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AfD, Peak Oil und völkisch-nationale Revolution

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Anfang Februar veröffentlichte der Blog “Der Flügel” vom rechten Rand der AfD einen Beitrag von Jan Moldenhauer zum Thema “Peak Oil, Globalisierung und die Grenzen der Machbarkeit”. Bevor auf diesen Artikel eingegangen wird, kurz zur Einordnung ein paar Worte zu Moldenhauer, Der Flügel usw.

Dr.  Jan Moldenhauer hat vor wenigen Jahren seine Dissertation in Liverpool zum Thema “Peak Oil” geschrieben.  Moldenhauer publiziert aber auch in der “Sezession”, dem “völkisch-nationalen” Magazin des neurechten “Institut für Staatspolitik” von Götz Kubitschek. Das “Institut für Staatspolitik” wurde Ende des Jahres bekannter, weil Björn Höcke dort seine rassistische Rede über “afrikanische Ausbreitungstypen” gehalten hatte. Jan Moldenhauer gehört zu den Unterzeichnern der “Erfurter Resolution”, also dem Papier des rechten Randes der AfD, die sich selber “Der Flügel” nennen und von Björn Höcke angeführt werden. Hört sich alles kompliziert an, ist aber relativ einfach: Moldenhauer, Kubitschek und Höcke scheinen ähnliche Positionen zu vertreten. Dies nur zum besseren Verständnis für Leser und Leserinnen, die sich noch nicht mit der aktuellen Neuen Rechten in Deutschland befasst haben. Kommen wir jetzt zum Inhalt des Artikels und der Frage, was daran problematisch ist:

Was meint “Peak Oil”?

Jan Moldenhauer definiert “Peak Oil” in seinem Artikel “Peak Oil, Globalisierung und die Grenzen der Machbarkeit” folgendermaßen:

“Der Begriff ‚Peak Oil‘ ist definiert als der Zeitraum, in dem das globale konventionelle Ölfördermaximum erreicht wird. Die weltweite tägliche Ölförderung kann fortan nicht mehr erhöht werden, stagniert also, und beginnt schließlich zu sinken.”

Es handelt sich bei “Peak Oil” also um ein klassisches Thema der Ökologiebewegung. Damit wären wir beim ersten Problem:

Aufgrund der Endlichkeit der fossilen Brennstoffe werden seit einigen Jahren regenerative Energien gefördert. Genau diese Programme (EEG) werden jedoch zentral von der AfD abgelehnt. Wie also ist das Interesse des rechten Randes der AfD an einem klassisch linken Öko-Thema zu erklären?

Warum interessiert sich die Neue Rechte für Peak Oil?

Die Bundeswehr hatte 2010 eine Teilstudie zu Peak Oil veröffentlicht. Thema: “Peak Oil. Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen”. Dort heißt es auf Seite 55:

 

Peak BW 1

Zum Vergrößern anklicken.

Die Forschungsgruppe der Bundeswehr schließt also ein Szenario nicht aus, in dem der Mangel bzw. die drastische Verteuerung von Erdöl “zu einem Stimmenzuwachs extremistischer und nationalistischer Parteien führen können.” Es bleibt jedoch nicht nur bei einem parlamentarischen Stimmenzuwachs. Sondern es könnte zu einem Vertrauensschwund gegenüber regierenden Politikern bzw. Politikerinnen kommen. Konkret heißt es in der Studie:

Peak BW 2

Zum Vergrößern anklicken.

Die Bundeswehr-Forschungsgruppe spricht hier von einer “zunehmende(n) politische(n) Instabilität”. Und damit wären wir bei dem Punkt angelangt, der “Peak Oil” für die Neue Rechte und völkisch-nationale Kreise interessant macht.

Auf die völkisch-nationale Revolution vorbereiten

Leser und Leserinnen dieses Blogs werden wissen, dass ich die These vertrete, der zu Folge Björn Höcke 2011 und 2012 unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” Texte in völkisch-nationalen und NPD-nahen Magazinen seines Bekannten Thorsten Heise (mehrfach vorbestrafter Neonazi) publizierte. In dem ersten dieser “Ladig”-Artikel in “Volk in Bewegung” 5/2011 heißt es:

ladig revolution

Zum Vergrößern anklicken.

Zentral geht es in diesem Artikel von “Landolf Ladig” um “Peak Oil” bzw. um die oben zitierte Bundeswehr-Studie, die hier genussvoll wiedergegeben wird. In der BW-Studie wird beispielsweise von  “Vertrauensverlust” gesprochen, der zu “Instabilitäten” führen könne – “Ladig” interpretiert diese “instabilen Situationen” als Möglichkeit zur “Revolution”. Auf diese Revolution habe sich die “identitäre Systemopposition” vorzubereiten. Denn es gelte im Sinne der “deutschen Ideenschmiede” den Führungsanspruch durchzusetzen. Was “Ladig” unter “deutscher Ideenschmiede” versteht, hatte er kurz zuvor im Artikel erörtert: Die Deutschen hätten im Nationalsozialismus die erste “Antiglobalisierungsbewegung” erfunden und staatlicherseits eingerichtet. Diese “Antiglobalisierungsbewegung” sei so erfolgreich gewesen, dass schließlich die Fremdmächte das friedliche nationalsozialistische Deutschland überfielen und anschließend neurotisierten. Die Glut dieser “deutschen Ideenschmiede” sei aber noch in einer Anvantgarde vorhanden, nämlich in der “identitären Systemopposition”.

Natürlich können Texte in solcher NS-Deutlichkeit nur unter Pseudonym geschrieben werden, erst Recht, wenn der Autor verbeamteter Geschichtslehrer sein sollte. Aber als eine harmlos klingende Variation und damit öffentlich vorzeigbare Variation könnte durchaus der Text von Dr. Jan Moldenhauer interpretiert werden. Auch Moldenhauer bezieht sich auf die Studie der Bundeswehr:

“Eine 2010 erstellte Studie der Bundeswehr greift die oben beschriebenen Zusammenhänge auf und bewertet den Peak Oil als systemisches Risiko für die Globalisierung, und von dorther ist nun eine abschließende konservative Perspektive sinnvoll […] Billige Energie (ver-)führt zu liberalem Machbarkeitswahn und resultiert in der Einengung des konservativen Machbarkeitsspielraums. Sich signifikant verteuernde Energie wirkt wider den liberalen Machbarkeitswahn, der sich in den liberalen Subideologien manifestiert (Ideologie des totalen globalen Marktes und des Individualismus, Fortschritts-, Konsum- und Wachstumsideologie), und führt zur Erweiterung des konservativen Machbarkeitsspielraums hinsichtlich der Verteidigung des Eigenen. In diesem Kontext entfaltet der Peak Oil eine – wenn auch indirekte – identitätsstiftende Wirkung.”

Hier ist von “Revolution” keine Rede, obschon Moldenhauer die Ausführungen in der Studie zu den drohenden Instabilitäten kennt. Und sehr wahrscheinlich kennt Moldenhauer als Autor der “Sezession” auch Kubitscheks Thesen zum “Vorbürgerkrieg” und als Unterstützer der “Erfurter Resolution” von Björn Höcke auch dessen Rede von der “AfD als letzte evolutionäre, das heißt letzte friedliche Chance”. Moldenhauers Position ist hier auch weniger relevant. Relevant ist, dass der Blog “Der Flügel” nun Thesen zur “identitätsstifenden” Funktion des Peak Oil publiziert, dem wesentlichen Thema von “Landolf Ladig”, auf das Björn Höcke selber aus verschiedenen Gründen wohl besser nicht zu sprechen kam.

Vor dem Hintergrund der Erfurter Demonstrationen der AfD und der Pegida-Demonstrationen sollte die Bezugnahme der Neuen Rechten auf die Bundeswehr-Studie aufhorchen lassen. Höcke und Co. wähnen sich in der Phase der Destabilisierung des politischen Systems, die in der BW-Studie beschrieben wird – im Jargon der Neuen Rechten: im Vorbürgerkrieg.

 

 

 



Entwurf des AfD-Grundsatzprogramms

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Der Entwurf für das  AfD-Grundsatzprogramm ist gestern bekannt geworden.

Hier einige Punkte aus dem Entwurf:

  • Arbeitgeberanteil bei Arbeiten im Rentenalter streichen,
  • späteres Renteneinstiegsalter,
  • Arbeitgeberanteil bei ALG 1 streichen,
  • ALG 1 privatisieren,
  • gesetzliche Unfallversicherung abschaffen,
  • Gewerbe- und Erbschaftssteuer abschaffen,
  • Banken- und Steuergeheimnis wieder einführen,
  • Rettungsprogramme für überschuldete Kommunen und Länder verbieten,
  • keine Finanzierung Alleinerziehender,
  • Schuldprinzip bei Ehescheidungen wieder einführen,
  • Gesetzesverschärfung zum Schwangerschaftsabbruch,
  • traditionelle Geschlechterrollen bewahren,
  • Gender-Forschung abschaffen,
  • Anti-Diskriminierungsgesetz und Diversity-Programme abschaffen,
  • Privatisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks,
  • “sicherheitspolitischer Befreiungsschlag”:”Systemwechsel hin zu” “Ausländerbehörden, Polizei und Strafverfolgung”,
  • Strafmündigkeitsalter auf zwölf Jahre senken,
  • Dienstpflicht für Frauen/ Wehrpflicht für Männer,
  • keine “verengte” “Erinnerungskultur auf die Zeit des Nationalsozialismus”,
  • Grundrecht auf Asyl abschaffen,
  • jüdische und islamische Praktiken einschränken (Jungenbeschneidung, Schächtung),
  • “der Islam gehört nicht zu Deutschland”,
  • AKW-Laufzeitverlängerung
  • Schluss mit der Klimaschutzpolitik
  • Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) abschaffen

Hier der Link: Grundsatzprogrammentwurf

Nachtrag 18.03.2016

Der Landesverband Bayern der AfD hat den Grundsatzprogrammentwurf wieder von seiner Seite genommen. Stattdessen hat sich jetzt die Parteispitze aufgrund der vielen Anfragen von Parteimitgliedern gemeldet. Sie versucht die Parteimitglieder zu beruhigen: Das Parteiprogramm werde erst am 1. Mai verabschiedet, es handele sich nur um einen Entwurf. Allerdings hat sich die Parteispitze von keinem der obigen Punkte konkret distanziert. https://www.facebook.com/alternativefuerde/photos/a.542889462408064.1073741828.540404695989874/1100598753303796/?type=3&theater

Kommentar

Ein paar Worte noch zu den Verantwortlichen des Grundsatzprogrammentwurfs:

Verantwortliche der Programmkommission ist Alice Weidel. Sie ist Volkswirtin, hatte in Bayreuth bei Peter Oberender studiert und wurde von ihm protegiert. Peter Oberender hatte den Studiengang „Gesundheitsökonomie“ initiiert und war ein neoliberaler Volkswirt, der für die stärkere Privatisierung des Gesundheitwesens eintrat. Bekannt wurde er für seine Aussage, dass Arbeitslose ihre inneren Organe verkaufen sollen, wenn sie in finanzieller Not seien: “Wenn jemand existenziell bedroht ist, weil er nicht genug Geld hat, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu finanzieren, muss er meiner Meinung nach die Möglichkeit zu einem geregelten Verkauf von Organen haben.” Link Oberender gehörte zu den Erstunterzeichnern der AfD-Vorgängerorganisation Wahlalternative 2013. Alice Weidel schrieb bei Oberender ihre Dissertation “Das Rentensystem der Volksrepublik China. Reformoptionen aus ordnungstheoretischer Sicht zur Erhöhung der Risikoresistenz”. Weidel schreibt dort zum Rentensystem, dass eine Umverteilung nicht vertikal von “einer einkommnsstarken an eine einkommensschwache Bevölkerungsgruppe” erfolgen müsse, sondern auch horizontal nach “Kriterien wie Alter, Geschlecht, Familienstand, Anzahl der Kinder oder an dem Berufsstand orientiert” werden könne (S. 81). Gefragt sei mehr Eigenverantwortung. In diesem Zusammenhang empfahl sie, dass das Renteneinstiegsalter erhöht werden müsse und dass nach chilenischem Vorbild “die Versicherten einen Anlagefonds von einem privaten Vermögensverwalter auswählen müssen” (S. 202). Dieses Rentenmodell wurde unter Pinochet eingeführt.

Unter Pinochet, der 1973 in Chile putschte und sich bis 1990 an die Macht hielt, erfuhr Sven von Storch, der Ehemann von Beatrix von Storch, seine politische Sozialisation. Das Chile unter Pinochet war ein autoritärer Polizei- und Folterstaat, in dem gleichzeitig die neoliberalen Ideen von Milton Friedman und Friedrich August von Hayek radikal umgesetzt wurden. Auch Beatrix von Storch, stellv. AfD-Bundesvorsitzende, sitzt in der Programmkommission. Wie Alice Weidel ist sie Anhängerin Hayeks – und Hayek wiederum war Pinochet-Unterstützer, weil nur ein “starker Staat” eine extrem neoliberale Wirtschaftsordnung ermögliche (zur Demokratiefeindlichkeit Hayeks und der AfD). Die Hayek-Gesellschaft in Deutschland hatte sich Mitte letzen Jahres gespalten, weil einige den Rechtsruck in der Hayek-Gesellschaft, repräsentiert durch Beatrix von Storch, nicht mittragen wollten.

Es ist umstritten ob der Folter- und Polizeistaat unter Pinochet eine faschistische Diktatur gewesen ist, weil ihm der völkische Nationalismus weitgehend fehlte. Dass der völkische Nationalismus in der AfD eine wichtige Rolle spielen wird, dafür garantieren Björn Höcke, die Erfurter Resolution und die Patriotische Plattform in der AfD, für die die AfD und der durch die AfD forcierte Systemwechsel nur ein Sprungbrett für einen viel weitergehenden Systemwechsel ist.


Forderte Höcke bereits 2012 einen biologischen Rassismus?

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Björn Höcke bezog sich in einer Rede beim neurechten Institut für Staatspolitik (IfS) auf die Populationsökologie J. Philippe Rushtons, wie sie in seinem Buch Rasse, Evolution und Verhalten – Eine Theorie der Entwicklungsgeschichte dargelegt wurde. Das Buch wird vom hauseigenen Antaios-Verlag des IfS vertrieben. Ruhston hatte in dieser rassistischen Publikation die von Biologen inzwischen selbst für die Fauna umstrittene r-/K-Theorie auf die Menschheit ausgedehnt und zwar differenziert nach “Menschenrassen”.

Rasse

Es handelt sich hier also keinesfalls um eine Privattheorie Höckes (und Höcke wurde auch nicht “fehlinterpretiert”) sondern um eine in diesen neurechten Kreisen breit diskutierte Ideologie. 2010 lud die Burschenschaftliche Gemeinschaft Philippe Rushton zu einem Vortrag mit dem Titel “Rasse, Evolution und Verhalten”  ein. 2011 wurde aus diesem Umfeld in der Deutschen Burschenschaft die Diskussion um den sogenannten “Ariernachweis” gestartet. Mitglied in der DB sollte nur werden dürfen, wer deutsche Vorfahren habe, ein deutscher Pass reiche nicht aus. Auch ein Mitarbeiter in der Thüringer Landesfraktion der AfD, der Burschenschaftler Torben Braga äußerte sich entsprechend: „Wenn jemand sich zu Deutschland bekennt und deutscher Abstammung ist, kann er bei uns aufgenommen werden.“ Die Abstammungen, Höcke würde von biologischer “Phylogenese” sprechen, sind diesen Menschen wichtig. Die entsprechende “Rassen”-Ideologie findet sich einschließlich Rushton im Sortiment des IfS-Verlages.

