ganze entspannter. Die AfD würde der NPD nutzen, wird er während des Parteitages von einem Journalisten zitiert. Dabei ist die AfD gerade in Heises Heimatland Thüringen sehr viel stärker und sehr viel weiter rechts als in anderen Bundesländern, also gleich doppelt eine deutlich größere Gefahr für die NPD als im Bundesdurchschnitt. Und Höcke ist der AfDler, der wie kein anderer der NPD die Stimmen klaut. Woher nimmt also ausgerechnet Heise seine Gelassenheit?

Thorsten Heise weiß natürlich, wer hinter dem Pseudonym “Landolf Ladig” steckt. Sollte Höcke unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” geschrieben haben, dann wäre Höcke von Heise abhängig, oder um es deutlicher zu sagen: Thorsten Heise könnte Björn Höcke erpressen. Heise würde das nichts kosten, er müsste nur seine Aussage revidieren. Für Höcke wäre es das Aus: Er würde aus der AfD geschmissen und könnte auch nicht zurück in den Schuldienst.

Wenn Björn Höcke hinter dem Pseudonym “Landolf Ladig” steckt – und das ist die plausibelste Erklärung für alle “Überzufälligkeiten” – dann hätte Thorsten Heise, also der rechte Rand der NPD die AfD in der Hand. Und das wäre nicht nur hinsichtlich der politischen Ausrichtung der AfD problematisch, sondern auch weil Björn Höcke im NSU-Ausschuss des Thüringer Landtages sitzt.

 

 

 

 

 

 


Durch Wandel der Flüchtlingspolitik lässt sich AfD nicht bekämpfen

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In der Volksstimme bin ich falsch wieder gegeben worden. Der Artikel hat meinen Vortrag inhaltlich korrekt wieder gegeben, nur den letzten Satz hatte ich so nicht gesagt: „Die AfD kann nur durch einen Wandel in der Flüchtlingspolitik oder innere Streitigkeiten geschwächt werden.“ Die AfD wird durch die Flüchtlingsdebatte gestärkt nicht durch die Flüchtlingspolitik. Was geändert werden müsste ist die Vermögens- und Einkommenspolitik. Die krass wachsende und viel zu große “Schere” zwischen arm und reich befeuert die AfD. Kommt zu dieser extrem ungerechten Vermögensverteilung noch eine rassistische Flüchtlingsdebatte, dann werden Parteien wie die AfD gestärkt. Würden wir die Vermögensverteilung verändern, würden bspw. auch nur die reichen Steuerflüchtlinge zur Kasse gebeten, könnten wir dreimal so viele Geflüchtete aufnehmen, ohne dass es irgendwelche finanziellen Probleme gäbe. Also nochmal: Nicht die Flüchtlingspolitik ist das Problem, sondern die Vermögensverteilungspolitik und die Flüchtlingsdebatte.


Warum Aufklärung über Höcke wichtig ist

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Björn Höcke ist Fraktionsvorsitzender der AfD in Thüringen. Auf zahlreichen Demonstrationen skandierten Tausende seinen Namen, vor allem, wenn er davon spricht, dass Deutschland einen neuen Bundeskanzler braucht. Zugleich benutzt er bewusst zahlreiche Nazibegriffe, um die vermeintliche „Neurotisierung“ des „deutschen Volkes“ seit 1945 zu durchbrechen.

Er betont seine „Vaterlandsliebe“, bezieht sich aber auch immer wieder auf seine männlichen Vorfahren.