Daher gab es auch keinen Aufschrei oder auch nur empörtes Gemurmel, als Höcke die “populationsökologische Brille” aufsetzte und die unterschiedlichen “Evolutionskonzepte” zwischen “den Afrikanern” und den “Europäern” darlegte. “Afrikaner” seien “Ausbreitungstypen”, Europäer seien “Platzhaltertypen”. Er gab lediglich Ruhston wieder und zwar korrekt, ohne irgendwelche Höck’schen Eigenheiten. Hier das Zitat von Höcke, ich hatte es bereits am vergangenen Freitag Vormittag transkribiert und veröffentlicht, wenige Stunden später wurde diese Passage von Panorama und NDR-Recherche einem größeren Publikum bekannt gemacht:

“Und an dieser Stelle ist es angeraten, meiner Meinung nach, mal die populationsökologische Brille aufzuziehen und den Blick noch etwas zu weiten. Der Bevölkerungsüberschuss Afrikas beträgt etwa 30 Millionen Menschen im Jahr. Solange wir bereits sind, diesen Bevölkerungsüberschuss aufzunehmen, wird sich am Reproduktionsverhalten der Afrikaner nichts ändern. Die Länder Afrikas, sie brauchen die deutsche Grenze, die Länder Afrikas, sie brauchen die europäische Grenze, um zu einer ökologisch nachhaltigen Politik zu finden. Und die Länder Europas brauchen sie gegenüber Afrika und den arabischen Raum um so dringender, weil Europa phylogenetisch vollständig nachvollziehbar eine eigene Reproduktionsstrategie verfolgt. In Afrika herrscht nämlich die sogenannte Klein-r-Strategie vor, die auf eine möglichst hohe Wachstumsrate abzielt. Dort dominiert der sogenannte Ausbreitungstyp und in Europa verfolgt man überwiegend die Groß-k-Strategie, die die Kapazität des Lebensraums optimal ausnutzen möchte, hier lebt der Platzhaltertyp. Die Evolution hat Afrika und Europa vereinfacht gesagt zwei unterschiedliche Reproduktionsstrategien beschert. Sehr gut nachvollziehbar für jeden Biologen. Das Auseinanderfallen der afrikanischen und europäischen Geburtenraten wird gegenwärtig natürlich noch verstärkt durch den dekadenten Zeitgeist, der Europa fest im Griff hat. Kurz: im 21. Jahrhhundert trifft der lebensbejahende afrikanische Ausbreitungstyp auf den selbstverneinenden europäischen Platzhaltertyp. Und diese Erkenntnis, wenn diese Erkenntnis von irgendeinem der Altparteien-Politiker zur Kenntnis genommen worden ist, was ich wage zu bezweifeln, diese Erkenntnis die ruft nach einer grundsätzlichen Neuausrichtung der Asyl- und Einwanderungspolitik Deutschlands und Europas, liebe Freunde.” (28:10)

Höcke hat also die Populationsökologie aus der Fauna auf angeblich unterschiedliche Menschentypen übertragen. Unmittelbar vor der AfD-Karriere des verbeamteten Geschichtslehrers Höcke forderte eine noch unbekannte Person mit dem Pseudonym “Landolf Ladig”, den ökologischen Blick auf die Phylogenese der Menschen und nicht nur auf die “Ontogenese” des Menschen zu richten. Die Ökologie der Grünen bezöge sich nur auf die “Ontogenese”, beklagte “Ladig”: “Das Parteiprogramm [der Grünen; A.K.] fußt daher auf kulturalistischen und behaivioristischen Theoriederivaten. Sie postulieren die “Machbarkeit des Menschen” und sind die Grundlage jener grausamen Gesellschaftsexperimenten, die als Gender Mainstream und Multikulturalismus Teil der offiziellen Politik der BRD geworden sind.” (Landolf Ladig: Ökologie und Postwachstumsökonomie. Die Krise des Liberalismus, in: Volk in Bewegung, 1/2012, S. 12) Ich gehe davon aus, dass es Höcke war, der, als er noch Lehrer gewesen ist und bereits 2006 darauf hingewiesen wurde, er solle sich mit rechten Beiträgen in der Öffentlichkeit mäßigen, hier als “Landolf Ladig” unter Pseudonym schrieb. Auch Höcke forderte später als AfD-Politiker das Ende des “Machbarkeitswahns” der “Gesellschaftsexperimente” “Multikulturalismus” und “Gendermainstreaming”.

Wichtig an dieser Stelle ist nicht so sehr, weitere Übereinstimmungen zwischen den Texten “Ladigs” und Höckes festzustellen, sondern die Forderung “Ladigs” (Höckes?), die Menschheit als Teil der Fauna zu betrachten, deren “rassische” Entwicklung populationsökologisch betrachtet werden müsse. Er bezieht sich dabei auf den NPDler Arne Schimmer, der zeitgleich mit Höcke in Gießen studierte:

“Während die zuweilen hysterisch artikulierte Sorge um gefährdete Tierarten indirekt auf die Entelechie, also eine eingriffsfreie, die Anlageseite betonende, Entwicklung der Wesen abstellt, wird der Mensch, der biologisch betrachtet auch ein Teil der Fauna ist, aus dem ökologischen System herausgenommen. So macht ‘man sich zwar Sorgen um jedes habitat einer gefährdeten Krötenart, gleichzeitig reagiert man völlig gleichgültig auf das Absterben der eigenen Kultur und damit der eigenen geistigen und kulturellen Traditionen’ (vgl ebenda [Arne Schimmer: Der verlorene Auftrag, in: hier & jetzt 17/11, S. 18 – 27; A.K.], S. 23). Während man sich – selbstverständlich berechtigt – um die lebensgesetzliche Entwicklung von Pflanzen und Tieren sorgt, spricht man der zentralen Entwicklung der Evolution, dem Menschen, ein eigengesetzliches Entwicklungsrecht seines Wesenskerns ab und führt ihn einer ideologischen Vernutzung zu. Die nichthumane Natur darf sich nach ihrer inneren Logik entwickeln, der Mensch muß gemacht werden, so die Unlogik der ‘linken’ Ökologie à la ‘Die Grünen’.” (ebd.)

Es folgt dann eine Passage, die wir auch sehr gut vom Redner Höcke kennen, der die “Polarität der Geschlechter” gegen die “Ehe für alle” propagiert. Erst die “Polarität der Geschlechter” ermöglichte die europäische Hochkultur, behauptete Höcke in seiner Weihnachtsrede vor der Jungen Alternative in Baden-Württemberg. Und er warnte öffentlich vor dem “Gender-Totalitarismus, dieser Fehlgeburt des Behaiviorismus”, sowie vor gesellschaftlichen multikulturellen “Transformationsprozessen”. An dieser Stelle soll es wie gesagt nicht darum gehen, die Gleichheit zwischen Höcke und Ladig zu belegen, das ist an anderen Stellen ausführlich geschehen. Hier geht es um die Frage, ob “Ladig” bereits eine rassistischen Biologismus in Form einer Populationsökologie Philippe Rushtons einforderte. Lassen wir “Ladig” also weiter zu Wort kommen:

“Die Auflösung der geschlechtlichen Polarität in Homo-, Bi- oder Transsexualität steht dabei ganz oben auf der Agenda, wodurch langfristig nicht nur die Fortpflanzung der Menschheit in Frage gestellt wäre, sondern eben auch die schöpferischen Impulse, die aus dem Geschlechtergegensatz entstehen, zu versiegen drohen. Auch die befürwortete Transformation gewachsener Völker in multikulturelle Gesellschaften belegt die totale Hegemonie kulturalistischer oder behaivioristischer Theorien innerhalb ‘grüner’ Gesellschaftsutopien. Dabei muß im anthropologsichen Bereich dasselbe gelten wie für die übrige belebte Natur auch – und was dort publikumswirksam von ‘Grünen’ eingefordert wird: Vielfalt sichert Zukunft! ‘Eine homogenisierte Menschehit setzt alles auf eine Karte, eine in unterschiedliche Rassen, Völker, Religionen, Kulturen, Wirtschaftsräume usw. gegliederte Menschheit hat hingegen viele Eisen im Feuer’ (H. Schleiß: 22 Thesen zum Rassismus, in: Krebs, P. (Hrsg.): Mars Utor 2006, Kassel 2005, S. 312ff., S. 348).” (ebd.: 12f.)

Zur Interpretation der Rede Höckes im IfS wäre die Klärung wichtig, ob Höcke bereits 2012 den Artikel unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” zu verantworten hat.


AfD ist “durchgeknallt”

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Die AfD setzt auf Waffen und auf den vorschnellen Gebrauch von Waffen – und zwar auf verschiedenen Ebenen.

Libertäre Alternative oder Waffen statt Sozialstaat

Es begann mit einem Aufruf der Libertären Alternative, einer rechtslibertären Initiative in der AfD. Man beachte im Forderungskatalog den letzten Punkt:

“Unsere 20 Forderungen für die Freiheit:

1. Wir fordern die Abschaffung der Europäischen Union – für ein freies Europa in einer freien Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft

2. Wir fordern das Recht für Eltern, Ihre Kinder im eigenen Heim zu erziehen. Die Kita-Ideologie lehnen wir entschieden ab. Die Familie war und ist ein Bollwerk gegen staatliche Ideologie. Sie gilt es zu schützen.

3. Wir fordern die Einführung von Bildungsgutscheinen. Eltern müssen das Recht bekommen, zu entscheiden, ob ihr Kind eine staatliche,
konfessionelle oder private Schule besuchen soll. Durch den Konkurrenzdruck ist eine Niveausteigerung zu erwarten. Zudem wird staatlichen Indoktrinationsprogrammen in Schulen – wie beispielsweise der Gender-Ideologie – ein Riegel vorgeschoben. Wir treten außerdem für das “home schooling”, also das Bilden in den eigenen vier Wänden, ein.

4. Wir fordern die Entstaatlichung der Ehe. Die Ehe ist ein religiöser Akt zwischen Mann und Frau. Der Staat erdreistet sich, in diese einzugreifen und schwächt die Kirche damit systematisch. Gleichzeitig fordern wir eine eine strikte Trennung von Staat und Kirche.

5. Wir fordern drastische Steuersenkungen und eine Reduzierung der Staatsquote. Jeden Cent, den der Staat verteilt, muss er vorher dem Bürger nehmen. Wir sind überzeugt, dass der Bürger selbst am besten weiß, wie er sein Geld zu verwenden hat und dafür keinen Bevormunder braucht. Wir streben auf lange Sicht den reinen Minimalstaat an.

6. Wir fordern ein Ende des Geldsozialismus und treten für einen freien Wettbewerb des Geldes ein. Die willkürliche staatliche Ausweitung der Geldmenge verursacht Wirtschaftskrisen und befeuert die Armut.

7. Wir setzen uns entschieden gegen das bevorstehende Bargeldverbot ein – der gläserne Bürger wäre geschaffen. Durch die Überwachung jeder Transaktion läge das Leben des Bürgers wortwörtlich in staatlicher Hand.

8. Wir fordern eine vollständige Abschaffung aller Wirtschaftssubventionen. Subventionen stellen eine ungebührliche Marktverzerrung mit den Steuergeldern der Bürger dar. Für einen geordneten Übergang ist ein schrittweises Zurückfahren von existenten Subventionen und eine Sperre für neue Subventionen notwendig. Dies gilt insbesondere für den Energiemarkt. Wir brauchen einen ideologiefreien Energiemarkt fernab von planwirtschaftlichen Quoten für beispielsweise “erneuerbare” Energien.

9. Wir fordern einen echten Freihandel, den freien, zollfreien und weltweiten Handel von Gütern in allen Nationen nach den jeweiligen Gesetzen vor Ort. Hundertseitige Abkommen, die in Hinterzimmern ausgehandelt werden, enden in Harmonisierung und weiteren Einschränkungen zu Lasten der Bürger.

10. Wir fordern das Ende der Klimaideologie. Die Verantwortung des Menschen im Rahmen des Klimawandels ist höchst umstritten. Die derzeitige Energiepolitik führt zur Deindustrialisierung Deutschlands sowie Europas und ist höchst unsozial. Wir lehnen sie entschieden ab.

11. Wir setzen uns entschieden gegen die Vorratsdatenspeicherung ein. Die Freiheit des Bürgers ist unverkäuflich – das Argument, die Kriminalitätsbekämpfung durch eine solche zu verbessern, steht auf tönernen Füßen und rechtfertigt keinesfalls den massiven Eingriff in die Privatsphäre des Bürgers.

12. Wir fordern eine vollständige Privatisierung aller, auch teilweise, im Staatsbesitz befindlichen Unternehmen. Dazu gehört auch die Privatisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die durch die moderne Medienlandschaft gegebene Vielfalt, insbesondere durch das Internet, macht die Idee einer notwendigen “Grundversorgung” hinfällig.

13. Wir fordern die Abschaffung des Beamtentums. Leistung und Verantwortung müssen auch in Schulwesen und Verwaltung einziehen.

14. Wir fordern das unbedingte Recht auf freie Entfaltung aller Lebensentwürfe, deren Praxis nicht in die persönliche, politische oder wirtschaftliche Freiheit anderer Bürger eingreift. Aus diesem Grund ist der “Nanny State” abzulehnen. Jeder erwachsene Bürger darf entscheiden, was er isst, trinkt oder raucht – ohne staatliche Belehrungen, Verbote oder Strafsteuern.

15. Wir fordern eine freie Einwanderungspolitik ohne staatliche Intervention. Dies bedeutet, dass falsche Anreize durch Sozialleistungen oder Beschränkungen in Form von Kontingenten und Arbeitsverboten abzulehnen sind. Einwanderer sollen nach dem Leistungsprinzip in Deutschland erfolgreich sein können.

16. Wir fordern das Ende des Länderfinanzausgleichs und der gegenseitigen Subventionierung von öffentlichen Haushalten. Haushaltsdisziplin mit dem Steuergeld der Bürger ist in jedem Fall geboten.

17. Wir fordern unbedingte Gewerbefreiheit und lehnen den Zwang zur Mitgliedschaft in berufsständischen Organisationen ab. Staatlicher Lizenzierungszwang, z.B. im Taxigewerbe ist abzuschaffen.

18. Wir fordern das Ende aller staatlichen Entwicklungshilfe. Sie stützt Misswirtschaft und unterdrückt wirtschaftlichen Aufschwung.

19. Wir fordern die Abwicklung des staatlichen Rentensystems. Das jetzige Umlagesystem ist in ein privatwirtschaftliches und kapitalgedecktes System zu transferieren. Dass dabei eine Generation die doppelte Last zu tragen hat, ist uns bewusst, aber angesichts des demographischen Niedergangs ist ein Kollaps des jetzigen Systems nur eine Frage der Zeit.

20. Wir fordern ein liberaleres Waffenrecht. Jeder volljährige Bürger sollte in der Lage sein, Waffen käuflich erwerben zu können. In der Praxis fordern wir eine Orientierung am tschechischen Waffenrecht.”

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Facebook-Seite von Marcus Pretzell 20.11.2015

Die letzte Forderung wurde vom AfD-Landesvorsitzenden Marcus Pretzell, der mit der “Libertären Alternative” sympathisiert, aufgenommen, und zwar im Zusammenhang mit seiner Aussage, an der Grenze müssten Flüchtlinge notfalls mit Waffengewalt aufgehalten werden.

Diese Verbindung der “Liberalisierung” des Waffenrechts mit dem Hinweis darauf, dass an den Grenzen notfalls mit Waffengewalt Geflüchtete aufgehalten werden müssten, ist problematisch. Vor allem, weil diese Verbindung als Aufruf zur Selbstjustiz interpretiert werden könnte.

Junge Alternative oder Sexismus meets Selbstjustiz

Bereits vor anderthalb Jahren hatte die Junge Alternative auf die Selbstjustiz angespielt. Sie wollte ihr Posting nachträglich jedoch nicht als einen Aufruf zur Selbstjustiz verstanden wissen und zeigte sich empört darüber, dass ihr Posting falsch verstanden worden sei.

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Das doppeldeutige Posting kann als Aufruf zur Selbstjustiz verstanden werden

Die Postings der Jungen Alternative wurden mehrfach für frauenfeindlichen Abbildungen kritisiert, die Frauen auf Pos reduzierten (“P(r)o Vielfalt!”). Deutschland wurde im Gegensatz zu Mexiko als “sozial kalt” dargestellt, weil Frauen hier nicht an jeder Straßenecke hinterher gepfiffen werde. Ein Engagement gegen Frauenfeindlichkeit oder Sexismus kann man der Jungen Alternative beim besten Willen nicht unterstellen.

Daher ist es interessant, dass die Junge Alternative sich jetzt in die Debatte um die Kölner Übergriffe einmischt und zwar mit folgendem Posting, welches sich auf Henriette Rekers in der Tat problematische Empfehlung bezieht: “Es ist immer eine Möglichkeit, eine gewisse Distanz zu halten, die weiter als eine Armlänge betrifft.” Bei dieser Aussage ist allerdings zu berücksichtigen, dass Frau Reker selber vor kurzem noch von einem Rassisten mit Messern attackiert wurde. Bei der Jungen Alternative gibt es solch eine Betroffenheit nicht, sie postet aber um so radikaler:

"Freie Waffen für freie Bürger" - die JA macht deutlich, gegen wen sie das Waffenrecht "liberalisieren" will.

“Freie Waffen für freie Bürger” – die JA macht deutlich, gegen wen sie das Waffenrecht “liberalisieren” will.

Hier ist der Kontext wichtig. Gepostet von einer antisexistischen Initiative, die gegen sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen aufmerksam machen wollen, wäre ein solches Plakat vielleicht noch okay. Da die Junge Alternative bislang alles andere als eine Initiative gegen Frauenfeindlichkeit war, ist klar, dass es hier nicht um Sicherheit von Frauen vor Männern geht, sondern um “Sicherheit” von deutschen Frauen vor afrikanischen Männern. Und da darf dann geschossen werden. Afrikaner sind weniger wert als Deutsche, die dürfen “abgeknallt” werden. Dafür muss das Waffenrecht “liberalisiert” werden: “Freie Waffen – freie Bürger!”

Die Junge Alternative Thüringen lässt dann das Geschlecht gleich ganz raus. In der vom AfD-Landeschef geforderten “natürlichen Geschlechterordnung” gehören Waffen wohl nicht in Frauenhände. AfD-Landeschef Björn Höcke hatte öffentlich “mehr Männlichkeit” gefordert. Ein Statement der AfD-Landtagsabgeordneten und JA-Sprecherin Wiebke Muhsal wird mit folgendem Bild illustriert:

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Bild von der Facebook-Seite der JA Thüringen – Henriette Reker hat erst vor wenigen Monaten einen rassistisch motivierten Mordanschlag überlebt

Björn Höcke oder Zwischenfälle, Fanale und finales Denken

Entsprechend äußerte sich der von der Jungen Alternative gehypte Fraktionschef der AfD Thüringen, Björn Höcke. Die nächtlichen Schüsse auf eine Asylunterkunft im hessischen Dreieich, bei der ein Geflüchteter verletzt worden ist, beurteilte Höcke mit der Bemerkung: “Dieser im Verhältnis zum Kölner Fanal bedeutungsärmere Zwischenfall”.  “Zwischenfall” und “Fanal” – wie die Junge Alternative findet sich auch bei Höcke eine Unterscheidung, die die Unversehrtheit von Nichtdeutschen als weniger wertvoll von gegenüber der Unversehrtheit von Deutschen erscheinen lässt. Bereits im August sprach Höcke von einem “Fanal”, vom “Fanal von Suhl”. In dieser Mitteilung rechnete er mit den “Deutschlandabschaffern” in den “Altparteien” ab und lobte die AfD für eine besondere Eigenschaft: “finales Denken”.

Nachtrag 17.01.2016

Die Enttabuisierung der NS-Ideologie, wie sie von Höcke, Poggenburg, Gauland usw. mit der Propagierung von Begriffen wie “Tat-Elite”, “Sein oder Nicht-Sein” des deutschen Volkes, “Volksgemeinschaft”, “Volksempfinden”, “Volkskörper”, … vorangetrieben wird, bleibt im Zusammenhang mit den Forderungen nach Selbstjustiz nicht ohne Folgen.

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Nachtrag 28.01.2016

Die Bilderproduktion der AfD mit doppeldeutigen Aussagen im Zusammenhang mit Waffen geht weiter. Diesmal wird ein angeblicher “Mordanschlag” genutzt, um mit der Abbildung einer durchgeladenen Pistole und einem Hinweis auf die “Brandstifter” die Konterfeis von Politiker*innen in einer Art Steckbrief zusammen zu bringen. Fehlt nur noch der Hinweis: Most wanted – Dead or alive

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Nachtrag 13.03.2016

Roman Grafe, Sprecher der Initiative “Keine Mordwaffen als Sportwaffen!”  hat am 11.03.2016 einen wichtigen Beitrag in der Süddeutschen Zeitung geschrieben: Zu den Waffen Hier zeigt er auf, wie die Waffenlobby mit Unterstützung Beatrix von Storchs das Gewaltmonopol des Staates angreift.

Das Milieu

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Reaktionen (zusammengestellt von “Army of Gutmenschen Trollkomanndo”)

 


Landolf Ladig, NS-Verherrlicher

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Schrieb Björn Höcke (AfD) 2011 und 2012 unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” Texte für NPD-Magazine? Und warum wäre das problematisch? Auf diese beiden Fragen wird hier noch einmal kompakt eingegangen.

Ist Björn Höcke “Landolf Ladig”?

Ich habe an verschiedenen Stellen die Argumentation mit zahlreichen Belegen geführt. Hier soll sie zusammengefasst werden.

Björn Höcke war bereits politisch aktiv vor seiner AfD-Mitgliedschaft. Nach einem Leserbrief von 2006 wurde er angemahnt, sich als verbeamteter Geschichtslehrer mit extremen Positionen zurückzuhalten (verbeamtete Lehrer müssen besonders  verfassungstreu sein). Sein Freund Heiner Hofsommer hatte vor über zehn Jahren nach extremen Äußerungen seinen Lehrerberuf aufgeben müssen. Der neurechte Karlheinz Weißmann machte Höcke bei einem politischen Treffen lange vor dessen AfD-Mitgliedschaft klar, dass er sich als Lehrer nicht öffentlich mit seinen radikalen politischen Positionen äußern könnte, ohne der Karriere zu schaden. Der Focus berichtet über eine Teilnahme Höckes an einem neurechten Treffen aus dem Jahr 2007:

“Im März 2007 besucht er eine Veranstaltung rechtskonservativer Publizisten in Fulda. Er kommt mit Dieter Stein ins Gespräch, dem Chefredakteur der Wochenzeitung ‘Junge Freiheit’. ‘Er kam mir damals schon wie ein Erleuchteter vor, der sich für zu Höherem berufen hält’, sagt Stein. ‘Als ich ihn fragte, ob er Lust hätte, gelegentlich als Autor für die ,Junge Freiheit’ zu arbeiten, sagte er, er wolle wegen seines Berufs als Lehrer nur unter Pseudonym schreiben.'” (Hannes Vogel/ Andreas Niesmann: Sein Kampf, in: Focus, 09.01.2016; Ausgabe: 02; Seite: 42-46)

Höcke ist nicht erst seit 2013 politisch aktiv, wie auch Hofsommer berichtet. Allerdings ist er vor 2013 nicht öffentlich politisch aufgetreten -sehr wahrscheinlich, weil dies mit seinem Lehrerstatus kollidiert wäre. Die Frage ist, wo und wie Höcke politisch aktiv gewesen ist.

Wo war Höcke vor seiner AfD-Zeit politisch aktiv?

Zwischen 2007 und Anfang 2013 findet sich nur ein einziges öffentliches politisches Statement von Björn Höcke, welches nicht unter Pseudonym geschrieben worden ist. Dies war ein Leserbrief in der Jungen Freiheit von 2008 zu einem Beitrag von Hans-Olaf Henkel. Höcke plädierte dort für einen marktwirtschaftlichen “Dritten Weg” jenseits von Kapitalismus und Kommunismus. Höcke scheint also politisch nicht inaktiv gewesen zu sein, was Stein, Weißmann, Kubitschek und Hofsommer bestätigten, nur eben nicht öffentlich mit seinem eigenen Namen aktiv, sondern quasi “undercover”. Eine Rezension von 2009 für ein Buch von Hofsommer beispielsweise ist mit einem falsch geschriebenen Namen von Höcke im Internet nur schwer zu finden. Wer “Björn Höcke” in die Suchmaschine eingibt, findet diese Rezension nicht. Ein weiterer Hinweis: Für den Web-Auftritt einer “Patriotischen Gesellschaft”, die 2011 in Bornhagen tagte, bedankte sich ein Teilnehmer bei “Herrn Höcke” – der einzige und wahrscheinlich nicht eingeplante Hinweis auf Höckes Aktivität in dieser Gruppe. Im Jahr 2011 taucht auch Höckes Leserbrief von 2008 wieder auf. Diesmal aber anonym in einer völkischen Zeitung – allerdings nicht als Leserbrief oder als Zitat gekennzeichnet, sondern unauffällig im Fließtext eingearbeitet. Hätte Höcke nicht als rechter Politiker Karriere gemacht, was bis 2012 noch gar nicht absehbar war, hätte niemand diese Verstrickungen aufgedeckt.

Der Text, von dem hier die Rede ist, wurde unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” verfasst. Er besteht zum Teil wörtlich aus Höckes drei Jahre zuvor geschriebenen Leserbrief. Aber der Text hat auch sonst sehr viele Ähnlichkeiten mit Höckes Duktus der heutigen Tage. Höcke war zu diesem Zeitpunkt, als der erste “Ladig”-Text erschien, politisch aktiv. Er kannte aber die Konsequenzen, die ein offenes politisches Engagement auf Grundlage seiner Ideologie nach sich ziehen konnte.  Seine politische Aktivität hätte zu einem ähnlichen Resultat führen können, wie die Aktivitäten seines politischen Freundes und Ex-Lehrers Hofsommer. Hatte Höcke also unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” geschrieben?

“Ladigs” Texte

Die Zeitschrift, in der “Ladig” 2011 schrieb, heißt “Volk in Bewegung”. Herausgegeben wird sie von dem mehrfach vorbestraften Neonazi und NPD-Kader Thorsten Heise. Heise und Höcke haben bereits zugegeben, dass sie sich kennen und sich persönlich getroffen haben. Ihre Kinder gehen zur selben Schule. Ein Journalist der taz schreibt, dass Höcke seine Kinder auch schon mal bei Heise abgeholt habe. Natürlich haben Höcke und Heise auch über politische Dinge gesprochen. 2011 war Höckes älteste Tochter im Grundschulalter. In dieser Zeit zwischen 2011 und 2012 entstanden die drei “Ladig”-Texte mit insgesamt nur zehn Seiten Länge. Alle drei Texte wurden in Magazinen von Thorsten Heise herausgegeben. Die beiden älteren Texte erschienen in “Volk in Bewegung”, der letzte Text Ende 2012 in der “Eichs-Feldstimme”, kurz vor der Gründung der AfD im Januar 2013, in die Höcke dann umgehend eintrat. Seit Höcke öffentlich politisch aktiv ist, gibt es keine “Ladig”-Texte mehr.

 

Ausschnitt aus "Ladigs" Text in "Volk in Bewegung"

Ausschnitt aus “Ladigs” Text in “Volk in Bewegung” 2011.  Rot unterstrichen die Plagiate / Selbstplagiate von Björn Höcke

 

“Volk in Bewegung”

In “Ladigs” Text von 2011 geht es unter anderem um “Populationsökologie” und um “Postwachstumsökonomie”, zwei Steckenpferde von Björn Höcke.  Es geht wörtlich um den “Dritten Weg”, den auch Höcke in seinem Leserbrief pries. Wie gesagt, ganze Passagen sind wortwörtlich von Höcke übernommen. Plagiat oder Selbstplagiat? In “Ladigs” Text von 2011 ist also das einzige öffentlich auffindbare Statement von Höcke übernommen worden, ohne dass dies als Zitat gekennzeichnet wurde. Es geht aber weiter. Während “Ladig” hier von Höcke (von sich selber?) abgeschrieben hat, ist es in Zukunft umgekehrt. In zahlreichen Reden und Interviews und Statements von Höcke ab 2013 finden sich wortwörtliche Übereinstimmungen mit den “Ladig”-Texten von 2011 und 2012. Es handelt sich dabei nicht nur um frappierende Ähnlichkeiten in den Forderungen und Formulierungen, sondern auch um den Gebrauch von in politischen Texten eher ungewöhnliche Vokabeln wie “Pertubation”, “Behaviorismus”, “Entelechie”, “Vernutzung”, “Entropie”, “Homöostase”. Die Person mit dem Pseudonym “Ladig” benutzte diese ungewöhnlichen Begriffe, die aus sehr unterschiedlichen Kontexten stammen, in den zehn Seiten von 2011 und 2012. Exakt die selben Begriffe werden dann ab 2013 von Björn Höcke weiter genutzt. War Höcke so fasziniert von den “Ladig”-Texten, dass er alle Vokabeln in seinen aktiven Wortschatz aufnahm und in freien Reden mit diesen “Ladig”-Vokabeln um sich warf? Möglich, aber unwahrscheinlich. Sehr viel wahrscheinlicher ist es, dass Höcke diese Begriffe bereits vor 2013 gerne benutzte in seinen Aktivitäten, die nicht unter seinem Namen an die Öffentlichkeit gelangen sollten. Sehr erklärungsrelevant um nicht zu sagen verräterisch ist in diesem Zusammenhang ein Fehler in den freien Reden von Höcke. “Ladig” zeigte sich in seinem ersten Text begeistert von einem umfangreichen Werk von Peter Watson, das “Opus Magnum ‘Genius der Deutschen'” wie “Ladig” euphorisch schrieb. Auch Höcke wies in seinen Reden mehrfach auf Peter Watsons Werk hin und pries es ebenfalls als “Opus Magnum ‘Genius der Deutschen'”. Nun solle man annehmen, dass jemand, der ein tausendseitiges Buch mit so großer Begeisterung liest, dass er es mehrfach in öffentlichen Reden zur Lektüre empfiehlt, zumindest auch den Titel des Buches gelesen hat. Peter Watsons Buch heißt allerdings nicht “Genius der Deutschen”, sondern “Der deutsche Genius” (engl. Original “The German Genius”). Es ist davon auszugehen, dass der Geschichtslehrer Höcke, der mehrfach das Buch gepriesen hat, tatsächlich das Buch auch gelesen hat. Es ist also unwahrscheinlich, dass er in der völkischen Zeitung “Volk in Bewegung”, die vielleicht bei Heises auf dem Wohnzimmer lag, zufällig “Opus Magnum ‘Genius der Deutschen’ von Peter Watson” aufschnappte und seither diesen Fehler in seinen Reden weiterverbreitete. Die einzig plausible Erklärung ist, dass Höcke sich den falschen Titel eingeprägt hat und diesen nun in freien Reden falsch verwendet. Auf diese falsche Einprägung ist auch der Fehler im Text “Volk in Bewegung” zurück zu führen. Die einzig plausible Erklärung für diesen doppelt vorkommenden Fehler verbunden mit der identischen Kennzeichnung des Werks als “Opus Magnum” ist, dass Björn Höcke als “Landolf Ladig” 2011 den Text geschrieben hat.

An dieser Stelle wäre es sinnvoll, offen zu machen, wie ich auf die Texte von Landolf Ladig gestoßen bin. Es werden dann noch weitere “Überzufälligkeiten” deutlich, die erklärungsrelevant sind, deren Erklärung aber nur auf eine Weise plausibel ist.

“Eichsfeld-Stimme”

Ich hatte Ende 2014 begonnen, Höckes Reden und Texte zu analysisieren. Mir fiel dabei ein Begriff auf, der mir merkwürdig erschien, und über diesen Begriff bin ich “Landolf Ladig” auf die Spur gekommen.