In seinen Reden bringt er die politischen Ansichten seines verstorbenen Vaters ins Spiel. So beispielsweise in seiner Rede am Institut für Staatspolitik, kurz bevor er über „afrikanische Ausbreitungstypen“ doziert, die es brauchen, dass wir ihnen Grenzen setzen. Höcke ruft die Erinnerung an die Ankündigung der DDR-Maueröffnung von 1989 wach:

„Mein Vater und ich schauten uns diese Tageschau-Sendung gemeinsam an und diese Ankündigung hat uns gefühlsmäßig überwältigt. Wir lagen uns anschließend in den Armen und ich spürte die Tränen meine Wangen herunterlaufen. Als wir uns voneinander lösten und uns anschauten, sagte mein Vater einen Satz, den ich niemals vergessen werde. Er sagte: „Das ist das Ende des deutschen Volkes.“ Natürlich lehnte mein Vater die kommunistische Diktatur in der DDR ab. Aber er verfolgte auch die seit Jahrzehnten laufende Multikulturalisierung Westdeutschlands und er sah das Anwachsen der nicht-assimilierten Parallelgesellschaften in den Ballungsgebieten des Westens. Die DDR war – trotz ihrer ideologischen Ferne zu uns – eben ein Staat, in dem die über Jahrhunderte gewachsene und belastbare Vertrauensgemeinschaft intakt war.“

Wenn er selber seinen verstorbenen Vater für politische Reden vereinnahmt, sollte er sich nicht wundern, wenn sein Vater in den Fokus der Öffentlichkeit gerät. Höcke macht in dem Absatz deutlich, dass er sein völkisches Denken von seinem Vater übernommen hat. Um zu verstehen, wie Höckes Provokationen mit den Nazibegriffen einzuschätzen sind, wäre es wichtig, mehr über seine Sozialisation zu erfahren.

1995 berichtete Report Baden-Baden über den Holocaust-Leugner Thies Christophersen. Christophersen hatte das Buch „Die Auschwitz-Lüge“ verfasst, auf das sich nachfolgend alle Holocaust-Leugner positiv bezogen. Christophersen entzog sich den Justiz-Organen in Deutschland und publizierte von Dänemark aus eine Zeitschrift in Din-A-5-Format mit dem harmlos klingenden Namen „Die Bauernschaft“. Als ich diese Zeitschriften analysierte, musste ich immer wieder Pausen einlegen. Allein die Titelbilder waren abschreckend: Mal fanden sich Porträts, die Adolf Hitler darstellten, mal fanden sich Gemälde vom „Künstler“ Hitler selber. Christophersen bezog sich positiv auf Hitler. Die Ausgaben der Zeitschrift waren in Deutschland indiziert, das heißt, verboten. Was passiert mit einem Jugendlichen, der in einer Familie aufwächst, in der das Nazi-Blatt „Die Bauernschaft“ zur normalen Lektüre gehört?

In der Report-Sendung wurde von einer Abonnenten-Liste der „Bauernschaft“ gesprochen, die ihren Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat. Auf dieser Abonnenten-Listen fand sich der Großteilt der Neonazi-Größen der damaligen Zeit. Und in einer Datei findet sich die Kundennummer 1563, die dem Namen und dem Wohnsitz des Vaters von Björn Höcke zugeordnet ist.

Björn Höckes Vater war zudem, wie bereits seine Großeltern, Mitglied in der Landsmannschaft Ostpreußen und sein Name taucht in unterschiedlichen Publikationen mit neurechtem Zusammenhang auf.

Für die deutsche Nachkriegsgeschichte ist es wichtig zu verstehen, wie Ideen des Nationalsozialismus von einer Generation auf die nächste übertragen werden. Björn Höcke hat seinen Kindern nordische Vornamen gegeben.

Wichtig ist allerdings dieser Zusammenhang auch, um Björn Höcke richtig einschätzen zu können. Meiner Meinung nach gibt es nur eine plausible Erklärung für eine ganze Reihe von „Zufälligkeiten“ im Zusammenhang mit dem NS-Verherrlicher „Landolf Ladig“ und Björn Höcke – nämlich die, dass Björn Höcke „Landolf Ladig“ ist. Ich habe diese „Zufälligkeiten“ mehrfach ausgeführt, zum letzten Mal hier: https://andreaskemper.wordpress.com/2016/01/09/landolf-ladig-ns-verherrlicher/

AfDler, die in meinen Vorträgen zur AfD immer wieder zugegen sind, habe ich mehrfach mit diesen Zufälligkeiten konfrontiert. In einem meiner letzten Vorträge war Martin Renner, AfD-NRW-Landesvorsitzender. Er gab zu, sich mit „Landolf Ladig“ nicht befasst zu haben. Nächste Woche wird er einen Gastauftritt bei Höckes „Erfurter Demonstration“ haben.