Höcke wurde im Sommer 2014 in einem Interview zur Orientierung der AfD befragt, unter anderem wollte man wissen, ob die AfD die Marktwirtschaft ablehne. Er antwortete, die AfD sei für die Marktwirtschaft, schränkte dann aber ein, dass er persönlich den aktuellen Finanzkapitalismus ablehne: “Ich bin für eine organische Marktwirtschaft”. Ich kannte die NS-Wirtschaftstheorien, die in den 1930er Jahren eine “organische Wirtschaft” anstrebten. Aber den Begriff “organische Marktwirtschaft” kannte ich nicht. Ich suchte daher im Internet nach diesen Begriff und fand neben dem Höcke-Interview nur zwei weitere Treffer: ein Treffer aus dem Jahr 1936, in dem es um die Nazi-Ökonomie ging, die mit “organische Marktwirtschaft” bezeichnet wurde; und ein sehr viel aktuellerer Treffer in einem NPD-Magazin (“Eichsfeld-Stimme”) von 2012, geschrieben von einem “Landolf Ladig” und herausgegeben von Höckes Bekannten Thorsten Heise. Allein die Tatsache, dass Björn Höcke und ein Mensch mit dem Pseudonym “Landolf Ladig” den selben Begriff benutzen, der sich nur bei den beiden und sonst nirgends findet, drängt den Verdacht auf, dass Höcke unter dem Pseudonym “Ladig” geschrieben hat. Der Verdacht erhärtet sich, wenn man den Artikel liest. Überschrieben ist der Artikel mit “Ein Dorf in Thüringen”. Es geht um Bornhagen, ein Dreihundertseelen-Dorf, in dem Björn Höcke seit 2008 lebt. In dem Artikel wird zu Beginn auf ein “altes Pfarrhaus” eingegangen. Das ist das Haus, welches Höcke 2008 erstanden hat und in dem er seither wohnt. Inhaltlich werden in diesem Artikel aus dem Jahr 2012 von “Landolf Ladig” genau die Themen behandelt und genau die Forderungen gestellt, die auch von Höcke ab 2012 behandelt und gestellt werden und zwar mit fast identischen Formulierungen: Es geht darum, dass die Deutschen zu wenig Kinder kriegen, es geht um Einwanderung, es geht um “organische Marktwirtschaft”. Bereits nach Sichtung dieses kurzen Textes in der “Eichsfeld-Stimme” war klar: Entweder ist “Landolf Ladig” ein sehr guter Bekannter von Björn Höcke, der mit ihm zusammen politische Ideen entwickelt und Begriffe erfindet, oder aber Björn Höcke ist selber dieser “Landolf Ladig”. Die weiteren Recherchen, die zu den oben aufgeführten Ergebnis kamen, lassen die zweite Erklärung sehr viel plausibler erscheinen als die erste.

Ist “Ladig” “nur” ein sehr enger Bekannter Höckes?

Sollte “Landolf Ladig” nur ein sehr enger Bekannter von Björn Höcke sein, mit dem er seit Jahren eine politische Ideologie erarbeitet und propagiert, dann würde sich die Frage stellen, warum es “Ladig” nicht mehr gibt, seit Höcke öffentlich Politik betreibt. Was würde “Ladig” hindern, weiterhin für Thorsten Heise oder anderswo Texte schreiben? Weder ein “Ladig” noch der Stil und die Begriffe von “Ladig” finden sich in irgendwelchen Texten seit 2013 – außer bei Björn Höcke . Und warum sollte sich der enge Bekannte von Björn Höcke mit dem Vornamen ausgerechnet wie der älteste Sohn von Björn Höcke genannt haben, hätte das nicht etwas sehr anzügliches? Wäre es nicht sehr viel wahrscheinlicher, dass Björn Höcke selber auf den Namen “Landolf” bei der Wahl eines Pseudonyms zurückgriff, wo er doch seinen Sohn kurz zuvor bereits einen sehr ähnlichen Namen gab?

Höckes fehlender “Mut zur Wahrheit”

Höcke schweigt dazu. Er ist nicht bereit, Licht ins Dunkel zu bringen. Seit ich die Höcke-“Ladig”-Identitäten aufgedeckt habe, äußert sich Höcke nicht mehr zu meiner Person. Anfang 2015 hatte er noch in eine mehrere Minuten dauernde Hetztirade gegen mich in einer Rede eingebaut. Seit der Aufdeckung werde ich gemieden wie “Du-weißt-schon-wer”. Der Aufforderung vom damaligen Lucke-Vorstand an Höcke, eine eidesstattliche Erklärung abzugeben, dass er nicht für die NPD geschrieben hat, und mich wegen Verleumdung anzuzeigen, ist Höcke nicht nachgekommen, obwohl er in anderen Fällen sehr schnell dabei ist, Kritiker anzuzeigen.

Ich möchte nun auf den letzten Punkt zu sprechen kommen: warum es wichtig ist, die Causa “Höcke-Ladig” aufzuklären.

Warum es wichtig ist, die Causa “Ladig” zu klären

In einem aktuellen Artikel in der Jungle-World wird auf Höcke konkret eingegangen. Richard Gebhardt skizziert dort sehr kenntnisreich Höcke als Vertreter der “Neuen Rechten” und sein Verbindungen zu Götz Kubitschek. Gebhardt schreibt:

“Fast unerheblich scheint es mittlerweile, ob er tatsächlich einst unter dem Pseudonym Landolf Ladig für Nazipostillen wie Volk in Bewegung geschrieben hat. Für diesen Vorwurf hat der Publizist Andreas Kemper zwar plausible Argumente vorgelegt. Allerdings verrät schon Höckes bekannt gewordene Rede über den Antagonismus zwischen Christentum und Judentum die Geisteshaltung des Politikers.”

Das Argument ist: Björn Höcke ist durch sein aktuelles Auftreten so deutlich als Rassist, Antisemit und Rechtsextremist zu erkennen, dass eine Aufklärung über “Landolf Ladig” so gut wie keinen weiteren Erkenntnisgewinn bringt. Wer wissen will, wie rechts Höcke ist, der müsse sich nur mal mit seinen Reden auseinandersetzen.

“Ladigs” NS-Verherrlichung

Ich bin mir nicht sicher, ob tatsächlich die Inhalte “Landolf Ladigs” bekannt sind. “Ladig” hat nicht einfach nur im NPD-Magazin 2012 dazu aufgerufen, die NPD zu wählen. Er hat zudem in Heises “Volk in Bewegung” geschrieben und dieses Blatt ist eher rechts von der NPD anzusiedeln. Entsprechend waren auch die Texte von “Ladig”. Er schrieb dort, dass Deutschland zweimal von Fremdmächten überfallen worden sei – 1. Weltkrieg und 2. Weltkrieg – aus puren Neid auf das prächtig gedeihende Deutschland. Beim zweiten Überfall kam noch hinzu, so “Ladig”, dass sich im Nationalsozialismus die erste staatlich organisierte Antiglobalisierungsbewegung entwickeln konnte. Um zu verhindern, dass sich dieses Erfolgsmodell auf andere Staaten ausweite, überfielen die fremden Mächte Deutschland. Doch, so “Ladig” weiter, in der Avantgarde der identitären Systemopposition lebe diese Glut weiter, und es gelte, in der kommenden Revolution den Führungsanspruch durchzusetzen. “Ladig” vertritt hier also einen nationalrevolutionären Ansatz gekoppelt mit NS-Verherrlichung. Die faschistische Ideologie, die in Höckes Aussagen deutlich wird, wird in den “Ladig”-Texten zugespitzt und unverblümt NS-verherrlichend. Was unter dem Pseudonym “Ladig” geschrieben wurde, ist also tatsächlich noch “krasser”.

Zum Schluss möchte ich noch einen weiteren Punkt ansprechen, der deutlich macht, warum trotz aller bereits öffentlich gewordener faschistischer Ideologie von Björn Höcke die Aufdeckung in der Causa “Ladig” wichtig ist.

Ist Björn Höcke von Thorsten Heise abhängig?

Thorsten Heise, in dessen Magazinen die “Ladig”-Texte geschrieben wurden, war der Chef der neonazistischen FAP in Niedersachsen. Er hat ein Dutzend Vorstrafen, unter anderem wegen Körperverletzung gegen Polizisten. Bei einer Razzia wurden mehrere Waffen (Pistole, Maschinenpistole, Maschinengewehr) entdeckt. Und Thorsten Heise hatte Kontakte zum “Thüringer Heimatschutz” und wird immer wieder mit dem “NSU” in Verbindung gebracht. Thorsten Heise ist also deutlich zum rechten Rand der NPD zu zählen.

In der NPD macht man sich Sorgen, weil die AfD ihnen die Stimmen abgräbt. Das sprach vor kurzem noch der NPD-Vorsitzende während des NPD-Bundesparteitages in seiner Rede an. Thorsten Heise hingegen sieht das Ganze entspannter. Die AfD würde der NPD nutzen, wird er während des Parteitages von einem Journalisten zitiert. Dabei ist die AfD gerade in Heises Heimatland Thüringen sehr viel stärker und sehr viel weiter rechts als in anderen Bundesländern, also gleich doppelt eine deutlich größere Gefahr für die NPD als im Bundesdurchschnitt. Und Höcke ist der AfDler, der wie kein anderer der NPD die Stimmen klaut. Woher nimmt also ausgerechnet Heise seine Gelassenheit?

Thorsten Heise weiß natürlich, wer hinter dem Pseudonym “Landolf Ladig” steckt. Sollte Höcke unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” geschrieben haben, dann wäre Höcke von Heise abhängig, oder um es deutlicher zu sagen: Thorsten Heise könnte Björn Höcke erpressen. Heise würde das nichts kosten, er müsste nur seine Aussage revidieren. Für Höcke wäre es das Aus: Er würde aus der AfD geschmissen und könnte auch nicht zurück in den Schuldienst.

Wenn Björn Höcke hinter dem Pseudonym “Landolf Ladig” steckt – und das ist die plausibelste Erklärung für alle “Überzufälligkeiten” – dann hätte Thorsten Heise, also der rechte Rand der NPD die AfD in der Hand. Und das wäre nicht nur hinsichtlich der politischen Ausrichtung der AfD problematisch, sondern auch weil Björn Höcke im NSU-Ausschuss des Thüringer Landtages sitzt.

 

 

 

 

 

 


Durch Wandel der Flüchtlingspolitik lässt sich AfD nicht bekämpfen

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In der Volksstimme bin ich falsch wieder gegeben worden. Der Artikel hat meinen Vortrag inhaltlich korrekt wieder gegeben, nur den letzten Satz hatte ich so nicht gesagt: „Die AfD kann nur durch einen Wandel in der Flüchtlingspolitik oder innere Streitigkeiten geschwächt werden.“ Die AfD wird durch die Flüchtlingsdebatte gestärkt nicht durch die Flüchtlingspolitik. Was geändert werden müsste ist die Vermögens- und Einkommenspolitik. Die krass wachsende und viel zu große “Schere” zwischen arm und reich befeuert die AfD. Kommt zu dieser extrem ungerechten Vermögensverteilung noch eine rassistische Flüchtlingsdebatte, dann werden Parteien wie die AfD gestärkt. Würden wir die Vermögensverteilung verändern, würden bspw. auch nur die reichen Steuerflüchtlinge zur Kasse gebeten, könnten wir dreimal so viele Geflüchtete aufnehmen, ohne dass es irgendwelche finanziellen Probleme gäbe. Also nochmal: Nicht die Flüchtlingspolitik ist das Problem, sondern die Vermögensverteilungspolitik und die Flüchtlingsdebatte.


Warum Aufklärung über Höcke wichtig ist

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Björn Höcke ist Fraktionsvorsitzender der AfD in Thüringen. Auf zahlreichen Demonstrationen skandierten Tausende seinen Namen, vor allem, wenn er davon spricht, dass Deutschland einen neuen Bundeskanzler braucht. Zugleich benutzt er bewusst zahlreiche Nazibegriffe, um die vermeintliche „Neurotisierung“ des „deutschen Volkes“ seit 1945 zu durchbrechen.

Er betont seine „Vaterlandsliebe“, bezieht sich aber auch immer wieder auf seine männlichen Vorfahren.

In seinen Reden bringt er die politischen Ansichten seines verstorbenen Vaters ins Spiel. So beispielsweise in seiner Rede am Institut für Staatspolitik, kurz bevor er über „afrikanische Ausbreitungstypen“ doziert, die es brauchen, dass wir ihnen Grenzen setzen. Höcke ruft die Erinnerung an die Ankündigung der DDR-Maueröffnung von 1989 wach:

„Mein Vater und ich schauten uns diese Tageschau-Sendung gemeinsam an und diese Ankündigung hat uns gefühlsmäßig überwältigt. Wir lagen uns anschließend in den Armen und ich spürte die Tränen meine Wangen herunterlaufen. Als wir uns voneinander lösten und uns anschauten, sagte mein Vater einen Satz, den ich niemals vergessen werde. Er sagte: „Das ist das Ende des deutschen Volkes.“ Natürlich lehnte mein Vater die kommunistische Diktatur in der DDR ab. Aber er verfolgte auch die seit Jahrzehnten laufende Multikulturalisierung Westdeutschlands und er sah das Anwachsen der nicht-assimilierten Parallelgesellschaften in den Ballungsgebieten des Westens. Die DDR war – trotz ihrer ideologischen Ferne zu uns – eben ein Staat, in dem die über Jahrhunderte gewachsene und belastbare Vertrauensgemeinschaft intakt war.“

Wenn er selber seinen verstorbenen Vater für politische Reden vereinnahmt, sollte er sich nicht wundern, wenn sein Vater in den Fokus der Öffentlichkeit gerät. Höcke macht in dem Absatz deutlich, dass er sein völkisches Denken von seinem Vater übernommen hat. Um zu verstehen, wie Höckes Provokationen mit den Nazibegriffen einzuschätzen sind, wäre es wichtig, mehr über seine Sozialisation zu erfahren.

1995 berichtete Report Baden-Baden über den Holocaust-Leugner Thies Christophersen. Christophersen hatte das Buch „Die Auschwitz-Lüge“ verfasst, auf das sich nachfolgend alle Holocaust-Leugner positiv bezogen. Christophersen entzog sich den Justiz-Organen in Deutschland und publizierte von Dänemark aus eine Zeitschrift in Din-A-5-Format mit dem harmlos klingenden Namen „Die Bauernschaft“. Als ich diese Zeitschriften analysierte, musste ich immer wieder Pausen einlegen. Allein die Titelbilder waren abschreckend: Mal fanden sich Porträts, die Adolf Hitler darstellten, mal fanden sich Gemälde vom „Künstler“ Hitler selber. Christophersen bezog sich positiv auf Hitler. Die Ausgaben der Zeitschrift waren in Deutschland indiziert, das heißt, verboten. Was passiert mit einem Jugendlichen, der in einer Familie aufwächst, in der das Nazi-Blatt „Die Bauernschaft“ zur normalen Lektüre gehört?

In der Report-Sendung wurde von einer Abonnenten-Liste der „Bauernschaft“ gesprochen, die ihren Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat. Auf dieser Abonnenten-Listen fand sich der Großteilt der Neonazi-Größen der damaligen Zeit. Und in einer Datei findet sich die Kundennummer 1563, die dem Namen und dem Wohnsitz des Vaters von Björn Höcke zugeordnet ist.

Björn Höckes Vater war zudem, wie bereits seine Großeltern, Mitglied in der Landsmannschaft Ostpreußen und sein Name taucht in unterschiedlichen Publikationen mit neurechtem Zusammenhang auf.

Für die deutsche Nachkriegsgeschichte ist es wichtig zu verstehen, wie Ideen des Nationalsozialismus von einer Generation auf die nächste übertragen werden. Björn Höcke hat seinen Kindern nordische Vornamen gegeben.