Wenn sich AfDler nicht mit der Causa Höcke befassen, ist dies in einer machiavellistischen Parteilogik vielleicht verständlich – sie machen sich natürlich mitschuldig. Problematisch wird es, wenn Journalisten auflagenstarker Zeitungen wie DIE WELT diesen Zusammenhängen nicht nur nicht nachgehen, sondern diese abwehren. Ich spreche hier vom gerade entlassenen WELT-Journalisten Günther Lachmann.

Kurz vor dem AfD-Bundesparteitag in Essen im Sommer 2015, als entschieden wurde, ob die Gruppe um Henkel und Lucke oder ob der rechte Rand um Höcke die AfD verlassen muss, griff Lucke auf meine Recherchen zu „Landolf Ladig“ zurück. Björn Höcke wurde aufgefordert, eine eidesstattliche Versicherung abzugeben, nicht für die NPD geschrieben zu haben, und mich anzuzeigen, um den Verdacht aus der Welt zu räumen. Günther Lachmann bezeichnete in einem Artikel dieses Vorgehen von Lucke als „perfide NPD-Attacke“, ging nicht weiter auf die Recherche-Ergebnisse aus dem „linken Blog“ ein und behauptete, diese Ergebnisse seien nicht geprüft. Höcke ließ das Ultimatum verstreichen, er gab keine eidesstattliche Erklärung ab und zeigte mich nicht an. Sanktionen gegen Höcke gab es nicht. Lucke hatte verloren und Höcke wurde immer mächtiger. Wenig später diente sich Lachmann beim neuen Bundesvorstand unter Petry an, was in den letzten Tagen heraus kam. Stefan Aust entließ Lachmann und kündigte eine kritische Überprüfung an. Es bleibt zu hoffen, dass von der WELT auch aufgerollt wird, wie das Verhältnis von Höcke und „Ladig“ ist, denn „Ladig“ schrieb für den militanten Neonazi Thorsten Heise, der weiß, wer sich hinter „Ladig“ verbirgt und mit der Offenlegung des Klarnamens drohen könnte – und Björn Höcke sitzt im NSU-Untersuchungsausschuss.

Hier zwei aktuelle Porträts von ZEIT  und ZEIT OLINE über Björn Höcke:


Höcke-Expertise überarbeitet

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Die Expertise zu Björn Höcke für die Rosa-Luxemburg-Stiftung ist überarbeitet worden.

Unter anderem wurden Zitate aus den Reden zu den Erfurter Demonstrationen hinzugefügt, die die Grundthese der Expertise erhärten, dass Höcke eine faschistische Ideologie propagiert. Zudem wurden noch mehr Belege gefunden, die beweisen, dass Björn Höcke bereits vor seiner AfD-Karriere politisch im Umfeld der Neuen Rechten aktiv gewesen ist. Und der dritte Text von “Landolf Ladig” (von 2011) wurde hinsichtlich der Frage ausgewertet, ob Björn Höcke unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” NS-verherrlichende Texte für eine nationale Revolution in NPD-nahen Zeitschriften verfasste. Die Indizien lassen keine andere Möglichkeit plausibel erscheinen.

Die überarbeitete Expertise erscheint wieder auf der RLS-Thüringen-Seite. Die Expertise wird allerdings diesmal auch gedruckt und umfasst 150 Seiten.


Demo für Alle, AfD und Geschichtsklitterung

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AfD – DfA – du bist von hinten und von vorne?