Wichtig ist allerdings dieser Zusammenhang auch, um Björn Höcke richtig einschätzen zu können. Meiner Meinung nach gibt es nur eine plausible Erklärung für eine ganze Reihe von „Zufälligkeiten“ im Zusammenhang mit dem NS-Verherrlicher „Landolf Ladig“ und Björn Höcke – nämlich die, dass Björn Höcke „Landolf Ladig“ ist. Ich habe diese „Zufälligkeiten“ mehrfach ausgeführt, zum letzten Mal hier: https://andreaskemper.wordpress.com/2016/01/09/landolf-ladig-ns-verherrlicher/

AfDler, die in meinen Vorträgen zur AfD immer wieder zugegen sind, habe ich mehrfach mit diesen Zufälligkeiten konfrontiert. In einem meiner letzten Vorträge war Martin Renner, AfD-NRW-Landesvorsitzender. Er gab zu, sich mit „Landolf Ladig“ nicht befasst zu haben. Nächste Woche wird er einen Gastauftritt bei Höckes „Erfurter Demonstration“ haben.

Wenn sich AfDler nicht mit der Causa Höcke befassen, ist dies in einer machiavellistischen Parteilogik vielleicht verständlich – sie machen sich natürlich mitschuldig. Problematisch wird es, wenn Journalisten auflagenstarker Zeitungen wie DIE WELT diesen Zusammenhängen nicht nur nicht nachgehen, sondern diese abwehren. Ich spreche hier vom gerade entlassenen WELT-Journalisten Günther Lachmann.

Kurz vor dem AfD-Bundesparteitag in Essen im Sommer 2015, als entschieden wurde, ob die Gruppe um Henkel und Lucke oder ob der rechte Rand um Höcke die AfD verlassen muss, griff Lucke auf meine Recherchen zu „Landolf Ladig“ zurück. Björn Höcke wurde aufgefordert, eine eidesstattliche Versicherung abzugeben, nicht für die NPD geschrieben zu haben, und mich anzuzeigen, um den Verdacht aus der Welt zu räumen. Günther Lachmann bezeichnete in einem Artikel dieses Vorgehen von Lucke als „perfide NPD-Attacke“, ging nicht weiter auf die Recherche-Ergebnisse aus dem „linken Blog“ ein und behauptete, diese Ergebnisse seien nicht geprüft. Höcke ließ das Ultimatum verstreichen, er gab keine eidesstattliche Erklärung ab und zeigte mich nicht an. Sanktionen gegen Höcke gab es nicht. Lucke hatte verloren und Höcke wurde immer mächtiger. Wenig später diente sich Lachmann beim neuen Bundesvorstand unter Petry an, was in den letzten Tagen heraus kam. Stefan Aust entließ Lachmann und kündigte eine kritische Überprüfung an. Es bleibt zu hoffen, dass von der WELT auch aufgerollt wird, wie das Verhältnis von Höcke und „Ladig“ ist, denn „Ladig“ schrieb für den militanten Neonazi Thorsten Heise, der weiß, wer sich hinter „Ladig“ verbirgt und mit der Offenlegung des Klarnamens drohen könnte – und Björn Höcke sitzt im NSU-Untersuchungsausschuss.

Hier zwei aktuelle Porträts von ZEIT  und ZEIT OLINE über Björn Höcke:


Höcke-Expertise überarbeitet

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Die Expertise zu Björn Höcke für die Rosa-Luxemburg-Stiftung ist überarbeitet worden.

Unter anderem wurden Zitate aus den Reden zu den Erfurter Demonstrationen hinzugefügt, die die Grundthese der Expertise erhärten, dass Höcke eine faschistische Ideologie propagiert. Zudem wurden noch mehr Belege gefunden, die beweisen, dass Björn Höcke bereits vor seiner AfD-Karriere politisch im Umfeld der Neuen Rechten aktiv gewesen ist. Und der dritte Text von “Landolf Ladig” (von 2011) wurde hinsichtlich der Frage ausgewertet, ob Björn Höcke unter dem Pseudonym “Landolf Ladig” NS-verherrlichende Texte für eine nationale Revolution in NPD-nahen Zeitschriften verfasste. Die Indizien lassen keine andere Möglichkeit plausibel erscheinen.

Die überarbeitete Expertise erscheint wieder auf der RLS-Thüringen-Seite. Die Expertise wird allerdings diesmal auch gedruckt und umfasst 150 Seiten.



Demo für Alle, AfD und Geschichtsklitterung

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AfD – DfA – du bist von hinten und von vorne?

AfD, du bist von hinten und von vorne. Deine stellvertretende Parteivorsitzende leitet die Demo für Alle (DfA) – behauptete Beatrix von Storch, stellvertretende Parteivorsitzende höchstselbst – behauptete jedenfalls Queer.de vor einem Jahr am 10.2.2015:

“‘Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt’, sagte von Storch am 29. Januar auf eine Zuhörerfrage nach einem Vortrag über ‘Gender Mainstreaming’. ‘Sie wissen vielleicht nicht, dass ich die organisiere, das läuft auch aus meinem Büro. Ich bin ja nicht nur mit der Alternative für Deutschand aktiv, sondern auch mit der Zivilen Koalition.”

Hedwig von Beverfoerde behauptet hingegen, die “Demo für Alle” in Stuttgart habe nichts mit der AfD zu tun:

“Als in der Öffentlichkeit zunehmend die wahrheitswidrige Behauptung auftauchte, die DEMO FÜR ALLE sei eine ‘AfD-Veranstaltung’, habe ich in Absprache mit dem Aktionsbündnis im Mai 2015 die Demo-Organisation aus der Initiative Familienschutz herausgelöst und zunächst privat übernommen. Im Sommer 2015 gründeten wir mit einigen Mitstreitern (ohne Beatrix und Sven v. Storch) den Trägerverein Ehe-Familie-Leben e.V. Dieser Verein, dessen Vorsitzende ich bin, hat inzwischen die praktische Organisation von DEMO FÜR ALLE übernommen.
Um mich mit ganzer Kraft dem Aktionsbündnis für Ehe & Familie – DEMO FÜR ALLE widmen zu können, habe ich im Oktober 2015 meine Tätigkeit für die Initiative Familienschutz und Zivile Koalition vollständig aufgegeben.”

Mir sind diese Umstruktierungsmaßnahmen aufgefallen. Tatsächlich weist das Impressum der Demo für alle-Seite nun auf Beverfoerde hin und nicht mehr auf die Storchs. Entsprechend ist in Familien-Schutz.de nun von Storch verantwortlich und nicht mehr Beverfoerde. Also eine Entflechtungsmaßnahme?

Lügt Queer.de …?

Aber wer hat diese “wahrheitswidrige Behauptung” (Beverfoerde) in die Welt gesetzt? Queer.de weist auf ein Video hin und macht eine genaue Zeitangabe (36:50). Dort findet sich dann dieser Hinweis:
frisierter Text 3
Das dort verlinkte Video, in dem Beatrix von Storch behauptet haben soll, sie würde die “Demo für alle” organisieren, existiert also nicht mehr. Hat Queer.de gelogen bzw. “wahrheitswidrige Behauptungen” in die Welt gesetzt?

Es findet sich bei Youtube ein weiteres Video mit dem Vortrag von Beatrix von Storch in Hamburg. Schauen wir uns dieses Video an.

Um 36:50 findet sich die Aussage von Beatrix von Storch:

„Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt. Da passiert ne ganze Menge und deswegen bin ich auf jeden Fall positiv wenn ich nicht glauben würde an den Erfolg den wir haben können, dann würde ich das nicht machen, weil ich bin engagiert, aber nicht lebensmüde.“

Beatrix von Storch sagt dort nicht explizit, sie würde die Demo für Alle in Stuttgart organisieren. Das könnte man bestenfalls reininterpretieren. Queer.de hatte jedoch behauptet, Storch würde sagen:

 

“Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt. Sie wissen vielleicht nicht, dass ich die organisiere, das läuft auch aus meinem Büro. Ich bin ja nicht nur mit der Alternative für Deutschand aktiv, sondern auch mit der Zivilen Koalition.”

Sollte Queer.de hier eine wahrheitswidrige Behauptung in die Welt gesetzt haben? Das wäre ziemlich dreist.

… oder geschichtsklittert die AfD?

Es gibt noch ein zweites Video, ein längeres, mit dem Vortrag von Beatrix von Storch und Alexander Gauland.

Auch hier kommt die behauptete Aussage nicht vor. Schauen wir uns diese beiden Videos an, die aus der selben Aufzeichnung der Jungen Alternative Hamburg stammen. Dass es die selbe Aufzeichnung ist, lässt sich an identischen Standbildern erkennen.

Das kurze Video

Ab 36:50 sagt Beatrix von Storch:

„Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt.“

Frisierter Text1a
Standbild um 36:55 (identisch mit dem entsprechenden Standbild des längeren Videos)

 

Es geht folgendermaßen weiter:

Frisierter Text1

Standbild um 36:56, Beatrix von Storchs Vater Huno von Oldenburg ist im Bild (rechts). O-Ton: “Da passiert ne ganze Menge.”

Text:

„Da passiert ne ganze Menge und deswegen bin ich auf jeden Fall positiv wenn ich nicht glauben würde an den Erfolg den wir haben können, dann würde ich das nicht machen, weil ich bin engagiert, aber nicht lebensmüde.“ (36:55)

Das lange Video

Hier nun das längere Video:

Um 1:39:36 sagt auch hier Beatrix von Storch:

„Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt.“

Frisierter Text 2a

Das Standbild zeigt, dass es sich beim längeren und beim kürzeren Video um eine identische Aufnahme handelt.

Allerdings geht es beim längeren Video abweichend vom kürzeren Video folgendermaßen weiter:

 

Frisierter Text2

Das Standbild zeigt im längeren Video nicht Huno von Oldenburg, sondern Jörn Kruse (links). Der O-Ton während dieser Einblendung ist allerdings der selbe wie beim vorangegangen Video, als an dieser Stelle Huno von Oldenburg gezeigt wird: “Da passiert ne ganze Menge”.

Auch der Text dieses Videos weicht vom obigen Video ab:

„Da passiert ne ganze Menge, es kommt etwas in Bewegung und das, es kommt etwas in Bewegung und deswegen bin ich auf jeden Fall positiv wenn ich nicht glauben würde an den Erfolg den wir haben können, dann würde ich das nicht machen, weil ich bin engagiert, aber nicht lebensmüde.“ (1:39:42)

Das heißt, an beiden Videos wurde manuell herumgeschnippelt. Aus beiden Videos wurde nach dem Satz “Sie wissen, dass es gegen diese Bildungspläne in Stuttgart große Demonstrationen gibt.” eine Textpassage herausgeschnitten und zwar in einer Weise, dass beim einfachen Schauen und Hören des Videos gar nicht auffällt, dass dort etwas fehlt. Erst der genaue Vergleich der beiden Videos zeigt die nachträgliche Manipulation.

Genau an der Stelle, als nach Queer.de Beatrix von Storch sagen sollte, sie würde die Demo für Alle organisieren, tauchen in den identischen Videos zwei unterschiedliche Aufnahmen auf (einmal mit Jörn Kruse, das andere mal mit Huno von Storch). Dies ist nur so zu erklären, dass eine Videosequenz gelöscht wurde, in der die Kamera von Jörn Kruse nach Huno von Storch (oder umgekehrt) schwenkt. Mit dem gelöschten Audiomaterial musste natürlich auch dieser Schwenk gelöscht werden – und zwar nicht nur in der einen, sondern auch in der anderen Version.

Wer einmal lügt …

Dass hier eine Geschichtsklitterung vorgenommen wurde ist krass. Dass Beverfoerde von einer “wahrheitswidrigen Behauptung” spricht und nicht darauf hinweist, dass es Storch war, die behauptet hat, dass sie die DfA organisiert, lässt mich daran zweifeln, dass hier tatsächlich eine Trennung zwischen AfD/ Zivile Koalition und Demo für alle vorgenommen wurde. Ich denke, die oben dargelegte Entflechtung ist nur oberflächlicher Natur. Es handelt sich um eine Verschleierung.

Nachtrag 27.02.2016

Inzwischen wurde mir der O-Ton von Beatrix von Storch zugespielt:


Die sich aufpotenzierende Krisendynamik für Björn Höcke

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Was ist eine “aufpotenzierte Krisendynamik”? Über diesen Begriff bin ich bei der Lektüre des NS-Verherrlichers “Landolf Ladig” gestolpert. Hier zu lesen:

aufpotenzierte Krisendynamiken

Veröffentlicht im völkischen Magazin “Volk in Bewegung” 5/2011. Herausgeber ist der mehrfache vorbestrafte Neonazi Thorsten Heise, ein Bekannter von Björn Höcke.

Gibt man diesen Begriff “aufpotenzierte Krisendynamik” bei Google ein, findet sich kein Treffer. Bzw. in leicht abgewandelter Form findet sich genau ein Treffer:

Björn Höckes Rede zum Flügeltreffen am Kyffhäuser (06.06.2015)

Neben “Landolf Ladig” spricht nur Björn Höcke von “aufpotenzierende Krisendynamiken”. Es ist die x-te Fundstelle, die auf eine Identität zwischen dem NS-Verherrlicher “Landolf Ladig”, der zwischen 2011 und 2012 in NPD-nahen Magazinen Thorsten Heises schrieb, und Björn Höcke, der 2013 in die AfD eintrat, hinweist.

Die Fundstellen kann man gliedern nach

  • ungewöhnlichen Begriffen, die von Höcke und “Ladig” benutzt werden (Entelechie, Entropie, Homöstase, Pertubation, Vernutzung,…)
  • identische Wortkombinationen, die nur bei Höcke und “Ladig” auftauchen (“organische Marktwirtschaft”, “aufpotenzierte Krisendynamiken”)
  • plagiierte Sätze (“Ladig” plagiierte 2011 komplett einen Leserbrief von Höcke von 2008)
  • identischen Fehler bei “Ladig” und Höcke (“Ladig” und Höcke sprachen vom “opus magnum ‘Genius der Deutschen'” – das besprochene Buch heißt “Der deutsche Genius”)

Hinzu kommt, dass

  • Höcke gegenüber Dieter Stein 2007 ankündigte, nur unter Pseudonym schreiben zu wollen
  • Höcke die Bekanntschaft mit dem Herausgeber der “Ladig”-Texte, Thorsten Heise, zugab
  • “Ladig” das Wohnhaus von Höcke beschrieb
  • “Ladig” und Höcke eine “populationsökologische” “Postwachstumsökonomie” einfordern
  • “Landolf Ladig” einen sehr außergewöhnlichen und sehr ähnlichen  Vornamen hat wie Höckes ältester Sohn
  • Höcke bis 2013 unter Realnamen keine Texte schrieb (außer dem einen Leserbrief, der von “Ladig” abgekupfert wurde) und “Ladig” seit 2013 von der Bildfläche verschwunden ist
  • “Ladig” 2011 Sätze von Höcke von 2008 übernahm, Höcke ab 2013 zahlreiche Formulierungen von “Ladig” von 2011-2012 übernahm – also ein wechselseitiges Abschreiben
  • Höcke der Forderung des AfD-Bundesvorstandes nicht nachkam, mich für meine Behauptungen anzuzeigen, um das Ganze juristisch zu klären, und der Forderung nicht nachkam, eidesstattlich zu versichern, nicht für die NPD geschrieben zu haben.

Ich denke, es wird nicht bei diesen Fundstellen bleiben. Es handelt sich – in Höckes bzw. “Ladigs” Worten – um eine sich “aufpotenzierende Krisendynamik” für Björn Höcke.

Nachtrag 18.04.2016

In seiner Rede vom 12.04.2016 benutzt Höcke mehrfach die Wendung der “aufpotenzierten Krisendynamik”. Video (ab 5:40)  Zudem benutzt er dort wieder die Metapher, die Thorsten Heise erstmals in der NPD-Eichsfeldstimme benutzte: Deutschland werde aufgelöst wie Seife unter einem warmen Wasserstrahl.