AfD, du bist von hinten und von vorne. Deine stellvertretende Parteivorsitzende leitet die Demo für Alle (DfA) – behauptete Beatrix von Storch, stellvertretende Parteivorsitzende höchstselbst – behauptete jedenfalls Queer.de vor einem Jahr am 10.2.2015:

“‘Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt’, sagte von Storch am 29. Januar auf eine Zuhörerfrage nach einem Vortrag über ‘Gender Mainstreaming’. ‘Sie wissen vielleicht nicht, dass ich die organisiere, das läuft auch aus meinem Büro. Ich bin ja nicht nur mit der Alternative für Deutschand aktiv, sondern auch mit der Zivilen Koalition.”

Hedwig von Beverfoerde behauptet hingegen, die “Demo für Alle” in Stuttgart habe nichts mit der AfD zu tun:

“Als in der Öffentlichkeit zunehmend die wahrheitswidrige Behauptung auftauchte, die DEMO FÜR ALLE sei eine ‘AfD-Veranstaltung’, habe ich in Absprache mit dem Aktionsbündnis im Mai 2015 die Demo-Organisation aus der Initiative Familienschutz herausgelöst und zunächst privat übernommen. Im Sommer 2015 gründeten wir mit einigen Mitstreitern (ohne Beatrix und Sven v. Storch) den Trägerverein Ehe-Familie-Leben e.V. Dieser Verein, dessen Vorsitzende ich bin, hat inzwischen die praktische Organisation von DEMO FÜR ALLE übernommen.
Um mich mit ganzer Kraft dem Aktionsbündnis für Ehe & Familie – DEMO FÜR ALLE widmen zu können, habe ich im Oktober 2015 meine Tätigkeit für die Initiative Familienschutz und Zivile Koalition vollständig aufgegeben.”

Mir sind diese Umstruktierungsmaßnahmen aufgefallen. Tatsächlich weist das Impressum der Demo für alle-Seite nun auf Beverfoerde hin und nicht mehr auf die Storchs. Entsprechend ist in Familien-Schutz.de nun von Storch verantwortlich und nicht mehr Beverfoerde. Also eine Entflechtungsmaßnahme?

Lügt Queer.de …?

Aber wer hat diese “wahrheitswidrige Behauptung” (Beverfoerde) in die Welt gesetzt? Queer.de weist auf ein Video hin und macht eine genaue Zeitangabe (36:50). Dort findet sich dann dieser Hinweis:
frisierter Text 3
Das dort verlinkte Video, in dem Beatrix von Storch behauptet haben soll, sie würde die “Demo für alle” organisieren, existiert also nicht mehr. Hat Queer.de gelogen bzw. “wahrheitswidrige Behauptungen” in die Welt gesetzt?

Es findet sich bei Youtube ein weiteres Video mit dem Vortrag von Beatrix von Storch in Hamburg. Schauen wir uns dieses Video an.

Um 36:50 findet sich die Aussage von Beatrix von Storch:

„Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt. Da passiert ne ganze Menge und deswegen bin ich auf jeden Fall positiv wenn ich nicht glauben würde an den Erfolg den wir haben können, dann würde ich das nicht machen, weil ich bin engagiert, aber nicht lebensmüde.“

Beatrix von Storch sagt dort nicht explizit, sie würde die Demo für Alle in Stuttgart organisieren. Das könnte man bestenfalls reininterpretieren. Queer.de hatte jedoch behauptet, Storch würde sagen:

 

“Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt. Sie wissen vielleicht nicht, dass ich die organisiere, das läuft auch aus meinem Büro. Ich bin ja nicht nur mit der Alternative für Deutschand aktiv, sondern auch mit der Zivilen Koalition.”

Sollte Queer.de hier eine wahrheitswidrige Behauptung in die Welt gesetzt haben? Das wäre ziemlich dreist.

… oder geschichtsklittert die AfD?

Es gibt noch ein zweites Video, ein längeres, mit dem Vortrag von Beatrix von Storch und Alexander Gauland.

Auch hier kommt die behauptete Aussage nicht vor. Schauen wir uns diese beiden Videos an, die aus der selben Aufzeichnung der Jungen Alternative Hamburg stammen. Dass es die selbe Aufzeichnung ist, lässt sich an identischen Standbildern erkennen.

Das kurze Video

Ab 36:50 sagt Beatrix von Storch:

„Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt.“

Frisierter Text1a
Standbild um 36:55 (identisch mit dem entsprechenden Standbild des längeren Videos)

 

Es geht folgendermaßen weiter:

Frisierter Text1

Standbild um 36:56, Beatrix von Storchs Vater Huno von Oldenburg ist im Bild (rechts). O-Ton: “Da passiert ne ganze Menge.”

Text:

„Da passiert ne ganze Menge und deswegen bin ich auf jeden Fall positiv wenn ich nicht glauben würde an den Erfolg den wir haben können, dann würde ich das nicht machen, weil ich bin engagiert, aber nicht lebensmüde.“ (36:55)

Das lange Video

Hier nun das längere Video:

Um 1:39:36 sagt auch hier Beatrix von Storch:

„Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt.“

Frisierter Text 2a

Das Standbild zeigt, dass es sich beim längeren und beim kürzeren Video um eine identische Aufnahme handelt.

Allerdings geht es beim längeren Video abweichend vom kürzeren Video folgendermaßen weiter:

 

Frisierter Text2

Das Standbild zeigt im längeren Video nicht Huno von Oldenburg, sondern Jörn Kruse (links). Der O-Ton während dieser Einblendung ist allerdings der selbe wie beim vorangegangen Video, als an dieser Stelle Huno von Oldenburg gezeigt wird: “Da passiert ne ganze Menge”.

Auch der Text dieses Videos weicht vom obigen Video ab:

„Da passiert ne ganze Menge, es kommt etwas in Bewegung und das, es kommt etwas in Bewegung und deswegen bin ich auf jeden Fall positiv wenn ich nicht glauben würde an den Erfolg den wir haben können, dann würde ich das nicht machen, weil ich bin engagiert, aber nicht lebensmüde.“ (1:39:42)

Das heißt, an beiden Videos wurde manuell herumgeschnippelt. Aus beiden Videos wurde nach dem Satz “Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt.” eine Textpassage herausgeschnitten und zwar in einer Weise, dass beim einfachen Schauen und Hören des Videos gar nicht auffällt, dass dort etwas fehlt. Erst der genaue Vergleich der beiden Videos zeigt die nachträgliche Manipulation.

Genau an der Stelle, als nach Queer.de Beatrix von Storch sagen sollte, sie würde die Demo für Alle organisieren, tauchen in den identischen Videos zwei unterschiedliche Aufnahmen auf (einmal mit Jörn Kruse, das andere mal mit Huno von Storch). Dies ist nur so zu erklären, dass eine Videosequenz gelöscht wurde, in der die Kamera von Jörn Kruse nach Huno von Storch (oder umgekehrt) schwenkt. Mit dem gelöschten Audiomaterial musste natürlich auch dieser Schwenk gelöscht werden – und zwar nicht nur in der einen, sondern auch in der anderen Version.

Wer einmal lügt …

Dass hier eine Geschichtsklitterung vorgenommen wurde ist krass. Dass Beverfoerde von einer “wahrheitswidrigen Behauptung” spricht und nicht darauf hinweist, dass es Storch war, die behauptet hat, dass sie die DfA organisiert, lässt mich daran zweifeln, dass hier tatsächlich eine Trennung zwischen AfD/ Zivile Koalition und Demo für alle vorgenommen wurde. Ich denke, die oben dargelegte Entflechtung ist nur oberflächlicher Natur. Es handelt sich um eine Verschleierung.

Nachtrag 27.02.2016

Inzwischen wurde mir der O-Ton von Beatrix von Storch zugespielt:


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