 


AfD will europäische rechte Bewegung aufbauen

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Marcus Pretzell ist im Europäischen Parlament in die Fraktion ENF gewechselt. Das ist die Fraktion des Front National aus Frankreich, der FPÖ aus Österreich und der Lega Nord aus Italien. Zuvor ist Beatrix von Storch in die EFDD gewechselt, der Fraktion der rechtspopulistischen UKIP (Großbritannien) und Schwedendemokraten.

Pretzell sagte in der Begründung während des AfD-Programmparteitages in Stuttgart am 30.04.2016, dies sei Absicht. Es ginge darum, in beiden rechten Fraktionen zu sitzen, um eine große Klammer zu setzen, um eine große rechte Fraktion aufzubauen.

Aus der Rede von Pretzell:

„Und das heißt, meine Damen und Herren, dass wir die große europäische Fraktion brauchen, und das bedeutet, dass wir jetzt als AfD ein Signal an alle europäischen Parteien, die EU-kritisch sind, senden müssen und die Klammer setzen. Und Beatrix von Storch ist in die EFDD-Fraktion mit UKIP und der Fünf-Sterne-Fraktion gegangen, ich werde zur ENF wechseln, wo eine ganze Reihe anderer EU-kritischer Parteien vertreten sind und damit das Signal, das Einigungssignal an diese europäischen Parteien senden, und wir alle hoffen, dass viele andere Parteien diesem Vorbild folgen, dass wir gemeinsam hoffentlich noch vor Ende diesem Jahres eine große EU-kritische Fraktion im Europäischen Parlament wieder bekommen werden.“

Anschließend verlas Pretzell eine Grußbotschaft von Strache und Hofer von der FPÖ, die interessanterweise an Petry und die AfD (und nicht an Petry und Meuthen als Parteivorsitzende) adressiert wurde.

Entsprechend äußerte sich Pretzell in einem Interview mit Phoenix zu den Beitritten in zwei verschiedene rechte Fraktionen:

„Es ist durchaus ein gemeinsamer Schritt, der hoch kontrovers in der Partei diskutiert worden ist. Was macht man jetzt im Europäischen Parlament? Wir sehen eine Zersplitterung der EU-kritischen Parteien im Europäischen Parlament und die möchten wir ganz gerne überwinden. Wir gehen in zwei verschiedene Fraktionen, um diese zusammenzuführen und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das auch im Laufe dieses Jahres noch schaffen.“

Von der AfD geht also nicht nur eine Gefahr für Deutschland aus, sondern im europäischen Kontext. Deutschland liegt in der Mitte Europas und hat eine enorme Wirtschaftsmacht. Bislang gab es nur um Deutschland herum entsprechend rechte Parteien. Nun kann mit der AfD eine europäische rechte Bewegung aufgebaut werden. Anscheinend will die AfD diesen Auftrag annehmen. Es ist nicht auszuschließen, dass große rechte Konferenzen und Demonstrationen demnächst in Deutschland unter Federführung der AfD stattfinden werden. Pretzell kündigt an – anscheinend zumindest mit Unterstützung von Strache (FPÖ) – noch in diesem Jahr eine große „europakritische“ Fraktion aufzubauen.

Die AfD will nicht nur ein „anderes Deutschland“ (Parteivorsitzender Meuthen sagte während des Parteitages, der Justizminister Maas hab völlig recht, das AfD-Programm sei ein „Fahrplan in ein anderes Deutschland“, nämlich „weg vom links-rot-grün verseuchten 68er-Deutschland“), sie wollen ein anderes Europa.

Frauke Petry ging in ihrer Rede auf ihren aktuellen Lebenspartner Pretzell ein und bekräftigte den Aufbau dieser Allianz:

„Wir sind uns einig, dass wir eine andere EU oder sagen wir besser, ein anderes Europa, ein freies Europa der souveränen Vaterländer, gestalten wollen und wir brauchen dazu Partner aus ganz Europa […] Dass uns auch von außen, dass sage ich Ihnen ganz bewusst, weil ich diese Botschaft aus mehreren großen und mittleren europäischen Ländern erhalten habe, dass uns diese Aufgabe bereits jetzt im EU-Parlament in Brüssel zugetraut wird, obgleich wir akutell nur zwei Abgeordnete haben, das zeigt, wie groß die Erwartungshaltung gerade im Ausland an die Alternative für Deutschland ist.“


Offener Brief ans Kultusministerium Hessen in der Causa Höcke

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Betreff
Personalang. Höcke zHd Referat Z1 (Vaupel)

[…]

In einer umfangreichen Expertise über den ideologischen Hintergrund und Sprachgebrauch des Thüringer Fraktionsvorsitzenden der AfD, Björn Höcke bin ich auf beunruhige Fundstellen gestoßen, die darauf hindeuten, dass Björn Höcke 2011 und 2012, als er noch als verbeamteter Lehrer tätig gewesen ist, in extremer Weise den Nationalsozialismus verherrlichte und sich dafür aussprach, mittels einer nationalen Revolution die NS-Wirtschaftspolitik wieder herzustellen. Das stellt selbst noch die aktuellen rassistischen Äußerungen Höckes in den Schatten und wenn sich die Indizienkette als richtig erweist, bekannte sich Höcke während seiner Zeit als hessischer Lehrer zum Nationalsozialismus. Ich bitte darum, dass das hessische Kultusministerium diese Fundstellen überprüft. Ich kann leider in dieser Eingabemaske keine Dateien verschicken, daher bitte ich um eine Kontaktaufnahme.

[…]

Mit freundlichen Grüßen
Andreas Kemper

to be continuied …


AfD: Partei der Korrektion

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„Es ist schade, dass Mesut Özil als Identifikationsfigur für so viele Kinder und Jugendliche die Nationalhymne nicht mitsingt“ beklagte Frauke Petry gegenüber der WamS. Die AfD will die Menschen nicht so lassen, wie sie sind oder sein wollen. Sie will die Menschen nach „Leitbildern“ korrigieren. So unterschrieb Petry schon vor ein paar Jahren ein internes Papier der AfD, welches „Leitbilder“ für Jugendliche forderte. Schüler und Schülerinnen, die diesen „Leitbildern“ nicht entsprechen, sollten aus dem Unterricht entfernt werden und in Benimmkurse versetzt werden. Diese Benimmkurse sollten von den Eltern finanziert werden, wer diese Kurse nicht bezahlen kann, soll sich an der Schule „nützlich“ machen. Sollten die Kinder in den „Benimmkursen“ noch immer renitent sein, erfolgt nur eine Ermahnung, danach wird sofort Jugendarrest angeordnet. Entsprechend soll laut AfD-Programm das Strafmündigkeitsalter auf 12 Jahre gesenkt werden. Die AfD ist allerdings gegen ein Wahlrecht ab 16, weil Jugendliche noch gar nicht mündig seien, zu wählen.

Koeniglich Saechsische Korrektionsanstalt Sachsenburg

Briefsiegel: Königlich Sächsische Korrektionsanstalt Sachsenburg

Die AfD ist die Partei der Korrektion. Sie will Menschen korrigieren und einschüchtern: Schwule und Lesben sollen sich als geduldete Minderheiten fühlen ohne Recht auf Gleichstellung; Schwarze sollen berücksichtigen, dass niemand in Deutschland sie als Nachbar haben will; Muslim*innen sollen unter einem permanenten Rechtfertigungszwang gestellt werden; Einwander*innen haben sich dem „deutschen Leitbild“ entsprechend zu korrigieren; Bildungs- und Kulturinstitutionen haben ihre Inhalte dahin gehend zu korrigieren, dass sie zur „Identifikation mit Deutschland“ beitragen; man soll wieder vor Beamte kuschen, Angriffe auf Beamte sollen stärker sanktioniert werden als Angriffe auf Nicht-Beamte, es wird einseitig mehr Respekt vor Polizei und Ausländerbehörden gefordert, aber nicht mehr Respekt von Polizei und Ausländerbehörden gegenüber Bürger*innen…

Die AfD will die Korrektionstugenden, die Sekundärtugenden Fleiß, Ordnung, Gehorsam gegenüber den Primärtugenden Freiheit, Gleichheit, Solidarität stärken. Mit Korrektion und Disziplinierung wird gegen Gleichheit und Freiheit gekämpft. Dabei kommt der AfD die wohl stärkste antiemanzipatorische Strategie der Jahrtausendwende zur Hilfe: die Anti-PC-Strategie, die Strategie, emanziaptorische Argumentationen als vermeintliche „Political Correctness“ abzuwehren. Der inhaltliche Schwerpunkt dieser Argumentationsabwehr liegt dabei auf „political“, der formal-wirksame auf die Zuschreibung „correctness“. Man will keine Auseinandersetzung mit den politischen Inhalten und bezeichnet diese daher als „correctness“ oder „Korrektheit“. Dieser Trick funktioniert leider all zu gut. Und dieser Trick hat einen gewollten Nebeneffekt: der Spieß der Spießigkeit wird umgedreht, plötzlich sind emanzipatorische Kräfte spießig, wollen angeblich Korrektion. Eine emanzipatorische Kritik an Korrektionsforderungen wird zur Forderung nach politischer Korrektheit umgedeutet. Aus der emanzipatorischen Kritik an Deutschtümelei wird erst eine vermeintliche Umerziehung gebastelt („Multikulti-Umerziehung“) und die Freiheit, nicht eine Nationalhymne mitsingen zu müssen, wird dann unter den Verdacht einer beabsichtigten „Multikulti-Umerziehung“ gestellt. Hier sei an einen anderen Fußballspieler neben Boateng (schwarz) und Özil (islamisch) von der AfD angegriffen wurde, erinnert: Bernd Lucke fordert von Thomas Hitzlsperger ein „klares Bekenntnis zu Ehe und Familie“ ein, nachdem sich Hitzlsperger als schwul geoutet hatte. Ein emanzipatorisches Comingout wird als Angriff auf „Ehe und Familie“ umgedeutet, ein Foto aus Mekka als Angriff auf das Christentum, ein Nichtmitsingen der Nationalhymne als Angriff auf die deutsche Identität, eine dunkle Hautfarbe als Angriff auf eine intakte organisch gewachsene Nachbarschaft. Die AfD will Korrektionen nach nach rechtskonservativen Leitbildern, sie will diese Korrektionen allerdings undemokratisch gestalten, von „oben nach unten“, sie will zurück zur entpolitisierten Korrektion, zur Untertanenmentalität; sie will ihre Korrektionsleitbilder nicht demokratisch-emanzipatorisch hinterfragen lassen, sie will eine Anpassung, eine Korrektheit, anhand politisch nicht hinterfragbarer Leitbilder, daher ist die AfD als Korrektionspartei gegen eine politische Korrektheit.

 


Brexit und Patriotischer Frühling

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Marcus Pretzell hatte während des Programmparteitags der AfD angekündigt, im Europäischen Parlament in die Fraktion der ENF zu wechseln, die vom Front National dominiert wird und in der sich auch die FPÖ befindet, mit der die AfD bereits eine „Blaue Allianz“ geschlossen hat. Dieser Wechsel zur ENF sei mit dem AfD-Vorstand abgestimmt worden, um eine Klammer zwischen den beiden rechten Fraktionen ENF und EFDD zu schließen – in die EFDD war zuvor schon Beatrix von Storch eingezogen – um in diesem Jahr noch eine große gemeinsame Fraktion der sogenannten „euroskeptischen“ Kräfte zu bilden.

Entsprechend hat es vor wenigen Tagen in Wien eine Podiumsdiskussion gegeben unter dem Titel „Patriotischer Frühling“. Eingeladen hatte die FPÖ, auf dem Podium saßen (neben Villimsky (FPÖ) und Strache (FPÖ)) Marine Le Pen (Front National) und Marcus Pretzell (AfD).

Vom Brexit sind jetzt auch die Fraktionen im Europäischen Parlament betroffen. Zwar könnten sich im Extremfall die „Scheidungsgespräche“ zwei Jahre hinziehen und erst dann müssten die britischen Parlamentarier*innen das EU-Parlament verlassen, es könnte aber auch sehr viel schneller gehen.

Die konservative Fraktion ECR wurde durch Camerons Torries geschaffen. Dort hatte zuerst die AfD ihre Heimat gefunden, sieben ParlamentarierInnen sind dort eingezogen, fünf von ihnen, u.a. Bernd Lucke und Hans-Olaf Henkel kehrten jedoch der AfD den Rücken und sind nun in der Partei ALFA. Insgesamt stellt Großbritannien 21 der 73 Parlamentarier*innen in der ECR. Wenn Großbritannien nun das EU-Parlament verlässt, hat die ECR nur noch 53 Parlamentarier*innen, 19 davon kommen aus Polen, hauptsächlich aus der Partei PIS. Theoretisch könnte die ECR bestehen bleiben, es könnte aber auch sein, dass die ECR am Auszug der Torries zerbricht.

Noch dramatischer sieht es aus für die EFDD. In der EFDD stellt die rechtspopulistische UKIP-Partei aus Großbritannien 22 der 46 Parlamentarier*innen. Nach dem Auszug Großbritanniens aus der EU blieben noch 24 Parlamentarier*innen übrig, 17 davon gehören zur italienischen Fünf-Sterne-Partei. Die Programmatik der Fünf-Sterne-Bewegung steht der Ideologie Beatrix von Storchs in wesentlichen Punkten diametral gegenüber, ohne den Kitt der UKIP wird die EFDD sehr wahrscheinlich zerfallen. Nach aktueller Geschäftsordnung des EU-Parlamentes wäre die EFFD ohnehin aufzulösen, da eine Fraktion mindestens 25 Mitglieder haben muss.

Das heißt, der Brexit wird auch das rechte Fraktionslager durcheinander wirbeln und es ist sehr wahrscheinlich, dass die ENF gestärkt wird bzw. eine neue größere rechte Fraktion, die Fraktion des „Patriotischen Frühlings“, entsteht.


AfDler sympathisieren mit Militärputsch in Deutschland

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Der versuchte Militärputsch in der Türkei bringt auch Putsch-Phantasien innerhalb der AfD zum Vorschein. AfDler sympathisieren mit einem Militärputsch in Deutschland.

Militärputschsympathisanten am AfD-Rand

Die AfD erhält seit Jahren Unterstützung durch Zeitschriften wie die nationallibertäre „eigentümlich frei“ oder die völkische Zeitschrift „Compact“. Deren Herausgeber haben sich in den letzten Monaten deutlich für einen Militärputsch bzw. für eigenmächtiges Handeln des Militärs ausgesprochen.

So schrieb der Herausgeber von „eigentümlich frei“, André Lichtschlag, dass einem „Militärputsch“ der angeblich vorhandenen und schlimmer werdenden rot-grünen „Meinungsdiktatur“ der Vorzug zu geben wäre. Lichtschlag forderte schon länger „Freiheit statt Demokratie“. Vor zehn Jahren fand sich in der „WELT“ ein Artikel von ihm mit der Überschrift „Entzieht den Nettostaatsempfängern das Wahlrecht“, Menschen, die Geld vom Staat erhielten, sollten kein Wahlrecht mehr haben. Der Mitgründer und langjährige Sprecher der AfD, Konrad Adam, pflichtete im Artikel „Wer soll wählen?“ der Argumentation von Lichtschlag bei.

Jürgen Elsässer, Herausgeber vom „Compact-Magazin“ rief direkt das Militär in Deutschland auf, eigenständig Grenzbahnhöfe und Grenzen gegen die „Invasion“spläne durch die „Volksverräterin“ Angela Merkel zu besetzen. Elsässer arbeitet mit dem neurechten Götz Kubitschek zusammen. Beide sprachen sich für einen „deutschen Maidan“ aus, also eine Platzbesetzung nach dem Vorbild des Aufstandes in der Ukraine, die direkt zum Sturz der Regierung führte. Nach Kubitschek befinden wir uns im Zustand des „Vorbürgerkriegs“. Ähnlich drückt dies der Thüringer Fraktionschef der AfD, Björn Höcke, aus: Die AfD sei die „letzte friedliche Chance“. Der mit Elsässer und Kubitschek zusammenarbeitende Höcke prognostizierte häufiger einen Bürgerkrieg, aber er ging noch weiter.

Auch in der AfD: Putschfantasien

Björn Höcke hatte bereits öffentlich der Bundespolizei gedroht, sie würde zur Rechenschaft gezogen, wenn sie weiterhin ihren Vorgesetzten folgten. Sie wüssten ja, „Die Großen lässt man laufen, die Kleinen fängt man“. Wenn das Volk an die Macht käme, würde aufgearbeitet werden, wer beim ‚Volksverrat‘ Merkels mitgemacht habe – Merkel würde sich dann bereits in Lateinamerika abgesetzt haben. Daher riet Höcke der Bundespolizei, ihren Vorgesetzten nicht weiter zu folgen.

Innerhalb der AfD gibt es aber auch sehr offene Putschfantasien, so etwa bei Mirko Welsch:

Mirko Welschs Kommentar zum Militärputsch in der Türkei: „Das Militär der Türkei hat Eier. Die Bundeswehr hat Flinten-Uschi“

Mirko

Mirko Welsch ist in der AG „Homosexuelle in der AfD“. Er besuchte mehrfach meine AfD-Veranstaltungen. Damals verteilte er noch Flugblätter, in denen er innerhalb der AfD eine „Akzeptanz für Homosexuelle“ einforderte. Innerhalb der AfD wird zwischen „Toleranz“ und „Akzeptanz“ differenziert. Anscheinend hat er nun gemerkt, dass er als Homosexueller nicht akzeptiert wird – dies würde erklären, warum er mit sexistischen Kommentaren und soldatischer Männlichkeit aufzutrumpfen versucht, um zumindest in dieser Weise in der AfD akzeptiert zu werden.

Oder entsprechend bei Thomas Illig:

Thomas Illig: "Spazieren gehen war gestern"

Thomas Illig: „Spazieren gehen war gestern“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachtrag 18.07.2016

Höcke wiederholte in einem MDR-Sommerinterview, veröffentlicht am 17.06, noch einmal seine implizite Drohung mit einem „Bürgerkrieg“:

„‚Das Altparteienkartell‘ habe das Land „gegen die Wand gefahren‘, sagte Höcke MDR THÜRINGEN. Wenn die AfD nicht eine nennenswerte Mitsprache bei der Gestaltung der Politik erhalte, befürchte er ’sogar das Abgleiten dieses Landes in den Bürgerkrieg.‘ Auf die Nachfrage, warum er trotz Wirtschaftswachstums und sinkenden Arbeitslosenzahlen von ‚Untergang‘ spreche, sagte Höcke, die Krisendynamiken drohten sich ‚aufzupotenzieren‘.

Die Wortwahl „aufpotenzierede Krisendynamiken“ wird von der Google-Suche nur bei einem Neonazi mit dem Pseudonym „Landolf Ladig“ gefunden. Die Indizienkette hinsichtlich diverser Überzufälligkeiten in der Causa Höcke-„Ladig“ ist so dicht, dass als einzige plausible Erklärung bleibt, dass Höcke 2011/2012 unter diesem Pseudonym neonazistische Texte geschrieben hat. „Ladig“ forderte die „systemidentitäre Opposition“ auf, in der vermeintlich kommenden Revolution einen „Führungsanspruch“ durchzusetzen, um die NS-Wirtschaftspolitik auf rassenbiologischer Grundlage wieder einzuführen.

Nachtrag 23.07.2016

Nach Schießereien in München, zu einem Zeitpunkt, als noch nicht geklärt war, wer hinter den Schüssen steht, wiederholte Jürgen Elsässer im Compact-Magazin seinen Aufruf an Bundeswehr und Polizei, den Vorgesetzten nicht mehr zu folgen. Hier der Forderungskatalog:

Das Gebot der Stunde ist Wehrhaftigkeit! Die verantwortungsbewussten
Kräfte im Staatsapparat – unter die die Kanzlerin nicht fällt, sie ist
die „Königin der Schlepper“ und die Einladerin für die Terroristen!! –
sind zu folgenden Maßnahmen aufgerufen:

1.) Sofortige Schließung der Grenzen. Kein Moslem darf mehr rein oder raus.

2.) Sofortige Abriegelung der Flüchtlingszentren. Keiner darf mehr rein
oder raus.

3.) Sofortige Schließung der Moscheen – bis ihre Rolle als
Organisatioins- und Anstiftungszentralen des Terrors geklärt ist.

4.) Sofortige Verhaftung der islamischen Gefährder, über die Polizei und
Verfassungsschutz Listen angelegt haben. Wenn da nicht mindestens
MEHRERE HUNDERT dieser Typen in U-Haft gehen, muss man von Verrat ausgehen.

5.) Für die Aufgaben 1) bis 4) muss Bundeswehr herangezogen werden. Wir
sind im Krieg – und es geht um Landesverteidigung!

Polizisten und Mitarbeiter der Sicherheitsbehörden, die über „von oben“
unterdrückte Informationen verfügen, werden aufgefordert, ihre
Kenntnisse an [Link zu Compact entfernt; A.K.] zu übermitteln.

Falls die „Alternative für Deutschland“ ihren Namen verdient, muss sie
sofort zu einer Großkundgebung zur Verteidigung Deutschlands aufrufen.
Die Initiative einprozent.de, COMPACT und befreundete Kräfte werden
jeden Aufruf zur Gegenwehr unterstützen und ggf. selbst aktiv werden.

*** Unterstützt COMPACT – das publizistische Maschinengewehr des Volkes!
Unterstützt unseren „Mut zur Wahrheit“ mit einem Abonnement! ***

Bis zum aktuellen Standpunkt ist nicht klar, wer den Amoklauf in München zu verantworten hat. Sehr wahrscheinlich hat der deutsch-iranische Täter mit dem IS nichts zu tun.



Die WELT sollte die Berichterstattung ihres ehem. AfD-Reportes Lachmann aufarbeiten

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Günther Lachmann,  jahrelanger Chefreporter der WELT in Sachen AfD, ist nach seinem Rauswurf nun zum Mitarbeiter des Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke geworden. Bereits vor über einem Jahr ergriff Günter Lachmann auf ungewöhnliche Weise Partei für den umstrittenen Rechtsaußenpolitiker der AfD.

Meine Recherchen zu einem Neonazi mit dem Pseudonym „Landolf Ladig“ hatten im Frühsommer 2015 für Irritationen im AfD-Vorstand gesorgt. Der ehemalige AfD-Vorstand verlangte von Höcke eine juristische Klärung: Höcke sollte mich anzeigen und er sollte eidesstattlich versichern, nicht für NPD-Zeitschriften unter Pseudonym geschrieben zu haben. Beides verweigerte er.

Der damalige WELT-Journalist Günther Lachmann griff im April 2014 nun nicht etwa meine Anfangsrecherchen auf und ging diesen Recherchen nach, sondern er denunzierte diese: es seien „keine Beweise“, sondern die Recherchen stammten von einem „linken Blog“. An dieser „Argumentation“ ist einiges seltsam. Erstens wurden nirgendwo von „Beweisen“ gesprochen. Wäre „bewiesen“, dass Höcke unter dem Pseudonym „Ladig“ geschrieben hat, dann hätte Höcke natürlich sofort aus der Partei fliegen müssen und aus dem Schuldienst sowieso. Bis heute gibt es allerdings „nur“ eine nahezu wasserdichte Indizienkette, die keine andere plausible Erklärung übrig lässt als die, dass Höcke unter dem Pseudonym „Ladig“ tätig gewesen ist. So dicht war die Indizienkette damals noch nicht, daher sprach der AfD-Vorstand auch nicht von „Beweisen“ und entfernte Höcke auch nicht sofort aus der Partei, sondern der AfD-Vorstand forderte von Höcke, diese Anschuldigungen aus dem Weg zu räumen.

Lachmann

Noch krasser war allerdings Lachmanns Gegenüberstellung von „Beweisen“ und „linkem Blog“, als könne ein „linker Blog“ keine „Beweise“ enthalten. Statt den Recherchen selber nach zu gehen und den Parteipolitiker mit den offensichtlichen Ungereimtheiten zu konfrontieren, wie man es von einer kritischen Berichterstattung erwarten sollte, wurden diese Verdachtsmomente mit der Denunziation „linker Blog“ beiseite gewischt.

Höcke gefällt diese Einstellung Lachmanns, der bereits damals keine kritischen Fragen in der Causa „Landolf Ladig“ stellte. Höcke in seiner Erklärung zur Einstellung Lachmanns:

„Es ist in letzter Zeit vorgekommen, daß ich Gespräche abgebrochen habe, wenn eine Verhörsituation aufgebaut wurde. Mit einigen Altmedienvertretern habe ich die Zusammenarbeit eingestellt. Ich erkläre die Zeit des Rechtfertigens für beendet!“

Die Gewaltenteilung sieht im demokratischen System vor, dass sich Politiker*innen den kritischen Fragen von Journalist*innen stellen. Eine „Zeit des Rechtfertigens“ für „beendet“ zu „erklären“ ist selbstherrlich und antidemokratisch. Höcke wird sich beispielsweise für die Causa Ladig zu rechtfertigen haben und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die AfD ihn in dieser Frage nicht mehr deckt oder ein NPDler auspackt.

Höcke versucht dem aus dem Weg zu gehen mit einer „alternativen Medienstrategie“, die wir von faschistischen Parteien schon lange kennen, und erklärt weiter zur Einstellung Lachmanns:

„Alternative Politik braucht alternative Medienstrategien. So ist etwa der Aufbau eines alternativen Medienverbundes mit privilegiertem Zugang an Informationen zu forcieren. Der ‚Thüringer Weg‘ der AfD ist der inhaltsstarke und unkonventionelle. Diesen beschreiten wir auch in der Pressearbeit der Fraktion. Am 1. August wird Günther Lachmann für den Bereich ’strategische Kommunikation‘ seine Arbeit im Thüringer Landtag aufnehmen.“

Dass Lachmann nun also für Höcke arbeitet, stellt nachträglich die Überparteilichkeit der Beiträge von Lachmann in der WELT in Frage. Lachmann hatte immer schon „privilegierten Zugang“ zu AfD-Informationen. Die WELT hat hier einiges aufzuarbeiten und gut zu machen. Und dazu gehört auch eine objektivere Überprüfung meiner Recherche-Ergebnisse zu Björn Höcke.

 

 

 


Macholympia

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Olympia: Auf einen Macho-Spruch folgen die nächsten – und keine*r merkts.

Der ARD-Moderator Gerhard Delling kommentierte den Übergang von „Rhythmischer Sportgymnastik“ zu „Triathlon“ mit den Worten „und jetzt kommen wir zum richtigen Sport“. Das kann durchaus als Macho-Spruch gewertet werden, da Rhythmische Sportgymnastik ausschließlich von Mädchen und Frauen ausgeübt wird.

Dann folgten allerdings weitere Sprüche, die mindestens ebenso (heteor)sexistisch sind. Die bekannteste Vertreterin dieser Sportart, Magdalena Breszka, sagte: „Ich möchte keine Männer sehen, die mit bunten Keulen durch die Gegend springen.“ Und die Focus-Redaktion pflichtet ihr bei: „Wir auch nicht.“

Entsprechend ist diese Sportart nicht für Männer geöffnet. Das ist ebenfalls sexistisch – vor allem vor dem historischen Hintergrund. Im Nationalsozialismus galt „Rhythmische Sportgymnastik“ als die zentrale Sportart für Mädchen und junge Frauen. Während für Jungen galt, flink wie die Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Krupp-Stahl zu sein, hieß es für die Mädchen: „An die Stelle athletischen Kraftaufwands trat in der Regel die rhythmische Gymnastik mit ihrer Betonung auf Harmonie und dem Gefühl, im eigenen Körper zu ruhen und Teil des Gruppenkörpers zu sein. So praktizierten die Mädchen eine organische ‚Volksgemeinschaft’, gleichzeitig war der Fluss der gymnastischen Bewegungen auf die weibliche Anatomie und die künftige Mutterrolle abgestimmt.“ (Michael H. Kater: Hitler-Jugend. Aus dem Englischen von Jürgen Peter Krause. Primus-Verlag, Darmstadt 2005, ISBN 3-89678-252-5. S. 74) Daher ist bei Eltern mit national-völkischer Einstellung die rhythmische Sportgymnastik weiterhin beliebt.

Zur Empfehlung: I will dance 


„Extrablatt“– Zur Genese einer AfD-Parallelstruktur

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In den letzten Monaten machten Plakate und Hauswurfmagazine während der Wahlkämpfe in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin zugunsten der AfD von sich reden. Die Rede ist von einer versteckten Wahlkampffinanzierung. Handelt es sich um eine AfD-Parallelstruktur und falls ja, wie ist sie entstanden?

Für die Zeitung mit dem Namen „Extrablatt“ zeichnete sich ursprünglich „Polifakt“ und Josef Konrad zuständig. Und „Polifakt“ entstand Mitte 2015 als Teil einer internen AfD-Kampagne. Die Flügelkämpfe der AfD hatten im Sommer 2015 ihren Höhepunkt erreicht. Die Transatlantisch-neoliberale Strömung um Bernd Lucke und Hans-Olaf Henkel hatte sich in der Gruppe „Weckruf 2015“ gesammelt.

Im Juni 2015 präsentierte Beatrix von Storchs Internetpräsenz „Freie Welt“ erstmals das Magazin „Polifakt“ als „Antwort auf Luckes ‚Weckruf 2015′“. Verantwortlich war ein Josef Konrad aus Bayreuth, der in der bayerischen AfD aktiv gewesen ist. Zu dem Zeitpunkt hatte das Magazin allerdings schon in Leipzig eine Büro-Adresse in Leipzig. Da das Blatt nicht mit AfD-Geldern finanziert werden konnte, musste eine Parallelstruktur aufgebaut werden. Wer organisierte diese Kampagne?

Der Landesvorstand der AfD in Bayern war bis zum Sommer 2015 dominiert vom Lucke-Flügel. Nachdem diese Strömung die AfD verließ, wurde Petr Bystron Landeschef der AfD in Bayern. Heute rühmt er sich, dass sein „Team“ die Kampagne vorbereitet habe, die schließlich zum Ausscheiden des Lucke-Flügels führte.

bystron-konrad-2

Petr Bystron gibt auf der Seite des AfD-Landesverbandes Bayern an, Kopf eines Teams gewesen zu sein, welches eine interne Kampagne gegen Lucke geführt habe. Zum Team gehörte anscheinend auch Josef Konrad

Wer also wissen will, wie die AfD-Parallelstruktur entstanden ist und wie sie sich weiter entwickelte, könnte sich bei Petr Bystron und sein „Team“ erkundigen.


Höcke/ Hitler „Nationalismus ist vor allem auch ein Vorbeugungsmittel gegen Krankheitskeime“

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Die Nazis setzen Juden mit Ratten, Ungeziefer und Krankheitskeimen gleich. Der Geschichtslehrer Björn Höcke weiß also, was er macht, wenn er Flüchtlingsheime als „Feuchtbiotope“ bezeichnet, in denen „Keime“ des Fundamentalismus und des Verbrechens sich idealtypisch vermehren würden, um dann zu fordern, dort müssten regelmäßig Razzien stattfinden.

„Asylbewerberunterkünfte sind Feuchtbiotope, in denen sich Keime des Fundamentalismus und der Kriminalität idealtypisch vermehren. Nur durch regelmäßige Razzien lassen sich die Gefahren dort in den Griff bekommen.“

Höcke benutzt wieder einmal NS-Rhetorik. Benutzt er sie bewusst, weil er die NS-Denkweise wieder etablieren möchte? Benutzt er sie unbewusst, weil er denkt wie ein Nazi? Oder will er, dass andere so denken wie er, weil er wie ein Nazi denkt? Noch einmal: Höcke ist Geschichtslehrer. Er weiß sehr genau, welche Sprache und Metaphern er benutzt. Er weiß um seine Nähe mit den Nazis und er weiß, dass er als Nazi identifiziert werden wird, wenn er wie ein Nazi spricht.

„Nationalismus ist vor allem auch ein Vorbeugungsmittel gegen Krankheitskeime“ (Adolf Hitler, aus der Rede während der Generalversammlung der NSDAP in München vom 29.01.1923, zit. n. Cornelia Schmitz-Berning (2007): Vokabular des Nationalsozialismus, S. 423)

Höcke sieht die „historische Mission“ der AfD im Durchbrechen der „linken Begriffsherrschaft“. Das größte Übel sei die „Politische Korrektheit“ der Sprache. Für ihn ist wahrscheinlich auch die Sprache „organisch gewachsen“ – zumindest bis 1945, danach sei das deutsche Volk „neurotisiert“ worden. Doch allein diese Annahme ist durch und durch ideologisch und zwar auch im Sinne der NS-Ideologie. Denn zur Konstruktion der NS-Sprache gehörte die Ideologie der deutschen „Natursprache“, die Naturalisierung der Ideologie.

In der Entstehungsphase der NS-Justiz, der Machtergreifung der NS-Anwälte, hieß es 1933 in Köln:

„Sie [die NS-Anwälte] werden für die geistige Gesundung des Teils der Anwaltschaft Verantwortung tragen, der von den jüdischen Krankheitskeimen bereits angesteckt ist. Sie werden auch dafür sorgen, dass die Kluft zwischen Volk und Justiz verschwindet, dass in deutschen Landen wieder deutsches Recht gilt, dass in diesem Recht auch der einfache Mann die Natursprache des deutschen Herzens erkennt und dass in der Rechtsprechung die nationalsozialistischen Grundideen dem Volke gegenüber Ausdruck finden, die vom Volke ausgegangen sind und die […] die Basis für den Wiederaufbau des deutschen Volkes bilden.“ (Dr. Josef Krämer zum Programm der Kölner Anwaltschaft, Westdeutscher Beobachter vom 26.04.1933)

Volk, Volk, Volk… der „völkische“ Gedanke war Grundlage der NS-Justiz. Grundlage der NS-Justiz waren nicht die Menschenrechte sondern die sogenannte „Volksgemeinschaft“. Bei Höcke klingt es ähnlich, wenn er von „entarteter Politik“ spricht und einen „Menschenrechtsextremismus“ anprangert. Die von ihm geforderten willkürlichen Razzien in Flüchtlingsheimen entbehren einer juristischen Grundlage vor allem im Hinblick auf Menschenrechte. Die Menschen leben dort in den Flüchtlingsunterkünfte, das ist ihr Zuhause, ihr Rückzugsort. Höcke würde es auch nicht gefallen, wenn regelmäßig Razzien beim ihm zuhause stattfinden würden. Und dabei ist Höckes Familie noch nicht einmal durch Flucht und Fluchtursachen traumatisiert und der Gefahr einer Retraumatisierung durch Polizeirazzien ausgesetzt. Solche Razzien ohne Verdachtsmomente verstoßen gegen Menschlichkeit und Menschenrecht. Das ist Höcke egal. Die NS-Justiz urteilte im Sinne des „gesunden Volksempfindens“ (gegen die „Krankheitskeime“ des Verbrechens). Der Geschichtslehrer Höcke fordert wortwörtlich ein „gesundes“ „Volksempfinden“. Weiß er nicht, was er da propagiert? Unwahrscheinlich. Höcke will anscheinend die NS-Sprache zurückholen, erneut sprechbar machen – auf breiter Front. Und er steht damit in der AfD nicht allein.

Inzwischen will auch der sogenannte „gemäßigte“ Teil der AfD, repräsentiert durch Frauke Petry, den Begriff „völkisch“ als „normal“ darstellen. Es sind eben nicht nur Höcke oder seine Mitstreiter Poggenburg („Volksgemeinschaft“) oder Gauland („Volkskörper“, „Fremdkörper“), die ihren Beitrag dazu leisten, die NS-Sprache wieder sprechbar zu machen. Auch Frauke Petry hat in diesem Jahr mehrfach zum Ausdruck gebracht, dass „völkisch“ ein neutraler Begriff sein soll. Zuletzt in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ (vom 11.09.2016):

Petry: „Ich benutze diesen Begriff zwar selbst nicht,
aber mir missfällt, dass er ständig nur in einem
negativen Kontext benutzt wird.“

WAMS: „Der Kontext des Begriffs ist nun mal negativ.“

Petry: „Dann frage ich Sie: Was ist denn speziell an dem
Begriff „völkisch“, wenn er damit zu tun hat, dass
es um das Volk geht, was ist daran per se negativ?“

WAMS: „Völkisch“ ist rassistisch besetzt als aggressiver …

Petry: „… also „völkisch“ ist rassistisch. Das ist eine unzulässige
Verkürzung.“

WAMS: „Der Begriff ist zutiefst rassistisch geprägt.“

Petry: „Dann sollten wir daran arbeiten, dass dieser Begriff
wieder positiv besetzt ist.“

An dieser Stelle sei zum Ausdruck gebracht: Der Nationalsozialismus ist auch eine Ideologie. Wer redet und denkt wie ein Nazi ist ein Nazi. Und jedes AfD-Mitglied macht sich inzwischen an der Verbreitung dieser Ideologie mitschuldig.


Rechtsextremismus in der AfD? Stellungnahme zur Anhörung im Hessischen Landtag

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Den folgenden Text hatte ich während einer Anhörung zum Thema Rechtsextremismus im Hessischen Landtag am 07.09.2016 als Stellungnahme vorgelegt und inhaltlich wiedergegeben:

Rechtsextremismus in der AfD?

Zur ungeklärten Geschichte des hessischen Geschichtslehrers Björn Höcke als zentrale Integrationsfigur einer nationalistischen Bewegung

Ein Argument gegen das Verbot rechtsextremer Parteien lautet, die rechtsextremen Bestrebungen gingen dann in den ‚Untergrund‘ und seien weniger erkennbar. Dieses Argument ließe sich auch umdrehen: Mit dem Entstehen einer neuen rechten Partei werden rechtsextreme Bestrebungen kenntlich, die zuvor nur untergründig existierten. Dies soll am Fall des AfD-Landesfraktionsvorsitzenden in Thüringen und hessischen Lehrers Björn Höcke exemplifiziert werden.

Als Björn Höcke 2013 in die AfD eintrat, verband er dies mit der Legende, dass ein tiefer „Leidensdruck“ ihn dazu bewegt habe (Kubitschek 2014; Höcke 2015 a: ab Minute 58:05; Höcke 2014 b), womit er suggerierte, zuvor nicht politisch aktiv gewesen zu sein. Tatsächlich war Höcke vor allem auch in Hessen politisch aktiv, nur nicht unter seinem Klarnamen. So teilte der Herausgeber der neurechten Wochenzeitung Dieter Stein mit, dass Höcke ihm bereits 2007 sagte, dass er nur unter Pseudonym schreiben wolle, weil er Lehrer sei (Vogel/Niesmann 2016: 44). Tatsächlich finden sich unter dem Namen Björn Höcke zwischen 2006 und 2013 nur zwei Leserbriefe (Höcke 2006; Höcke 2008). Hingegen ist belegt, dass er an mehreren sogenannten „patriotischen“ Treffen aktiv teilgenommen hat (vgl. Vogel/Niesmann 2016; Kemper 2016: 25-30).

Höcke sieht die AfD als „Fundamenalopposition“, als „Bewegungspartei“ (Höcke 2015 d: ab 1:55), bzw. als „fundamentaloppositionelle Bewegungspartei“ (Noll 2016), und fungiert zugleich als eine zentrale Person beim Aufbau einer nationalen Bewegung. Seine Aufrufe zu entsprechenden Demonstrationen richten sich daher nicht nur an Parteimitglieder, sondern an alle „Gutwilligen“, wobei explizit auf Pegida verwiesen wird, aber auch auf den Front National als Verbündeten in Frankreich (ebd.). Organisiert wird diese „Bewegung“ daher nicht nur in Thüringen („Erfurter Demonstrationen“) sondern u.a. mit dem „Herkules-Kreis“ (Majik 2016) auch in Hessen. Höcke geht davon aus, dass „aufpotenzierende Krisendynamiken“ (Höcke 2015 c; vgl. Kemper 2016b) einen Systemwechsel herbeiführen, der es erlaube, die „degenerierte“ (Höcke 2014 c: ab Minute 67:44) „entartete Finanzwirtschaft“ (Höcke 2015 b) mit ihren „Dekadenzproblemen“ (ebd.) durch eine „organische Marktwirschaft“ (Höcke 2014 a) zu ersetzen. Dies klingt nicht nur faschistisch sondern beinhaltet tatsächlich die Kernmerkmale einer faschistischen Ideologie im Sinne Roger Griffins (vgl. Kemper 2016; Griffin 1993). Nach Griffin ist Faschismus durch einen Ultranationalismus gekennzeichnet, der eine grundsätzliche Erneuerung (Palingenese) des als dekadent gekennzeichneten Systems anstrebt (vgl. Griffin 2004; Griffin 2005).

Diese Begrifflichkeiten „aufpotenzierende Krisendynamik“ und „organische Marktwirtschaft“ stehen nicht nur für eine faschistische Ideologie, sondern verweisen als Wortneuschöpfungen unmittelbar auf neonazistische Schriften. Sucht man im Internet nach diesen Begriffen, so finden sich diese zuvor nur bei einer Person, die zwischen 2011 und 2012 Texte für verschiedene Magazine des bekannten Neonazi und NPD-Kader Thorsten Heise verfasste (Ladig 2011; Ladig 2012a; Ladig 2012b). Diese Person mit dem Pseudonym „Landolf Ladig“ stellte 2011 die These auf, dass die beiden Weltkriege von fremden Mächten ausgingen, die neidisch auf den „Fleiß“ und die „Formbestimmtheit“ der Deutschen seien (Ladig 2011:6). Beim 2. Weltkrieg käme noch hinzu, dass sich im Nationalsozialismus staatlicherseits die erste Antiglobalisierungsbewegung entwickelt habe (ebd.). Diese sei so erfolgreich gewesen, dass die „fremden Mächte“ einen Krieg gegen Deutschland führten um zu verhindern, dass sich das NS-Wirtschaftsmodell ausweite (ebd.). „Aufpotenzierende Krisendynamiken“ (ebd.:7) würden jedoch dazu führen, dass demnächst eine revolutionäre Situation entstünde. Die „identitäre Systemopposition“ (ebd.:9), in der die „Glut“ (ebd.:6) der NS-Antiglobalisierungsbewegung noch vorhanden sei, müssten dann ihren Führungsanspruch (ebd.:9) durchsetzen, um die „organische Marktwirtschaft“ (Ladig 2012b) durchzusetzen. Dieser Artikel aus dem Jahr 2011 basiert u.a. auf einen Leserbrief von Björn Höcke aus dem Jahr 2008 (Höcke 2008), mehrere Sätze aus dem Leserbrief tauchen original auf, ohne als Zitate gekennzeichnet zu sein (Ladig 2011:6). Gewährsmann für den überragenden „Fleiß“ und die „Formbestimmheit“ der Deutschen ist der Engländer Peter Watson. Die Person, die 2011 unter dem Pseudonym „Landolf Ladig“ schrieb, empfahl das „opus magnum ‚Genius der Deutschen’“ (ebd.) und drei Jahre später empfahl Höcke mit den selben Worten das „opus magnum ‚Genius der Deutschen’“ (Höcke 2015 b: ab Minute 0:15), welches aber in Wirklichkeit „Der deutsche Genius“ (Watson 2010) heißt. „Ladig“ und Höcke setzen sich politisch ein für „populationsökologische“ „Postwachstumsökonomie“ (vgl. Kemper 2016). Den wenigen Texten bzw. Reden, die sie verfassten, ist zudem eine Vielzahl ungewöhnlicher Begriffe gemein wie „Entelechie“, „Homöostase“, „Perturbation“, „Entropie“, „Vernutzung“ (ebd.).

Wir können also mit Sicherheit davon ausgehen, dass es einen Zusammenhang bzw. eine ideologische Zusammenarbeit zwischen Björn Höcke und der Person, die 2011/ 2012 unter dem Pseudonym „Landolf Ladig“ schrieb, gibt. Plausibler als die These einer Zusammenarbeit zwischen „Ladig“ und Höcke ist die These der Identität von „Ladig“ und Höcke, denn diese vermag die im Folgenden aufgelisteten „Überzufälligkeiten“ zu erklären.

Björn Höcke wurde bereits 2006 in seiner Funktion als Lehrer gebeten, sich bei öffentlichen Äußerungen zu mäßigen (Büscher 2015). Er kündigte entsprechend an, nur noch unter Pseudonym zu schreiben (Vogel/Niesmann 2016: 44). In einem der drei Artikel von „Ladig“ wird das Wohnhaus von Höcke beschrieben (Ladig 2012b). Höcke und der Herausgeber der „Ladig“-Texte, Thorsten Heise, haben bereits ihre Bekanntschaft zugegeben, diese beruhe angeblich nur darauf, dass sie Kinder in der selben Schule haben (Thüringer Allgemeine 2014). Eine weitere „Überzufälligkeit“: Der erste Bestandteil des Pseudonyms „Landolf Ladig“ hat eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Vornamen des ältesten Sohnes von Björn Höcke. Es gibt nicht nur keine „Ladig“-Texte mehr, seit Höcke 2013 offiziell in die Politik ging, diese Person scheint komplett verschwunden zu sein, wenn man davon ausgehen würde, dass Höcke nicht „Ladig“ sei. Nachdem die ersten Verbindungen zwischen „Ladig“ und Höcke bekannt gemacht wurden, forderte der alte Bundesvorstand unter Bernd Lucke Björn Höcke auf, mich anzuzeigen und eine eidesstattliche Versicherung abzugeben, nicht für NPD-Magazine geschrieben zu haben (Weiland 2015). Beides verweigerte Björn Höcke (ebd.), obwohl er sich sonst nicht zimperlich zeigt (Prozess gegen ehemaligen Parteikollegen, gegen die taz, etc.). Er erhielt dabei mediale Unterstützung von der Tageszeitung „Die Welt“, deren Chef-Berichterstatter über die AfD, Günther Lachmann, das Verhalten des Bundesvorstandes statt der Verweigerung Höckes skandalisierte (Lachmann 2015). Lachmann ist nach seinem Rauswurf aus der „Welt“ wegen „groben Verstoßes gegen journalistischer Grundsätze“ (Aust 2016), er habe sich der AfD „angedient“ (ebd.), nun für „strategische Kommunikation“ tätig in der AfD-Landesfraktion in Thüringen. Höcke erklärte mit der Anstellung Lachmanns „die Zeit der Rechtfertigung für beendet!“ (Höcke 2016), die „Fundamentaloppostion“ gegen die „Altparteien“ gelte nun auch für die „Altmedien“ (ebd.).

Eine Aufklärung in der Causa „Landolf Ladig“ ist vom hessischen Geschichtslehrer Höcke auf journalistischer Ebene nicht mehr erwartbar.

Es lässt sich festhalten, dass mit der AfD eine nationale Bewegung aufgebaut wird, deren zentrale Integrationsfigur Björn Höcke ist. Höckes Statements beinhalten die zentralen Elemente einer faschistischen Ideologie und fügen sich begrifflich in eine neonazistische Ideologieproduktion, die 2011/2012 unter Pseudonym veröffentlicht wurde und einen revolutionären Systemwechsel zugunsten der Etablierung einer NS-Wirtschaftsordnung auf rassenbiologischer Grundlage propagiert.

Literatur


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